Die Capitol-Studios in Hollywood sind der Inbegriff eines Musikertraums. Seit 1956 haben dort Ikonen wie Frank Sinatra, die Beach Boys und Michael Jackson legendäre Aufnahmen gemacht. Der Eintritt in dieses Heiligtum gleicht einem Ritterschlag. Verständlich war daher die Euphorie Peter Gregsons, dem “freimütigen Studio-Nerd” (Gregson über Gregson), als er im vergangenen Jahr die Gelegenheit zu einer Live-Session in den Capitol-Studios bekam.
In Kalifornien nahm Gregson sechs Stücke auf. Sie stammen aus seinem jüngsten Studio-Album “Recomposed by Peter Gregson: Bach – The Cello Suites”. Eingespielt mit einem Sextett, bringen die neue Aufnahmen die außergewöhnlichen Fähigkeiten Gregsons beeindruckend heraus: als Cellist und Ensemble-Leiter mit einem maßgeblichen Hintergrund als Tontechniker. Wie in einem Kaleidsokop fangen sie sein prägnantes Zusammenspiel mit dem Ensemble, angereichert mit elektronischen Elementen ein.
Peter Gregson komponiert Filmmusiken für Hollywood, Partituren für Videospiele, philosophiert über die Wissenschaft des Klangs und spielt Kammermusik auf dem Cello. Der renommierten Klassik-Serie “Recomposed” hauchte er mit “Recomposed by Peter Gregson: Bach – The Cello Suites” neues Leben ein, nach Ausgaben von Matthias Arfmann, Jimi Tenor, Carl Craig/Moritz von Oswald, Matthew Herbert sowie “Vivaldi Recomposed” von Max Richter. “Ein Musiker muss etwas erschaffen, das in seiner Zeit relevant ist”, sagte Gregson. Seine Re-Kompositionen machen Bachs Cello-Suiten zu dreidimensionalen Gebilden. Dabei ließ er Bachs Partituren quasi unberührt, eine Hommage an seine Zeitlosigkeit.
Im direkten Vergleich der neuen Live-Interpretationen mit den Original-Studioversionen von “Recomposed by Peter Gregson: Bach – The Cello Suites”, fällt der satte Raumklang der Capitol-Aufnahmen auf. Die einzelnen Celli verschmelzen dort miteinander und ineinander, fließen in einem Strom. Sie klingen dringlicher, direkter. Ganz charakteristisch ist dies im Prelude der ersten Suite (BWV 1007) zu hören. Das Live-Element steht im Vordergrund. Wer das Glück hatte, Gregson und Co. schon einmal im Konzert erleben zu dürfen, etwa 2018 in der Yellow-Lounge beim Hamburger Reeperbahn-Festival, wird spontan an die unvergesslichen Glücksmomente erinnert.
“An Evening at Capitol Studios: Bach Recomposed” erscheint am 29. Januar 2021 als stream- und downloadbares Album und – das ließ er sich nicht nehmen – auch als eindrucksvolles Visual-Album. Peter Gregson hat kürzlich ein neues Studio-Oeuvre angekündigt, das im September 2021 erscheinen soll. Einstweilen kann man sich noch wunderbar mit den neuen Live-Aufnahmen von “An Evening at Capitol Studios: Bach Recomposed” einigeln.