Jonathan Tetelman ist ein hingebungsvoller Wandlungskünstler und Interpret. Im vergangenen Herbst hat Deutsche Grammophon den außergewöhnlichen Tenor unter Vertrag genommen. Am 5. August 2022 legt er nun sein Debütalbum Arias beim Label vor. Eingespielt wurde die Musik in der einzigartigen Akustik des Alfredo Kraus Auditoriums in Las Palmas in herausragender Zusammenarbeit mit dem Orquesta Filarmónica de Gran Canaria unter der Leitung von Karel Mark Chichon. Tetelman beeindruckt in französischem und italienischem Repertoire mit wendiger Technik, packender Emotionalität und einer faszinierenden Palette an Klangfarben.
»Das Singen lässt mich zu dem werden, der ich bin«, sagt Jonathan Tetelman. Es ist sein Ausdrucksmittel und seine Kraftquelle und war von Beginn an Teil seines Lebens. Schon in Princetons American Boychoir School entdeckte er als Mitglied eines tourenden Jungenchors die Faszination der Aufführung klassischer Musik, die ihn später in die Manhattan School of Music führte. Mit 22 Jahren machte er dort seinen Abschluss als Bariton. Es folgte für Tetelman eine Zeit der Selbstfindung. Im Baritonfach fühlte er sich für einen weiteren Weg nicht zu Hause, gleichwohl fehlten Orientierung und Perspektiven. Also pausierte er und arbeitete drei Jahre als DJ in New Yorker Clubs. Die klassische Musik aber ließ ihn nicht los. »Ich fühlte mich völlig verloren – es war, als ob ein Stück von mir abhandengekommen war«, so Tetelman. Also beendete er seine Auszeit, nahm abermals Unterricht und wandelte sich mit ungemeiner Disziplin vom Bariton zum Tenor. »Seither weiß ich: Wenn ich etwas erreichen möchte, dann schaffe ich das auch, aber ich brauche dazu einen guten Grund«, so Tetelman.
Die Mühe hat sich gelohnt – der mittlerweile weltweit überaus gefragte und an der Schwelle zur großen Opernkarriere stehende Tenor verfügt über einen außergewöhnlichen klanglichen Facettenreichtum und eine kraftvolle und warm schwingende Stimme, eine »lyrische Stimme mit viel Power«, wie er selbst sagt, eine »romantische Stimme im klassischen Sinn«. Doch Tetelman ist nicht nur ein begnadeter Stimmkünstler, dessen Instrument eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen hat. Er ist darüber hinaus ein leidenschaftlicher Bühnenmensch, der sich mit Hingabe in die jeweiligen Rollen und Partien hineinbegibt. »Ich liebe es, die psychologischen Aspekte der Charaktere herauszuarbeiten«, sagt der Sänger, jedes Mal aufs Neue sei es faszinierend zu erkunden, wer die Person im Stück wirklich ist und wie sie sich entwickelt im Zuge der Handlung.
Sein Debütalbum Arias, das der 33-Jährige nun veröffentlicht, ist für den Interpreten eine wichtige »Bestätigung für die harte Arbeit, sprichwörtlich Blut, Schweiß und Tränen, die ich investiert habe in mein Singen, meine Kunst und meine Stimme«.
Um die verschiedenen Klangfarben seiner Stimme zu zeigen, finden sich Stücke aus unterschiedlichen Epochen und Genres auf dem Album, wobei der Schwerpunkt auf italienischem und französischem Repertoire liegt. »Wir haben für mein Debüt Werke ausgewählt, die ebenso sanft und delikat wie auch heroisch und dramatisch zu Herzen gehen«, sagt Tetelman. Zu der Arie »Addio fiorito asil« aus Puccinis Madama Butterfly hat er ein ganz besonderes Verhältnis. »Es ist das erste Stück, das ich je als Tenor gesungen habe und bei dem ich mich zum ersten Mal stimmlich zu Hause gefühlt habe. Es gibt für mich kaum größere Musik als jene Puccinis, ihr gehört mein Herz.« Neben Auszügen aus drei Opern von Verdi ist auf dem Album unter anderem Musik von Bizet, Cilea, Giordano, Mascagni und Massenet zu hören. Mit Auszügen aus Francesca da Rimini von Riccardo Zandonai findet sich zudem ein markanter Meilenstein aus Tetelmans bisheriger Karriere auf dem Album: Als Paolo feierte er seinen ersten großen Erfolg an der Oper in Berlin.
In der persönlichen Geschichte von Jonathan Tetelman ist Arias Ziel- und Startpunkt gleichermaßen und ein beeindruckendes musikalisches Reifezeugnis seiner mannigfaltigen Ausdruckskraft. Bei den Zuhörern weckt es die Neugierde auf alles, was dem Debüt des Sängers beim Label folgen mag. Das gilt auch für den Sänger selbst: »Ich freue mich sehr auf den Prozess, der nun beginnt und fühle mich am Anfang eines sicher aufregenden Wegs«, so Tetelman.