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Arvo Pärt
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Das Klagelied Adams - Arvo Pärts “Adam’s Lament”

Arvo Pärt
© Kaupo Kikkas / ECM Records
12.10.2012

Dem Gründungsmythos von ECM New Series zufolge hörte Manfred Eicher eine Aufnahme von Arvo Pärts “Tabula Rasa” während einer spätnächtlichen Autofahrt von Stuttgart nach Zürich. Das Werk soll ihn derart gefesselt haben, dass er auf dem Seitenstreifen Halt machte, um genauer hinzuhören. Der Produzent ermittelte daraufhin den Titel des Stücks und den Namen des Komponisten und nahm Kontakt zu Pärt auf. Weil ECM bis dato Jazz und improvisierter Musik gewidmet war, rief Eicher schließlich das neue Label ECM News Series für notierte Musik ins Leben, dessen erste Veröffentlichung 1984 erschien und unter dem Titel “Tabula Rasa” Keith Jarrett, Gidon Kremer und Alfred Schnittke für Aufnahmen von Werken Arvo Pärts zusammenbrachte. Die Geschicke des Münchener Labels und des Komponisten aus Tallinn sind bis heute eng verbunden. Elf Veröffentlichungen von Werken Pärts wurden seit “Tabula Rasa” realisiert – stets in Zusammenarbeit mit dem Komponisten.

Weltersteinspielung auf CD und Erstaufführung in Deutschland

Anlässlich der Münchener Ausstellung “ECM – Eine kulturelle Archäologie”, die einen visuellen und musikalischen Streifzug durch die Geschichte des Labels präsentiert, wird Arvo Pärts Komposition “Adam’s Lament” im Beisein des Komponisten am 13. Oktober erstmals in Deutschland aufgeführt. Zeitgleich erscheint das Werk für Doppelchor und Streichorchester auf der gleichnamigen CD als Weltersteinspielung zusammen mit einer Reihe bekannter Arbeiten Pärts in überarbeiteten Fassungen – aufgenommen vom Lettischen Rundfunkchor, dem Vokalensemble Vox Clamantis und der Sinfonietta Riga, die gemeinsam auch das Konzert im Münchener Herkulessaal bestreiten. “Adam’s Lament” entstand als Auftragswerk im Namen der Kulturhauptstädte Istanbul und Tallinn und wurde anlässlich einer Ehrung Arvo Pärts für sein Lebenswerk durch den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül und den estnischen Präsidenten Toomas Hendrik Ilves in der Hagia Eirene in Istanbul im Juni 2010 uraufgeführt.

Zentrale Botschaft von Liebe und Demut

Seit langem ist Arvo Pärt vom Leben und Wirken des Siluan von Athos (1866–1938) fasziniert. Erstmals inspirierten ihn die Schriften des Heiligen Mönchs im Jahr 1991 zur Komposition “Siluans Song” für Streichorchester. “Adam’s Lament”, 2009 entstanden, basiert auf einem Text, in dem Siluan den Schmerz Adams über den Verlust des Paradieses und der Zuwendung Gottes beklagt. Pärt widmete seine Komposition Archimandrit Sophrony, dem Schüler und Biografen Siluans, der die Schriften des Mönchs in den 1950er Jahren veröffentlichte. Seither werden sie von Kritikern zu den unverzichtbaren Werken jeder ernstzunehmende Anthologie russischer Dichtkunst gezählt. Für Pärt besitzt das von Siluan verfasste Klagelied mit seiner zentralen Botschaft von Liebe und Demut große poetisch-expressive Kraft. Über seine Arbeit mit dem Text sagt der Komponist: “Während ich das Stück komponierte, wollte ich so nahe wie möglich bei Siluans Worten bleiben und, so weit ich es vermochte, mich ihnen überlassen, sie vollkommen verinnerlichen.”

Jahrtausende der Klage und des Leidens

Über die Bedeutung Adams für Siluan und sich selbst erklärt Arvo Pärt: “Der Name Adam ist ein Sammelbegriff, der sowohl die gesamte Menschheit als auch jedes Individuum meint, unabhängig von Zeit, Epoche, sozialer Schicht und Konfession. Man könnte sagen, wir alle, die wir sein Erbe in uns tragen, sind dieser Adam, der schon seit Jahrtausenden auf der Erde leidet und klagt. Unser Urvater Adam selbst hat die menschliche Tragödie vorausgesehen und als seine persönliche Schuld erlebt. Er hat alle Kataklysmen der Menschheit durchlitten bis zur tiefsten Verzweiflung.” Die vorliegende Erstaufnahme der bewegenden Komposition entstand unter der musikalischen Leitung des führenden Pärt-Interpreten Tõnu Kaljuste in der beeindruckenden Akustik der gotischen Nikolaikirche zu Tallinn. Ebenfalls auf “Adam’s Lament” enthalten sind “Beatus Petronicus” für zwei Chöre, acht Holzbläser, Röhrenglocken und Streichorchester (1990/2011), “Salve Regina” für Chor, Celesta und Streichorchester (2001/2011) und fünf weitere Chorwerke von Arvo Pärt.

Konzerthinweis:

Arvo Pärt – Adam’s Lament
Ein Konzert im Rahmen der Ausstellung “ECM – Eine kulturelle Archäologie”
veranstaltet von Haus der Kunst und ECM Records

München, Herkulessaal
Samstag, 13.10.2012, 20:00 Uhr

Deutsche Erstaufführung neuer Werke für Chor und Orchester in Anwesenheit von Arvo Pärt

Lettischer Rundfunkchor, Vox Clamantis, Sinfonietta Riga, Tõnu Kaljuste (Leitung)

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