Das Liedschaffen von Ludwig van Beethoven ist im Vergleich zu seinen berühmten Symphonien und großen Instrumentalwerken weniger bekannt. Gleichwohl sind die poetisch-innigen Textausdeutungen des Komponisten von herausragender Kunstfertigkeit und umso lohnender ist es, sie von ihrem Schattendasein zu befreien. Der renommierte Bariton Matthias Goerne und der gefeierte Pianist Jan Lisiecki setzen genau hier an und stellen auf ihrem ersten gemeinsamen Album “Ludwig van Beethoven: Lieder – Songs” verschiedene Lieder Beethovens ins Zentrum. Das Album erscheint am 20. März bei Deutsche Grammophon und bietet einen vielschichtigen Einblick in Beethovens Schaffen als Liedkomponist.
Mit den “6 Liedern”nach Texten von Christian Fürchtegott Gellert und dem Liederzyklus “An die ferne Geliebte op. 98” bilden auf dem Album zwei jeweils sechsteilige Liederzyklen den programmatischen Rahmen, die Beethovens dichte und überaus subjektive Tonsprache eindrucksvoll widerspiegeln. Dabei ist die Gesangsstimme auffallend instrumental ausgestaltet, wie Goerne bemerkt, sodass hierin die besondere sängerische Herausforderung liegt. “Zwar sind die Melodien großartig geformt, aber es gibt nur wenige Lücken und damit nur wenige Möglichkeiten zu atmen”, so der Sänger. Der komplexe Klavierpart wiederum erfordere in Beethovens Liedern “eine virtuose Selbstverständlichkeit” beim Pianisten, über die Goernes Duopartner Jan Lisiecki zweifelsohne verfügt. Mit Einzelstücken wie “Der Liebende WoO 139”, “An die Hoffnung op. 32”, “Adelaide op.46” oder "Das Liedchen von der Ruhe op. 52 Nr. 3"prägen neben den beiden größeren Liederzyklen verschiedene einzelne Lieder das Album, in denen sich Beethoven als feinsinniger Ausdeuter des jeweiligen Textes zeigt, der die verschiedenen sprachlichen Bilder ausdrucksstark in Musik übersetzt. Liebessehnsucht und Naturempfindung offenbaren sich dabei in verschiedensten Facetten, wobei das fühlende und suchende Individuum im Mittelpunkt steht.
Der Sänger Matthias Goerne zählt längst zu den führenden Liedinterpreten unserer Zeit und schätzt in der Auseinandersetzung mit dem Werk eines Komponisten den intensiven Austausch und künstlerischen Dialog mit dem Pianisten. So hat Goerne in der Vergangenheit mit erstklassigen Pianisten wie Alfred Brendel, Vladimir Ashkenazy oder Elisabeth Leonskaja zusammengearbeitet. Für sein neuestes Projekt hat Goerne in Jan Lisiecki einen herausragenden Künstler als Duopartner gefunden, der sich bereits bei seiner Einspielung sämtlicher Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven als exzellenter und beeindruckend reifer Interpret der klassischen Werke gezeigt hat. “Schon bei unserem ersten Treffen habe ich gemerkt, welch schnelle Auffassungsgabe Jan besitzt und wie großartig seine Möglichkeiten sind, alle Ideen am Klavier auch umsetzen zu können”, erzählt Goerne. Diese Brillanz und Wendigkeit Lisieckis zeigt sich auch auf dem Album, auf dem der Pianist den Klavierpart sensibel und farbenreich ausgestaltet und Goernes mitreißende Inszenierung der Lieder eindrucksvoll unterstreicht. Matthias Goerne widerum fasziniert mit unmittelbarer Präsenz und Virtuosität bei der Interpretation von Beethovens Liedern. So erfahren die außergewöhnlichen Werke auf dem ersten gemeinsamen Album des Duos passend zum Jubiläumsjahr eben jene Hinwendung, die sie längst verdient haben.