Die Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven zählen fraglos zu den gewichtigsten Werken der Klavierliteratur. Für den polnischen Pianisten Krystian Zimerman sind sie immer wieder aufs Neue beglückende Meisterwerke, deren Inhalt und Tiefe sich nie abnutzen, ganz gleich, wie oft man sich mit ihnen auseinandersetzt. “Diese Konzerte kann man ein Leben lang spielen, ohne sie jemals sattzubekommen”, so der Pianist. 1989 hat Zimerman die Beethoven-Konzerte zum ersten Mal aufgenommen, nun legt er eine herausragende Neuaufnahme der Stücke vor, live eingespielt mit Sir Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra. Das Album “Ludwig van Beethoven – Complete Piano Concertos” erscheint am 16. Juli bei Deutsche Grammophon und ist sowohl als Digipack mit drei CDs, als Vinyl-Box mit 5 LPs und als Audio e-Album erhältlich. Eine Deluxe Ausgabe mit exklusivem Videomaterial von allen fünf Konzerten und einem Dolby-Atmos-Mix sämtlicher Audio- und Videoaufnahmen erscheint am 5. November.
Ludwig van Beethoven hat mit seinen fünf Klavierkonzerten Werke von ganz unterschiedlicher Couleur und Charakteristik geschaffen, die gerade in der Gesamteinspielung einen mannigfaltig schillernden Klangkosmos entstehen lassen. “Jedes Konzert hat seinen ganz eigenen Charakter”, sagt Zimerman, und in seiner Interpretation lotet er diesen jeweils intensiv aus. Dabei sind insbesondere die ersten beiden Konzerte voller Humor und Hintersinn, gekrönt vom Finale des ersten Konzerts. Das dritte Konzert ist in c-Moll gehalten und beinhaltet einen der innigsten langsamen Sätze, während die Musik im vierten Konzert geheimnisvoll nach vorne treibt und im Spiel Zimermans durch den Einsatz einer neuen Tastatur mit Anklängen an ein Hammerklavier erklingt. Das 5. Klavierkonzert gleicht für den Pianisten einer “Symphonie mit Soloklavier, das hier eine bedeutende und imposante Persönlichkeit darstellt” und berührt mit einem zu Herzen gehenden Adagio-Satz.
Die neue Beethoven-Einspielung ist das vierte Aufnahmeprojekt, das Zimerman und Rattle in den vergangenen 20 Jahren miteinander verwirklicht haben und man spürt, wie eng die beiden Musiker miteinander verbunden sind. “Es gibt zwischen uns eine ganz selbstverständliche und natürliche Kommunikation”, so Rattle – das sei wie mit einem Bruder und auch Zimerman erlebt “eine ganz andere Ebene des Musizierens und Verstehens”, die sich auf dem Album eindrucksvoll widerspiegelt. Entstanden am Ende eines von Corona geprägten Jahres, das einen tiefen und verstörenden Einschnitt für die Live-Musik-Welt bedeutete, zeugt die Aufnahme nicht zuletzt auch von der besonderen Freude und Intensität, die trotz der Ausnahmebedingungen auch bei der Aufnahme im gemeinsamen Spiel zu erleben war. Dabei zeigt sich das London Symphony Orchestra einmal mehr als wendiger und fein aufeinander eingespielter Klangkörper, der unter Leitung von Rattle im musikalischen Dialog mit Zimerman die Konzerte zum Leben erweckt und ihre verschiedenen Facetten ausleuchtet. Der Solist wiederum überzeugt durch unmittelbare Präsenz und kunstvolle Phrasierung in seinem Spiel und geht den Werken geistreich und feinsinnig, reif und neugierig zugleich auf den Grund.