Eine Geschichte, wie sie genauso gut im Hier und Heute ich zutragen könnte: Der deutsche Ingenieur Hermann fühl im sich in Russland als Außenseiter. Er hat zwar durchaus Karriere gemacht, aber von seinen Minderwertigkeitsgefühlen kann er sich nicht befreien. Als er herausfindet, dass Lisa die Verlobte des Fürsten Jelezki ist, will er den Traum vom gemeinsamen Liebesglück auch gleich aufgeben. Wie soll sich ein Mädchen aus den höchsten Kreisen einer auf Oberflächlichkeiten konzentrierten Gesellschaft für jemanden interessieren, der nicht zu den »happy few« gehört?
Regisseur Thilo Reinhardt kehrt nach seinen vom Publikum gefeierten Hoffmanns Erzählungen an die Komische Oper Berlin zurück und will mit seiner Interpretation von Pique Dame die Mechanismen des Scheiterns eines Lebenstraumes freilegen. Eine der großen Sängerdarstellerinnen unserer Zeit wird ihm dabei zur Seite stehen: Anja Silja, seit Wieland Wagners Bayreuther Tagen Inbegriff der modernen Sängerschauspielerin, gibt nun mit der titelgebenden Partie der alten Gräfin ihr spätes Debüt an der Berliner Behrenstraße!
Die mit extremer Kälte und sezierender Schärfe vorgetragene literarische Vorlage Alexander Puschkins vom Ingenieur Hermann, der Liebe vortäuscht, um an das Geheimnis der alte Gräfin heranzukommen und schließlich im Wahnsinn endet, wird bei Tschaikowski zur
Geschichte einer großen Liebesleidenschaft, die keine Erfüllung findet. Tschaikowski kehrt die Motivation für Hermanns Handeln um: Er ist wirklich in Lisa verliebt, die gesellschaftlich so weit über ihm steht, dass er sich keine Hoffnung auf sie machen kann. Seine einzige Chance wäre ein großer Geldgewinn. Als er hört, dass die alte Gräfin drei Karten kennt, die einen sicheren Gewinn im Pharao-Spiel verbürgen, meint er, einen Ausweg aus seiner trostlosen Situation gefunden zu haben. Man hat Tschaikowski immer wieder vorgeworfen, mit dieser Umgestaltung der Vorlage den Stoff, wie er von Puschkin überliefert ist, trivialisiert und »operngerecht« zurechtgestutzt zu haben. Bei genauerer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass er nichts weiter getan hat, als die Novelle in eine bühnenwirksame Handlung zu
verwandeln, die einige Motive von Puschkin übernimmt, aber eigentlich sowohl im Hinblick auf die erzählte Geschichte als auch im Hinblick auf den Grundvorgang ganz eigenständig ist.
Tschaikowski erzählt die Geschichte des Versinkens in einer Neurose, die durch die Unerfüllbarkeit des Glücksanspruchs des männlichen Helden ausgelöst wird. Je näher Hermann dem Ziel seiner Wünsche – der Vereinigung mit Lisa – kommt, desto mehr verliert er dieses Ziel aus den Augen, und desto mehr schiebt sich an seine Stelle das, was eigentlich das Mittel hätte sein sollen: Der Gewinn einer großen Geldsumme durch das Geheimnis der alten Gräfin, wodurch das Leben mit der geliebten Frau ermöglicht werden sollte. Und die menschliche Katastrophe nimmt ihren Lauf…
Premiere dieses großartigen Dramas ist am Sonntag, den 25. Januar um 19 Uhr, weitere Vorstellungen folgen am 30. Januar, 8./11./14./27. Februar, am, 10./16. März, 4. April, 2./8. Mai sowie am 18. Juli 2009, jeweils 19:00 Uhr.
Tickets gibt’s wie stets an der Abendkasse sowie im Vorverkauf am Kartentelefon der Komischen Oper Berlin unter 030.47 99 74 00 oder im Internet unter karten@komische-oper-berlin.de
www.komische-oper-berlin.de