Was neue Aufnahmetechniken zu leisten vermögen, weiß jeder, der Freude an ausgereiften Klängen hat. Hochauflösend gemasterte Musik tritt plastisch in Erscheinung. Sie klingt differenzierter und räumlicher und rückt so näher an den Hörer heran. Damit ergreift sie ihn, wenn es sich um wahrhaft fesselnde Musik handelt, umso mehr. Sie beschert ihm ein sinnlicheres Musikerlebnis, als dies bei mittelmäßiger Klangqualität der Fall wäre.
Auf diese Qualitäten wollen viele Hörerinnen und Hörer nicht mehr verzichten. Selbst Konsumenten, die nicht auf Blu-ray-Formate zurückgreifen, wissen subtil gemasterte Musik zu schätzen. Auch bei physischen und digitalen Veröffentlichungen profitiert man von professionellem Remastering, so dass heute längst nicht mehr nur eingefleischte Klanggourmets Freude an audiophilen Neu-Editionen haben.
Besonders bezahlt macht sich das Remastering bei Aufnahmeklassikern, die in neu abgemischter Form eine bislang nicht gehörte Klangqualität entfalten. Ein solches Ergebnis erzielt die gerade erschienene Deluxe-Edition mit Herbert von Karajans glänzender Einspielung von Wagners Walküre aus dem Jahre 1967. Mit Größen wie der österreichischen Starsopranistin Gundula Janowitz (Sieglinde), dem legendären Bassbariton Thomas Stewart (Wotan) und der schillernden Operndiva Régine Crespin (Brünnhilde) herausragend besetzt, besticht die Aufnahme durch ihre expressive Spannbreite und ihre lyrischen Akzente. Karajan weiß sein Orchester, die Berliner Philharmoniker, geschickt zurückzunehmen, um die großen Sängerinnen und Sänger gut zur Geltung zu bringen. Seine Aufnahme hält, wie es in dem britischen Klassikmagazin Gramophone treffend heißt, auch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Realisierung “noch immer Überraschungen bereit”.
Als Inbegriff der romantischen Oper gilt Webers Freischütz. Mit ihren Gruseleffekten und psychologischen Feinheiten ist sie trotz des fremdartigen Settings, eine böhmische Dorfwelt kurz nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, von enormer Modernität. Als Kultaufnahme gilt seit jeher der Freischütz von Carlos Kleiber aus dem Jahre 1973. Kein anderer Dirigent wusste den symbolischen Gehalt der Oper so sinnfällig darzustellen wie der Dirigent in seiner Einspielung mit der Staatskapelle Dresden und dem Rundfunkchor Leipzig. Die Kritik lobte bereits bei der Erstveröffentlichung den glänzenden Sound der Aufnahme, der sich bei Webers fein ziselierter Klangpoesie in besonderer Weise bewährt habe. In der jetzt erscheinenden, audiophilen Neu-Ausgabe verstärkt sich diese klangliche Qualität noch um ein Vielfaches. Hinzu kommt die hervorragende Besetzung der Oper mit ausdrucksstarken Sängerpersönlichkeiten wie Gundula Janowitz (Agathe), Peter Schreier (Max), Edith Mathis (Ännchen) oder Theo Adam (Kaspar).
Die historische Aufnahme von Karajans “Die Walküre” wurde in den Emil Berliner Studios neu gemastert und beide Aufnahmen, sowohl die von Karajan als auch die von Kleiber liegen nun auf einer Blu-ray Audio Disc vor. Neben der Blu-ray enthalten die Ausgaben CDs mit der jeweiligen Einspielung. Darüber hinaus darf man sich bei beiden Editionen auf Booklets mit den Libretti der Opern freuen.