Das musikalische Erbe Ludwig van Beethovens ist überbordend und hat Generationen von Musikern geprägt. Im Jubiläumsjahr 2020, in dem der bahnbrechende Komponist seinen 250. Geburtstag feiert, ist dieser klangreiche Schatz präsenter denn je. Nun erscheint bei Deutsche Grammophon ein digitale EP des britischen Komponisten Max Richter, das ein einzigartiges Orchesterwerk beinhaltet, das auf Auftrag des Beethoven Orchester Bonn entstanden sind. Außerdem findet sich darauf das Klavierstück “Andante Loops”, das direkt an das Orchesterwerk anschließt. Die EP wird am 18. Dezember veröffentlicht. Bereits am 17. Dezember, dem Geburtstag von Beethoven, erscheint das neue Orchesterwerk “Opus 2020” auf allen gängigen digitalen Plattformen.
Der Komponist, Pianist und Produzent Max Richter entzieht sich seit jeher den stilistischen Schubladen. So mischt er in seiner Musik barocke Formen und minimalistische Methoden und lässt klassische Orchestrierung und moderne Technologie subtil miteinander verschmelzen. Längst ist sein Oeuvre von beeindruckendem Umfang und umfasst Konzertmusik, Opern, Ballette, Kunst- und Video-Installationen ebenso wie Musik für Film, Theater und Fernsehen sowie eine Reihe erfolgreicher Soloalben, die Dichtung und Literatur mit einbeziehen. Diese Bandbreite an Prägungen und diese stilistische Offenheit und Neugierde spiegelt sich auch in Max Richters musikalischer Auseinandersetzung mit dem Werk Beethovens wider und macht “Beethoven – Opus 2020” zu einem inspirierenden Hörerlebnis.
Im Zentrum der Veröffentlichung steht das sinfonische Auftragswerk “Opus 2020”, in dem Richter nicht nur auf Beethoven selbst Bezug nimmt. Darüber hinaus tritt er gewissermaßen auch in künstlerische Zwiesprache mit Karlheinz Stockhausen, der mit seinem Stück “OPUS 1970” vor etlichen Jahrzehnten bereits eine speziellen “Beethoven-Edition” der “Kurzwellen” geschaffen hat – angelegt als Beethoven-Collage für mehrere Radios, verbunden mit einer Lesung aus dem Heiligenstädter Testament. Für Richter war diese Herangehensweise inspirierend. So erzählt er: “Als ich anfing, über Opus 2020 nachzudenken, beschloss ich, einige Elemente von Beethovens und Stockhausens Praxis auf neue Weise in die Gegenwart zu bringen. Diese Intertextualität ist typisch für meine Arbeit; worum es in einem Stück auch immer gehen mag, es geht auf irgendeiner Ebene auch um andere Musik.” Für sein Werk “Opus 2020” hat Richter ähnlich wie Stockhausen ebenfalls Beethoven-Fragmente verwendet, die wie “Tape-Loops” behandelt, aber instrumental gespielt werden und als unterschiedlich lange Materialschleifen sich überschneidende Zeitwelten erzeugen, wie Richter erklärt. Für das Orchester selbst habe dies eine besondere Auswirkung. “Das bedeutet, dass sich das Orchester wie eine demokratische Gemeinschaft von Ensembles verhalten muss, die alle in unterschiedlichen Metren spielen, um den Gesamteffekt zu erzielen. Daraus entsteht eine Art ideale Orchestergesellschaft, in die Beethovens humanistische Vision eingebettet ist. Die orchestrale Hierarchie wird zugunsten eines demokratischen Raumes abgeflacht”, so Richter. Vom Beethoven Orchester Bonn und Elisabeth Brauß am Klavier unter der Leitung von Dirk Kaftan wurde diese Herausforderung intensiv und feinstimmig angenommen, wie die Aufnahme auf dem Album packend dokumentiert. Neben dem Orchesterwerk ist außerdem das Klavierstück “Andante Loops” zu erleben, dessen Material Max Richter direkt aus dem sinfonischen Werk abgeleitet hat. In "Andante Loops” übernimmt der Komponist selbst die Interpretation und zieht die Zuhörer mit meditativer Tiefe in seinen Bann.
Am Ende des außergewöhnlichen Werks erklingt Originalmusik von Beethoven selbst, womit Max Richter gerade in diesen besonderen Tagen eine klare Botschaft verbindet. So sagt der Komponist: “In Anlehnung an Beethovens Vision glaube auch ich leidenschaftlich an die erhebende Wirkung kreativer Werke auf den Einzelnen und die Gesellschaft. Daher übergebe ich das letzte Wort in Opus 2020 an Beethoven selbst, als Erinnerung daran, dass trotz der Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, die Zukunft in unseren Händen liegt; wenn wir uns für kreative und positive Aktionen entscheiden, wird sie heller sein.”