Zugegeben, Bartóks Streichquartette sind nicht das, was man beim Frühstück nebenbei hört. Sie sind komprimiert und anspruchsvoll für Interpreten wie Zuhörer – die knappste Zusammenfassung von Bartóks kompositorischem Denken.
Sich Zeit nehmen, zuhören, wieder zuhören, sich versenken – langsam erschließen sie sich, diese Wunderwerke an Verdichtung. Komponieren für das Streichquartett, das ist Beschränkung auf vier Stimmen und den begrenzten Vorrat an Klangfarben. Doch Bartók lotet diesen engen Raum bis an die Grenzen des Denkbaren aus, entdeckt die Freiheit in der Restriktion. “… wenn in der Musik des 20. Jahrhunderts etwas vorhanden ist, was unsere Nachkommen überzeugen kann, dass unser Zeitalter nicht so barbarisch war, wie die Geschichte es zeigt, wenn solche Musik existiert, dann sind es Bartóks Streichquartette”, sagte 1950 Cecil Mason.
1995 spielte das Hagen Quartett die Streichquartette im Wiener Konzerthaus und arbeitete dabei eng mit dem ungarischen Komponisten György Kurtág zusammen. Man analysierte gemeinsam die hochkomplexen Werke und entwickelte neue Spieltechniken, um Bartók gerecht zu werden. Eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, wie die Hagens berichteten. Und das Ergebnis lässt sich (jetzt) auch hören …