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Daniel Hope
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Musik als Zuflucht – Kompositionen aus Theresienstadt

Musik als Zuflucht – Kompositionen aus Theresienstadt
© Deutsche Grammophon
23.10.2013

“Vom ersten Ton an geht es direkt in unsere Seele. Wir sind nicht mehr auf dieser Welt.” Die Dokumentation “Refuge in Music – Theresienstadt” beginnt mit diesen Worten der Pianistin und Zeitzeugin Alice Herz-Sommer, die im Interview mit dem Geiger Daniel Hope die Macht der Musik beschreibt. Mit dem beachtlichen Alter von 108 Jahren ist sie die älteste Holocaust-Überlebende der Welt.

Ein weiterer Musiker, der noch aus erster Hand vom grausamen Leben im Ghetto berichten kann, ist der Jazz-Gitarrist Coco Schumann, der mit den “Ghetto Swingers” täglich im Caféhaus spielen musste. “Ich bin der Musik dankbar, weil sie mir das Leben gerettet hat,” berichtet er aus heutiger Perspektive, während er gemeinsam mit Daniel Hope noch einmal die Last auf sich nimmt, durch die Gassen von Theresienstadt zu gehen.

Die Kamera begleitet die beiden Musiker auf ihrem Weg zurück in eine schreckliche Vergangenheit und lässt den Zuschauer mit detaillierten Beschreibungen des Ghetto-Alltags hautnah an der Reise voller intimer, schmerzhafter Erinnerungen und Gefühle teilhaben. Musik von Komponisten, die in Theresienstadt gelebt haben, unter ihnen Ilse Weber, Karel Švenk, Robert Dauber, Viktor Ullmann und Pavel Haas, rundet die Interviews und Rundgänge eindrucksvoll ab. Zu hören sind Ausschnitte aus dem Konzert der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter, des Geigers Daniel Hope, des Pianisten Bengt Forsberg und des Kontrabassisten, Gitarristen und Akkordeonisten Bebe Risenfors, die sich in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München Kompositionen und Gedichten aus Theresienstadt widmen.

Außerdem ist der Bariton Christian Gerhaher in Begleitung von Bebe Risenfors mit Liedgut aus Theresienstadt zu hören, nachdem auch diese beiden Musiker fassungslos den Ort des Grauens besuchen und dort mit schrecklichen Fakten konfrontiert werden: In der für 6.000 Menschen konzipierte Festung waren zeitweise bis zu 60.000 Menschen wie Vieh zusammengepfercht, insgesamt starben 34.000 Häftlinge in Theresienstadt während der Herrschaft der Nationalsozialisten. Der perfide Propagandafilm “Der Führer schenkt den Juden eine Stadt” machte aus dem menschenverachtenden Ghetto ein Vorzeigelager und täuschte damit erfolgreich das Internationale Rote Kreuz. Allein aus diesem Grund war Kultur ab 1942 im Ghetto erlaubt, doch auch vorher fanden Häftlinge Mittel und Wege, sich mithilfe der Musik einen letzten Funken Sinn, Trost und Hoffnung zu erspielen.

Neben der einstündigen Dokumentation ist auf der DVD der komplette Konzertmitschnitt aus München zu sehen. Anne Sofie von Otter eröffnet den Abend mit einer klaren Botschaft: “Dieses Programm ist für uns eine Hommage, eine Widmung an all die Männer und Frauen, die ihr Leben so tragisch verloren haben in dieser schmerzhaften Zeit unserer Geschichte.” Bereits der erste musikalische Eindruck ist von jüdischem Humor geprägt und zeigt ein Lied voller Hoffnung und Zuversicht. Die Kompositionen und Gedichte von Ilse Weber, die Sonaten von Erwin Schulhoff, die Klaviersuiten von Karel Berman und die Lieder von Martin Roman geben eindrucksvoll die Vielfalt und Bedeutung der Musik im Ghetto wider und erlauben dem Zuhörer noch heute, sich in eine der dunkelsten Epochen der Weltgeschichte hineinzuversetzen und zumindest eine leise Ahnung vom grausamen, menschenverachtenden Leben in Theresienstadt zu bekommen.

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