Aller guten Dinge sind vier, könnte das Motto der neuesten Einspielung des renommierten Cellisten und Komponisten Peter Gregson lauten. So erscheint unter dem Titel “Quartets: Three and Four” am 11. November ein digitales Album bei Deutsche Grammophon, das die intensive Auseinandersetzung des Exklusivkünstlers des gelben Labels mit der Quartett-Form bezeugt. Parallel zur digitalen Veröffentlichung wird eine Deluxe-Version herausgebracht, die alle vier Quartette Gregsons auf CD oder Vinyl vereint.
Die Form des Streichquartetts fasziniert den vielseitig begabten Künstler Peter Gregson schon lange. So schätzt er es als “mächtiges Instrument für sich mit einem unglaublichen Sound” und darüber hinaus als “Medium mit einer herrlichen Ausdruckskraft und einem beispiellosen Repertoire, das hunderte Jahre zurückreicht”. Er selbst wollte an diese Kompositionsgeschichte anknüpfen und hat sich zum Ziel gesetzt, ein “Quartett aus Quartetten” zu kreieren, vier unterschiedliche Stücke für vier Stimmen also, die gemeinsam wiederum ein Quartett formen. Die ersten beiden Werke dieses programmatischen Konzepts sind 2016 und 2017 als EPs “Quartets: One” und “Quartets: Two” erschienen; mit dem neuen Album schließt Gregson nun den Kreis und legt den dritten und vierten Teil des Großprojekts vor.
Mit dem dritten und vierten Quartett knüpft Gregson direkt an seine beiden ersten Quartette an, bei denen er sich vom rein akustischen Gesamtklang hin zur Verwendung von Synthesizern als weitere instrumentelle Ebene entwickelte. Dabei führt er den beschrittenen Weg insbesondere im 3. Quartett konsequent fort und fügt weitere elektronische Effekte hinzu, um reichhaltige Schallstrukturen zu erschaffen. Gregsons Ziel war es dabei, „eine atmende Klanglandschaft“ zu erschaffen, wie er sagt, „in der die natürliche Wärme des Streichquartetts und die potentiell kalte Welt der Elektronik nebeneinander bestehen können“. Dafür hat er verschiedene elektronische Elemente wie Hall, Verzögerungen, Harmonizer und Synthesizer ausgewählt, die alle physisch präsent waren und ebenso aufgenommen wurden wie das Streichquartett. Die Musiker wiederum hörten die Electronics über Kopfhörer und konnten im Raum darauf reagieren.
Im 4. Quartett war es der Anspruch des Komponisten, sein „Verständnis von reiner Quartett-Komposition“ weiterzuentwickeln und ebenso die einzelnen Linien zu erforschen wie auch die gemeinsame Stimme der vier Instrumente. Entsprechend kehrt Gregson hier zu einem rein akustischen Setup in eine eher klassische Klangwelt zurück und hat dem Carducci-Quartett ein bemerkenswertes Stück gewidmet. Unter dem Titel „Three Parallels“ führt Gregson in diesem Quartett immer wieder drei Stimmen des Ensembles zusammen, während die vierte eine eigene Linie verfolgt, um kurz darauf die Rollen wiederum zu wechseln. Gregson selbst beschreibt die Tonsprache dieses Quartetts als „nach außen hin melodisch und tonal, aber nicht zu verwechseln mit komfortabel“. So gäbe es feine Details innerhalb des Stücks, die sich gleich kleinen Wellen im Wasser immer weiter entwickeln und durch die drei Sätze des Werkes wandeln.
Peter Gregson ist ein Tonschöpfer, der es meisterhaft versteht, klassische Kompositionstechnik und elektronische Neuerungen intuitiv ineinander fließen zu lassen und dadurch einen überaus spannenden Klangkosmos zu kreieren. Auf dem neuen Album “Quartets: Three and Four” ist dies eindrucksvoll erlebbar. Dabei zeigt Gregson sowohl bei den rein akkustischen als auch bei den elektronischen Phrasen sein Können, wobei die elektronischen Effekte das Klangbild intensiv bereichern, ohne je künstlich zu wirken. So bietet der Abschluss der Quartettserie von Peter Gregson ein beeindruckendes Hörerlebnis, das die besondere Dichte und Komplexität des Streichquartetts faszinierend auslotet.