Der Geiger spielt eine Auswahl seiner Strauss’schen Lieblingswerke, darunter Kammermusik wie
die Violinsonate, das Klavierquartett, das Sextett aus Capriccio und Metamorphosen
Als Orchesterwerke werden das Violinkonzert mit den Wiener Symphonikern unter Petr Popelka geboten sowie eine Aufführung von Ein Heldenleben aus dem Jahr 2000, in der Seiji Ozawa das Gustav Mahler Jugendorchester leitet mit dem jungen Capuçon als Konzertmeister
Hören Sie hier den zweiten Satz der Violinsonate – Improvisation: Andante cantabile
»Als Konzertmeister des Gustav Mahler Jugendorchesters tauchte ich ganz in die wunderbare Musik von Strauss ein. Heute weiß ich, was für ein Privileg das war.«
Renaud Capuçon
Der Geiger Renaud Capuçon ehrt die innovative spätromantische Klangwelt von Richard Strauss mit Orchesterwerken und Kammermusik des Komponisten, darunter eine neue Einspielung des frühen Violinkonzerts, dargeboten mit den Wiener Symphonikern unter Petr Popelka, und eine Aufführung von Ein Heldenleben, die Capuçon 2000 mit dem Gustav Mahler Jugendorchester unter der Leitung von Seiji Ozawa gab. Die Veröffentlichung, die am 31. Januar 2025 sowohl digital als auch auf drei CDs erscheint, bietet außerdem Highlights wie die Violinsonate, das Klavierquartett, das Sextett aus Capriccio, die Metamorphosen in einer Version für Streichseptett sowie die Daphne-Etüde für Violine solo. Bereits am 6. Dezember 2024 kommt der Mittelsatz der Violinsonate als Stream und Download heraus. Es folgt am 3. Januar 2025 das Scherzo aus dem Klavierquartett sowie am selben Tag wie das Album der zweite Satz des Violinkonzerts, Lento, ma non troppo. Darüber hinaus ist Capuçon am kommenden Samstag, den 7. Dezember 2024, live in dem einzigartigen Konzert der spektakulären Wiedereröffnung von Notre-Dame de Paris zu erleben.
»Es ist ein bisschen eigenartig, aber ich liebe es«, sagt Renaud Capuçon über Strauss’ Violinkonzert in d-Moll, das der Komponist 1882 mit gerade einmal 17 Jahren schrieb. Das Werk wird eher selten gespielt – vielleicht, so Capuçon, weil es »sehr schwierig ist, vergleichbar mit dem Violinkonzert von Schumann«. Trotz traditioneller Form ist es farbenreich – vom dramatischen Eröffnungsallegro über den lyrischen langsamen Mittelsatz bis hin zum temperamentvollen Finale – und offenbart Strauss’ frühe Meisterschaft der Orchestrierung. Unter der Leitung von Petr Popelka gehen Capuçon und die Wiener Symphoniker in einen Dialog feiner Zwischentöne, die jeden Stimmungswechsel der Musik einfangen.
Die Interpretation von Ein Heldenleben stammt aus Capuçons Zeit als Konzertmeister des Gustav Mahler Jugendorchesters. Er war damals 24 Jahre alt und erinnert sich gern daran, wie er Strauss’ Orchesterwerke mit Seiji Ozawa entdeckte. Die erste Geige tritt im dritten der sechs Hauptabschnitte der symphonischen Dichtung hervor, sie übernimmt die Rolle als »Des Helden Gefährtin«, bei der Strauss seine Frau Pauline de Ahna im Sinn hatte.
Unter Capuçons Auswahl an Kammermusikwerken ist auch ein Solostück, das Strauss seinem Enkel Christian widmete, die reizvolle Daphne-Etüde, nach einem Motiv aus seiner gleichnamigen Oper. Die virtuose Violinsonate in Es-Dur von 1887 spielt Capuçon mit dem Pianisten Guillaume Bellom und das Duo wird dann von dem Bratschisten Paul Zientara und der Cellistin Julia Hagen im Klavierquartett von 1883–84 begleitet. Alle drei Musiker wurden von Capuçon im Rahmen seiner Initiative Beau Soir Productions gefördert.
Und auch Kammermusik aus Strauss’ Reifezeit ist zu hören. Im entrückten Streichsextett aus der Eröffnung seiner Oper Capriccio (1943) gelingt es dem Komponisten, die einzelnen Instrumente hervorzuheben und zugleich mit den anderen zu verschmelzen. Das dunkle, klagende Werk Metamorphosen (1945) stammt aus den letzten Monaten des Krieges. Capuçon und seine Freunde spielen die ursprüngliche Fassung für Septett, die in den 1990er-Jahren von dem Cellisten Rudolf Leopold arrangiert wurde. Beide Werke wurden live bei den Salzburger Festspielen 2022 mitgeschnitten, es wirken mit Christoph Koncz (Violine), Gérard Caussé und Veronika Hagen (Viola), Julia Hagen und Clemens Hagen (Cello) und, in den Metamorphosen, Alois Posch (Kontrabass).