Hierbei fällt mir ein Konzert in Mannheim ein, das ist jetzt etwa zwei Jahre her. Auf dem Programm stand das Oboenkonzert von Richard Strauss. Das Stück, das Dirigent, Orchester und nicht zuletzt dem Solisten sowohl musikalisch wie auch rein physisch das Äußerste abverlangt, hatte prima geklappt. Das Publikum dankte es mit tosendem Applaus.
Alle Mitwirkenden waren erschöpft und in euphorischer Stimmung. Als Zugabe spielten wir Bachs Cembalokonzert f-Moll “a cinque”, d.h. der Solist nur begleitet von den fünf Solo-Pulten der Streicher. Wir hatten es in der Probe nur kurz angespielt und darauf vertraut, daß es saß. Die Noten lagen bereit. Ich gab den Einsatz und begann. Sofort merkte ich, daß nur die Hälfte der Musiker bei mir waren, die anderen spielten im halben Tempo. Während ich mich – wie stets mit geschlossenen Augen – auf meine Stimme konzentrierte, dachte mir: “Ich spiele bis zum bitteren Ende – wir kriegen das schon wieder zusammen.” Die “verlorenen Schafe” gaben sich wahnsinnige Mühe wieder reinzukommen; aber wie es eben manchmal so ist, das Bemühen verschlimmerte das Chaos nur noch mehr und führte zu weiteren Kackophonien. Letztendlich kamen der Konzertmeister und ich gemeinsam in der “Zielgeraden” an, während die anderen Mitspieler doch aufgegeben hatten und zunächst beschämt zum Boden und dann zu mir herüber schauten. Einen Augenblick sahen wir uns etwas ratlos an; dann konnten wir nicht anders als in schallendes Gelächter ausbrechen und mit uns das Publikum.