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Max Richter
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Déjà-vu mit unerwartetem Ausgang - Recomposed by Max Richter: Vivaldi, The Four Seasons

Max Richter
© Erik Weiss
31.08.2012

Als wichtige Inspirationsquelle schätzt Max Richter den Schriftsteller Haruki Murakami. Er besitze die Gabe, Alltäglichem eine magische Aura zu verleihen, sagt der britische Komponist. Als wollte er diese Idee vertonen, erhob Richter einen der belanglosesten Klangreize zum Medium künstlerischen Ausdrucks. Für sein Album „24 Postcards in Full Color“ (2008) komponierte er Klingeltöne. Aus einer neuen Perspektive nähert er sich dem Thema mit seinem aktuellen Albumprojekt. Dafür hat Max Richter erstmals eine musikalische Originalvorlage bearbeitet: Vivaldis „Vier Jahreszeiten“.

Begegnung auf Augenhöhe

„Das Werk ist ein omnipräsentes Klangobjekt und wie kein anderes Teil unserer musikalischen Landschaft und meines täglichen Lebens”, sagt Max Richter, „ich höre es regelmäßig im Supermarkt, in Telefon-Warteschleifen oder in der Werbung.“ Die unausweichlichen Déjà-vus mit dem fast 300 Jahre alten Werk haben ihn zum Nachdenken angeregt. Hören wir eigentlich noch genau hin, erkennen wir nicht immer nur das wieder, was wir bereits zu kennen glauben, und betrachten wir Vivaldis Geniestreich nicht längst als Selbstverständlichkeit? Es sind Fragen eines aufrichtigen Vivaldi-Bewunderers. Sie werden von einem der erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart gestellt, der die zeitgenössische Musiklandschaft mit seinen preisgekrönten Soloarbeiten und Auftragswerken für Musiktheater- und Filmproduktionen prägt.

Auskomponierter „Remix“

Seinen Wunsch, das Werk selbst neu zu entdecken und seinen Zauber für vorgeprägte und offene Ohren neu zu beschwören, versuchte Max Richter zunächst mit dem Ansatz seiner Vorgänger Carl Craig & Moritz von Oswald und Matthew Herbert zu verwirklichen – als Remixer einer der zahlreichen Aufnahmen des Werks. Am Ende entschied er sich, die Partitur auf Notenebene zu erschließen. „Die Arbeit mit einer existierenden Aufnahme war wie einen Schacht in eine außerordentlich reiche Gesteinsspalte zu graben und Rohdiamanten zu entdecken, die ich nicht bergen konnte”, sagt Richter. „Das frustrierte mich so, dass ich beschloss, die Partitur tatsächlich neu zu schreiben, sie buchstäblich zu re-komponieren.”

Mit heutigen Ohren gehört

Richters Wunschpartner für die Umsetzung der Partitur zeigten sich sofort begeistert von dem Projekt: der Geiger Daniel Hope, erfahrener Interpret zeitgenössischer Musik und gefeierter Exponent des klassischen Repertoires, sowie Dirigent André de Ridder, Vorreiter der Neuen Musik und gefragter Partner für Kollaborationen mit Popkünstlern wie Gorillaz oder These New Puritans. De Ridder erläutert Richters Arbeitsweise: „Max' Version bedient sich zeitgenössischer Kompositionstechniken, die man eher aus der elektronischen Popmusik kennt, z. B. Looping oder Sampling – nur dass er diese eben analog, auf Notenpapier und mit einem Ensemble umsetzte.“ Er fügt hinzu: „Wir reden hier von der Essenz des Originalstücks, wenn man sie mit unseren heutigen Ohren hört – so wie man klassische Musik ja oft hören möchte!” Daniel Hope spricht von einem künstlerischen Schlüsselerlebnis: „Ich habe mich stets davor gedrückt, Vivaldis Original aufzunehmen, dafür gibt es einfach zu viele Einspielungen. Max’ Bearbeitung hat mein Gehör aber ganz neu gefordert und mir gleichzeitig wieder Appetit auf den ‘Original-Vivaldi’ gemacht.”

„Recomposed By Max Richter: Vivaldi Four Seasons“ erscheint bei Deutsche Grammophon. Das Album ist ab 12. Oktober 2012 erhältlich.

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