Das “Klavierkonzert Nr. 2“ ist ein Befreiungsschlag, ein künstlerischer Kraftakt einer mit neuem Selbstbewusstsein in die musikalische Welt tretenden Persönlichkeit, die dunkle Momente der Vergangenheit hinter sich lässt. Sergei Rachmaninov schrieb sein berühmtes Werk nach einer Phase der Depression, in die er gefallen war, nachdem seine erste Symphonie 1897 bei der Kritik durchgefallen war. Er schuf einen Meilenstein der Gattung, der nicht nur ihn selbst als Komponisten und Virtuosen wieder in das Bewusstsein der Musiköffentlichkeit zurückholte, sondern außerdem sich als eines der beliebtesten Stücke des Genres im Repertoire etablierte. Damit wurde es aber auch zur Herausforderung für jeden Pianisten von Format, der sich mit den atemberaubende Passagen des Werkes wie den Interpretationen der Kollegen auseinander setzen muss.
Lang Lang und Valery Gergiev
Lang Lang sah es als Glücksfall, das “Klavierkonzert Nr.2“ zusammen mit einem russischen Team angehen zu können und als Vorbereitung ein wenig von dem Geist mitzubekommen, der auch den Komponisten geprägt haben mag. Als er auf den Spuren Rachmaninovs in Moskau unterwegs war, erahnte er die Welt von damals, ließ sich vom Wind, dem Meer, den Kirchenglocken inspirieren, die er in den Melodien wieder fand. Valery Gergiev und das Orchester des Petersburger Marientheaters unterstützten den Gast aus China daraufhin nach Kräften und sorgten dafür, dass er in jeder Hinsicht die passende Stimmung für seine energetischen Interpretationen entwickeln konnte. Die Aufnahmen entstanden 2004 im finnischen Mikkeli und wurden durch Rachmaninovs letztes Werk für Klavier und Orchester ergänzt, die 1934 im Schweizer Exil entstandene „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“.
Das “Trio élégiaque“
Einen Kontrast zu diesen beiden Orchesterwerken bildet ein kammermusikalisches Juwel. Rachmaninov schrieb sein “Trio élégiaque“ anno 1892, gerade einmal 19 Jahre alt, und bezog sich in vielen Details deutlich auf sein Vorbild Pjotr Tchaikovsky. Allerdings war sein eigener Schreibstil bereits ausgereift genug, so dass sein Trio weit davon entfernt war, zum Plagiat zu werden. Im Gegenteil: Rachmaninov setzte die Gestaltungstradition kreativ in der nächsten Generation fort, stellenweise abstrakter und harmonisch gewagter, aber mit durchaus vergleichbarem emphatischen Impetus. Auch für dieses Stück hatte Lang Lang famose Partner, die ihm bei der intensiven Umsetzung des Trios halfen. Denn als Cellist war Micha Maisky zur Stelle und die Violine übernahm Vadim Repin, zwei Weltklasse-Kollegen mit umfassender Erfahrung.
Das “Klavierkonzert Nr.3“
Die Doppel-CD „Lang Lang: The Romance Of Rachmaninov“ hat aber noch einen anderen Schatz zu bieten. Bereits in den Jahren vor den Aufnahmen mit Valery Gergiev hatte sich der Pianist dem „Klavierkonzert Nr.3“ gewidmet. Zusammen mit der St. Petersburg Philharmonic unter der Leitung von Yuri Termirkanov war er 2002 bei den London Proms in der Royal Albert Hall zu Gast, damals noch wenig bekannt auf dem internationalen Parkett. Das Gastspiel wurde ein Triumph für Lang Lang und markierte einen wichtigen Startpunkt seiner Karriere. Die Aufnahme dieses Ereignisse, die ursprünglich für die Firma Telarc entstand, wurde nun zusammen mit der bereits 2001 live in der Seiji Ozawa Hall in Tanglewood mitgeschnittenen „Sonate Nr.2 in b-Moll“ unter einem Signum zusammengebracht und portraitiert einen begeisternden jungen Künstler, der von da an die Klassikwelt in seinen Bann ziehen sollte.