An die Ästhetik einer Schallplatte kommt so schnell kein anderes Medium heran. So ist die Veröffentlichung von Renée Flemings Album “The Beautiful Voice” aus Vinyl ein angemessener Weg, das 20jährige Jubiläum dieser legendären Aufnahmen zu würdigen. Gemeinsam mit dem English Chamber Orchestra hat die amerikanische Sopranistin unter der Leitung von Jeffrey Tate eine Sammlung wunderschöner Arien und Lieder eingespielt, in denen alle Vorzüge von Renée Flemings Stimme zum Ausdruck kommen. Darunter sind Gustave Charpentiers berührende Arie “Depuis le jour” aus dem dritten Akt der Oper “Louise”, das vierte Lied der Vier Lieder op. 27 von Richard Strauss, aber auch Vertreter der leichteren Muse, wie das Vilja-Lied aus Franz Lehárs Operette “Die lustige Witwe”. Renée Fleming beeindruckt in den 14 unterschiedlichen Kompositionen sowohl durch das zarte Schimmern ihrer Stimme in den intimen Passagen, als auch durch große Strahlkraft der schwerelosen Höhe und die künstlerische Überzeugungskraft, die allen Aufnahmen innewohnt.
Historische Momentaufnahme
Als Vladimir Horowitz 1986 nach 61 Jahren Abwesenheit zum ersten Mal in Moskau ein Rezital spielte, war das ein legendärer Moment für den 81-jährigen russischen Pianisten – und für das Publikum. Glücklicherweise hat die Deutsche Grammophon den Zauber dieses Auftritts in einer fulminanten Aufnahme eingefangen, die nun noch einmal auf Vinyl erscheint. Die Kompositionen, die Vladimir Horowitz für das Programm des besonderes Konzertabends ausgewählt hat, spannen einen weiten Bogen durch das Klavier-Repertoire und reichen von Sonaten von Scarlatti und Mozart bis hin zu romantischen und virtuosen Klängen von Robert Schumann, Frédéric Chopin und Franz Liszt. Die Interpretationen sind von der Klarheit und dynamischen Gestaltungsfreude geprägt, die für Vladimir Horowitz typisch ist.
Mythos Mozart
Als Wolfgang Amadeus Mozart am 5. Dezember 1791 starb, steckte er mitten in der Arbeit an seinem Requiem, das, wie vielfach medial thematisiert, gewissermaßen zu seiner eigenen Totenmesse wurde. Die bis heute ungebrochene Faszination des gewaltigen Werkes rührt nicht zuletzt aus den existentiell profunden emotionalen Schattierungen dar, gekleidet in Forum und textliches Gewand der kirchenmusikalischen Komposition des Requiems. Dieses ungeheure Spannungsfeld zwischen Todesangst und beseelter Ahnung einer jenseitigen Welt wird durch das grandiose Solistenquartett und die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Karl Böhm bis ins letzte Detail offenbart. Die Stimmen von Edith Mathis, Julia Hamari, Wieslaw Ochman und Karl Ridderbusch bringen alle dramatischen Facetten aus Mozarts Partitur mit nahezu opernhafter Wucht formvollendet zum Ausdruck.
Mit voller Wucht
Die Orchestersuite “Die Planeten” op. 32 von Gustav Holst ist ein spätromantisches Highlight der Programmmusik und verlangt nach einer unerschrockenen und kompromisslosen Interpretation. Die 1970 entstandene Aufnahme von William Steinberg und dem Boston Symphony Orchestra hat eine elektrisierende Wirkung und bringt in Klang und Gestaltung alles mit, was sich der geneigte Holst-Fan wünschen kann. Fantasievoll, expressiv und mit komplexer sinfonischer Ausdruckskraft, hat William Steinberg eine Einspielung geschaffen, die bis zum heutigen Tage als Referenzaufnahme dient und in der hochwertigen Vinyl-Ausgabe das 100. Jubiläum der Uraufführung angemessen zelebriert.