Sie erwecken niedergeschriebene Noten zu neuem Leben, bringen eigene oder fremde Werke zur Aufführung, leiten einen ganzen Orchesterapparat, bestimmen Tempo, Ausdruck und Temperament einer Aufführung und wählen die richtige Musik für jeden Anlass. Dirigenten sind aus dem internationalen Konzertbetrieb nicht wegzudenken. So wollen wir dieser holden Zunft in den kommenden Wochen und Monaten eine Artikelserie widmen, in der wir ausgewählte Künstlerpersönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart vor, die sich um das Dirigat verdient gemacht haben.
1. Leonard Bernstein ist zwar in den USA geboren und aufgewachsen, entstammt jedoch einer jüdischen Einwandererfamilie aus Riwne in der heutigen Ukraine.
2. Er ist eigentlich als Louis Bernstein am 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts geboren und ließ im Alter von 16 Jahren seinen Vornamen in “Leonard” ändern.
3. Seinen Durchbruch feierte Bernstein mit der Aufführung von Schumanns Manfred-Ouvertüre und Strauss’ Don Quixote in der New Yorker Carnegie Hall im Jahre 1943 als er für den erkrankten Bruno Walter einsprang. Die Aufführung wurde im Rundfunk übertragen.
4. Sein Musical “1600 Pennsylvania Avenue” trägt als Namen die Adresse des Weißen Hauses in Washington DC, spielt ebenda und thematisiert die belasteten Beziehungen seiner schwarzen und weißen Bewohner.
5. Seine erste Symphonie finalisierte Bernstein 1943 unter dem Titel “Jeremiah”, mit dem er seiner jüdischen Herkunft Rechnung trug. Er widmete sie seinem Vater.
6. Er selbst hielt sich in erster Linie für einen Komponisten “ernster Musik”, auch wenn er heute vorrangig für seine Unterhaltungsmusik bzw. Musicals bekannt ist.
7.Mit “Young People’s Concerts” hatte Bernstein seine eigene Fernsehsendung und leistete einen erheblichen Beitrag zur musikalischen Bildung der Jugend in den USA.
8.Auch über die Grenzen der USA hinaus war er schon zu Lebzeiten sehr gefragt: 1953 war er der erste amerikanische Dirigent, der an der Scala in Mailand dirigierte. 1959 trat Bernstein erstmals bei den Salzburger Festspielen auf, 1966 debütierte er an der Wiener Staatsoper. 1987 gründete er gar die internationale Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals, die bis heute Bestand hat.
9.Anlässlich des Falls der Berliner Mauer dirigierte Bernstein 1989 Beethovens 9. Symphonie in Berlin und ließ aus der “Ode an die Freude” eine “Ode an die Freiheit” machen. Seine Begründung: “Ich bin sicher, Beethoven würde uns zustimmen”.
10. Sein letztes Konzert gab Bernstein 1990 mit dem Boston Symphony Orchestra in Tanglewood und dirigierte die “Four Sea Interludes” von Benjamin Britten und die 7. Symphonie in A-Dur von Ludwig van Beethoven.
11. Bernstein sollte 1992 das Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker dirigieren, verstarb jedoch am 14. Oktober 1990 im Alter von 72 Jahren an akutem Herzversagen in Folge einer Krebserkrankung.