2001 wurde sie in Berlin gegründet, seit 2004 gibt es sie weltweit. Die Yellow Lounge verknüpft Elemente der Clubkultur mit klassischer Musik. In Berlin, London, Paris, Stockholm, Wien, Sydney, Buenos Aires und vielen weiteren Metropolen weltweit strömen Menschen in die Clubs, um sich dort mal nicht von kühlen Techno-Beats sondern von Auftritten klassischer Musiker elektrisieren zu lassen: Es ist widersprüchlich und zugleich doch auch so passend – die Verbindung zwischen Klassik und Club mischt das Liveerlebnis eines hochkarätigen Solisten mit experimentellen DJ Sets, die die gängigen Hörgewohnheiten der Klassikwelt gehörig durcheinander wirbeln. Ergänzt wird der akustische Sinnesgenuss durch außergewöhnliche Live-Videoinstallationen.
Wenn DJ Clé am Werk ist, dann kann man sich mit einem wohligen Seufzer genussvoll auf den nächsten Barhocker fallen lassen und gespannt die Ohren spitzen. DJ Clé ist ein renommierter DJ und Musikproduzent. Sein Leben dreht sich um Sounds, Partys und Clubs und dabei ist er stets offen für den Aufbruch zu neuen Ufern und Experimente quer durch die Kulturszene. Sein Projekt “Märtini Brös.”, das er zusammen mit Mike Vamp 1997 initiierte, wurde einer größeren Öffentlichkeit beispielsweise bekannt, als die beiden DJs unter der Regie von Katharina Thalbach eine elektronische Vertonung der Oper Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart im Berliner E-Werk aufführten.
Liest man die lange Liste der völlig unterschiedlichen 44 Tracks des brandneuen Doppelalbums, könnte man sich spontan denken “Das kann doch unmöglich alles zusammen passen”. Doch was im Club funktioniert, das gelingt auch beim Hören zuhause. Kaum lässt man sich darauf ein, ist man gefangen von der ganz eigenen Klangwelt, die DJ Clé mit meisterhaftem Fingerspitzengefühl kreiert, während er sich mit Stilsicherheit durch die Epochen bewegt.
Das Doppelalbum beginnt mit einem Schlaflied. Beim Hören von Sven Helbigs Komposition, gespielt vom Fauré Quartett, entspannt man sich augenblicklich, atmet tief durch und öffnet die Sinne. Und damit geht die genussvolle Reise durch DJ Clés Klangwelten auch erst los. Martha Argerich lässt mit Maurice Ravels “Ondine” aus dem Zyklus “Gaspard de la nuit” mit der Anmut einer Wassernixe glitzernde Wassertropfen über die Tasten tanzen, kurz darauf wecken unter den 40 Fingern des Melos Quartetts die lebhaft-forschen Pizzicati aus Ravels Streichquartett alle Lebensgeister. Und auch der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard widmet sich noch einmal Maurice Ravel und lässt seine 1901 komponierten Wasserspiele “Jeux d’eau” mit herrlicher Leichtigkeit perlen. Wunderbar knüpft daran der Geiger Daniel Hope mit der “Wild Swans Suite” aus der Feder der usbekisch-australischen Komponistin Elena Kats-Chernin an.
Bei solch einem facettenreichen Album darf der britische Komponist Max Richter natürlich auch nicht fehlen. Daniel Hope interpretiert Richters “Berlin By Overnight” für Violine und Kontrabass mit ebenso puristischer Eleganz wie die Recomposed Version des Komponisten von Vivaldis “Frühling” und “Winter” aus den berühmten “Vier Jahreszeiten”. Daniel Hopes warmer Klang geht sofort unter die Haut.
Überhaupt ist das Doppelalbum unter der stilsicheren Federführung von DJ Clé ganz ungekünstelt zu einer Art Ode an den Schönklang geraten, ohne dass die Werke dabei an Charakter verlieren. Wenn das Philharmonia Orchestra das Adagio “Nimrod” aus Edvard Elgars zauberhaften “Enigma Variationen” spielt, dann wird einem wohlig warm im Bauch, so bestechend schön ist die Klanggestaltung. Die Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter singt Henry Pucells “Oh Solitude” mit hinreißendem Schmelz in der Stimme. Und das Andante aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur gelingt dem jungen Jan Lisiecki am Flügel ausgezeichnet mit liebevoller Anmut und hoher emotionaler Ausdruckskraft.
Ob Mozart, Brahms oder Debussy, ob John Cage, Ludovico Einaudi oder Philip Glass. Ob mit sinfonischer Wucht in den “Planeten” von Gustav Holst, oder zärtlich-intim mit einer einzelnen Solovioline: DJ Clé beweist mit dem Doppelalbum, dass er keine Berührungsängste hat – weder bei den altehrwürdigen Meistern der Klassik, noch bei aktuelleren Werken der heutigen Zeit. Er hat ein erfrischendes Projekt geschaffen, das durch seine eigene akustische Ästhetik die äußerst reizvolle Chance bietet, mal die ausgetrampelten Pfade in der Klassikwelt zu verlassen und durch die kreative Kombination der Werke mit den Ohren musikalisches Neuland zu erkunden.