Mehr denn je erfreuen sich Opern großer Beliebtheit. Und mehr denn je lohnt daher der Blick in die Archive, um Aufnahmen neu zu entdecken, welche die Bühnenwerke in exemplarischer und vorbildlicher Weise umgesetzt haben. Die Serie „Classic Opera“ schafft eine Plattform für derartige Standardwerke und veröffentlicht viele Klassiker wieder, die sich durch ihre besondere Präsenz und Brillanz auszeichnen. In diesem Herbst gehören Mozarts „Cosi fan tutte“ mit Anne Sofie von Otter und Sir Neville Marriner, Richard Strauss' „Capriccio“ mit Kiri Te Kanawa, Brigitte Fassbaender und den Wiener Philharmonikern, Beethovens „Fidelio“ mit Birgit Nilsson und Herrmann Prey unter Leitung von Lorin Maazel und Rossinis „La donna del lago“ von der Mailänder Scala mit June Anderson und Martine Dupuy zu der Reihe der Reissues.
Das Jahr 1992 war für viele Opernfans ein besonderes Jahr. Denn damals jährte sich der Geburtstag von Gioacchino Rossini zum 200.Mal. Überall in der Musikwelt wurde dem Ahnherrn der italienischen Oper gedacht und natürlich konnte da auch die Hochburg des Belcantos nicht hintan stehen. So machte man sich in Mailand an der Scala daran, eine besonders prägnante Inszenierung von Rossinis „La donna del lago“ auf die Beine zu stellen, die offiziell zu Ehren des Komponisten aufgeführt wurde. Auf der Bühne war eine Starbesetzung mit June Anderson, Martine Dupuy, Rockwell Blake und Chris Merritt zu erleben, am Pult des Orchesters fand sich niemand Geringerer als Maestro Riccardo Muti persönlich ein. Aus diesen Aufführungen entstand die Einspielung für die vorliegende Aufnahme, die, wie alle Classic Opera Folgen mit ausführlichem Booklet und Libretto, dieses Meisterstück feiern.
Die Aufführungsgeschichte von Beethovens einziger Oper „Fidelio“ gehört noch immer zu den Kuriosa der Musikhistorie. Am 20. November 1805, eine Woche nach dem Einmarsch der französischen Truppen in Wien, hatte das Stück Premiere. Das adelige Publikum war überwiegend aus der Stadt geflohen, der verbleibende Rest empfand das Werk als zu ernst, zu lang und zu mächtig. Bereits nach wenigen Vorstellungen wurde die Oper abgesetzt, Beethoven selbst ließ sich nur mühsam zu einer Streichversion überreden, die dann am 29. März 1806, diesmal allerdings mit mehr Beifall, ebenfalls in Wien folgte. Die dritte Überarbeitung schließlich geschah dann auf Wunsch des Komponisten selbst und gipfelte in einer erfolgreichen Aufführung am 23. Mai 1814, die für „Fidelio“ den Durchbruch bedeutete. Auf der Basis dieser Fassung wurde die Oper schließlich berühmt und sie liegt auch der Version von Classic Opera zugrunde, die mit Birgit Nilsson und Herrmann Prey in Wien mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Lorin Maazel aufgenommen wurde – auch das schon lange ein Klassiker seines Fachs.
Bleiben noch zwei weitere Schmuckstücke der Reihe Classic Opera. Bei dem einen handelt es sich um Mozarts hintersinnige Beziehungskomödie „Cosi fan tutte“, die schon vor mehr als zwei Jahrhunderten mit schelmischer Leichtigkeit die Probleme des Partnertauschs thematisierte. Zu den viel gefeierten Aufnahmen dieser Oper gehört die Version von Sir Neville Marriner und der Academy of St. Martin in the Fields, die als Solisten mit Stars wie Karita Mattila. Elzbieta Szmytka. Anne Sofie von Otter, Francisco Araiza und Thomas Allen aufwarten kann. Abgerundet wir die Herbstrunde der Reihe schließlich mit einer ein wenig seltener als “Fidelio” und “Cosi fan tutte” zu hörenden Oper aus der Feder von Richard Strauss. “Capriccio” entstand mit ebenfalls famosen Solisten und Solistinnen wie Kiri Te Kanawa, Brigitte Fassbaender und Olaf Bär und wurde von Ulf Schirmer geleitet, der die Wiener Philharmonikern vital und präzise durch die Klangwelten des Spätromantikers leitete. So ergibt sich für Classic Opera in diesem Herbst eine breite Palette großartiger Klangerfahrungen, vom Witz der Wiener Klassik über den Charme des Belcantos bis hin zum Hintersinn der knospenden Moderne.