Mit seiner Anstellung durch die Familie Esterházy, ein altes und angesehenes österreichisch-ungarisches Adelsgeschlecht, begann die glücklichste und schöpferisch fruchtbarste Phase im Leben von Joseph Haydn. Fürst Paul Anton Esterházy hatte einige Werke Haydns kennengelernt, während jener noch in den Diensten des Grafen Morzin stand. Sobald die Anstellung um die Jahreswende 1761 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten Morzins gekündigt werden musste, griff Esterházy zu, machte den 29-jährigen Haydn zum Vizekapellmeister und sicherte sich selbst einen Platz in der Musikhistorie.
Glückliche Jahre am Hofe Esterházy
In dem neuen Dienstverhältnis fand Haydn, dessen Lehr- und Jugendjahre von Mühsal geprägt waren, ideale Lebens- und Arbeitsbedingungen für die kommenden 30 Jahre vor. Denn Paul Antons Nachfolger, der kunstsinnige Nikolaus Esterházy, erwies sich als generöser Förderer des Komponisten, dessen beständig wachsender Ruhm auch das Renommee des Hofes steigern sollte. Gegenüber seinem Biographen Georg August von Griesinger resümierte Haydn die Zeit folgendermaßen: “Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beyfall, ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt, und was ihn schwächte, also verbessern, zusetzen, wegschneiden, wagen; ich war von der Welt abgesondert, Niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so mußte ich original werden.”
Fundament einer Weltkarriere
Joseph Haydn, seit 1766 erster Kapellmeister, verfügte nun über eine gesicherte Existenz, freien Zugang zu Notenmaterial und Instrumenten und leitete ein erstklassiges Orchester, das er durch Neuanstellungen auch erweitern konnte. Die anfangs aus sechzehn Musikern bestehende Kapelle wuchs später auf zwanzig bis fünfundzwanzig Instrumentalisten an und erwies sich als solide Basis seiner Tätigkeit als Kapellmeister und vor allem für die kompositorischen Experimente, die ihm bald Weltruhm einbringen sollten. Er schrieb hier eine Vielzahl seiner klassischen Sinfonien, entwickelte das Prinzip der thematischen Arbeit, komponierte seine zukunftsweisenden Streichquartette sowie Opernwerke und Kirchenmusik.
Die Violinkonzerte
Giuliano Carmignola hat auf seiner neuen CD “Haydn: Violin Concertos” die drei erhalten gebliebenen Konzerte für Solo-Violine und Streichorchester eingespielt, die Haydn im Dienst der Esterházy-Familie geschrieben hat. Sie gehören in den Kontext von Solo-Konzerten, die der Komponist während seiner Anfangsjahre in Esterháza zur Profilierung der teils herausragenden Virtuosen in seiner Kapelle geschrieben hat. Besonders die Fähigkeiten des italienischen Geigers Luigi Tomasini schätzte Haydn hoch, ihm widmete er das technisch anspruchsvolle Violinkonzert in C-Dur (Hob VIIa:1). Und vermutlich war auch das Violinkonzert in A-Dur (Hob VIIa:3) für Tomasini bestimmt. Interessant sind die Konzerte aus heutiger Sicht vor allem, weil sie den Übergang von spätbarocken Einflüssen zur Frühklassik in Haydns Werk markieren.
Mit der Aufnahme von “Haydn: Violin Concertos” erfüllte sich der von der Kritik bereits für seine Einspielung sämtlicher Violinkonzerte Mozarts umjubelte Giuliano Carmignola einen lang gehegten Wunsch. Denn die vermutlich zwischen 1765 und 1770 entstandenen Violinkonzerte Joseph Haydns, die heute nur selten aufgeführt werden, zeigen, so Carmignola, ein Übermaß an Originalität, Witz, Geist und melodischem Erfindungsreichtum. Gemeinsam mit dem Orchestre des Champs-Elysées hat der italienische Geiger sie mit höchster technischer Präzision, musikalischer Disziplin und brillantem Ton eingespielt.