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Der Durchbruch - Arvo Pärts Tabula Rasa neu editiert

Arvo Pärt, 2010
© Isabelle Françaix / ECM Records
10.09.2010

Tabula Rasa“ war in vieler Hinsicht ein bemerkenswertes Album. Zunächst markierte es den Startpunkt eines neuen Labels, das in den folgenden Jahren Maßstäbe setzen sollte. Denn der Münchner Produzent Manfred Eicher, der sich bis zu diesem Zeitpunkt als Pionier eines neuen Jazzverständnisses mit den Aufnahmen von ECM einen Namen gemacht hatte, suchte nach einem zeitgemäßen Forum, mit dem er auch klassische Werke angemessen darstellen konnte. ECM New Series sollte daher Pfade in bis dato wenig beachtete Stilregionen weisen, etwa in die baltischen Staaten und deren damals noch hinter dem eisernen Vorhang agierenden Künstler, aber auch innerhalb der Szene in die Bereiche von Alter Musik bis zur zeitgenössische Moderne.

Insofern war schon der Titel „Tabula Rasa“ klug gewählt. Ein Neuanfang sollte es sein, ausgehend von einem möglichst offenen Bezugspunkt, der die Traditionen der klassischen Klangentwicklung zwar kannte, sie aber durchaus aus anderen Perspektiven beleuchtete. Arvo Pärt als Komponisten dieses vielschichtigen Albums war ebenfalls ein geschickter Schachzug, schließlich vereinte er nicht nur neugierige Blicke auf eine bislang wenig beachteten Musik auf seine Person, sondern hatte auch die künstlerische Autorität, um der in den Achtzigern vorherrschenden Abstraktion eine intensive, sehr konkrete und spirituell geprägte Musik gegenüber zu stellen. Als Interpreten und Solisten wurde ein vielseitige Mischung gewählt, die auf der einen Seite mit dem Pianisten Keith Jarrett einen der Stars der improvisierenden Moderne zu bieten hatte, ihm darüber hinaus mit dem Komponisten/Pianisten Alfred Schnittke einen großen Namen der Neuen Musik und mit dem Geiger Gidon Kremer den aufstrebenden Stern am Violinistenhimmel zur Seite stellte.

So war „Tabula Rasa“ unterm Strich ein Geniestreich, der dementsprechend die klassische Musikszene umkrempelte und neue Visionen, Produktionen ermöglichte. Das Album ist aus heutiger Sicht eine Wegmarke der zeitgenössischen Moderne und es hat immens viel Hintergrund zu bieten, um es im Rahmen einer Sonderedition entsprechend zu feiern. Die „Tabula Rasa Special Edition“ bietet in aufwändiger Gestaltung zur eigentlichen Musik ein annähernd 200 Seiten starkes Hardcover-Buch, das Notentexte, Facsimiles der Original-Handschriften der Kompositionen von Arvo Pärt, aber auch umfangreiche Informationen zum Album, exklusive Fotos aus dem ECM Archiv und weiterführende Erläuterungen des Musikhistorikers Paul Grifftiths enthält. Es ist damit die angemessene Würdigung eines Monuments der vergangenen Musikjahrzehnte, das viele Wege gewiesen hat.

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