Am 11.Juli wäre Hermann Prey 80 Jahre alt geworden. Doch dazu kam es nicht mehr, denn der berühmte und weit über die Grenzen Deutschlands hinaus beliebte Bariton starb überraschend im Sommer 1998 an den Folgen eines Herzinfarktes. Wie groß der Verlust für die Klassik-Welt war, wird klar, wenn man einen Blick in die Archive wirft. Denn da kommt ein Oeuvre zum Vorschein, das vom ernsten bis zum leichten Fach viele wunderbare Perlen der Interpretationsgeschichte zu bieten hat. Und deshalb hat sich die Deutsche Grammophon auch entschieden, Hermann Prey mit zwei sehr unterschiedlichen Veröffentlichungen zu ehren. Zum einen präsentiert sie auf 8CDs unter dem Titel „Kein schöner Land“ den populären Sänger Prey mit einer Anthologie seiner Volksliedaufnahmen. Auf der anderen Seite steht der Kunstlied-Spezialist, dem „Die Schubert Trilogie“ mit den Zyklen „Die schöne Müllerin“, „Winterreise“ und „Schwanengesang“ gerecht wird.
Singen war für Hermann Prey eine Herzensangelegenheit. Die Leidenschaft dafür hatte ihn bereits früh erfasst. Bereits als Zehnjähriger sang er im Mozartchor seiner Heimatstadt Berlin. Nach dem Krieg setzte er seine Gesangsausbildung an der Musikhochschule fort und avancierte schnell zu einem viel versprechenden Newcomer seiner Generation. Seinen ersten Liederabend sang er 1951, ein festes Engagement folgte 1953 an das Wiesbadener Staatstheater, wo er als „Moruccio“ in Eugene D’Alberts „Tiefland“ im Opernfach debütierte. Den Durchbruch jedoch schaffte Hermann Prey drei Jahre später, als er an der Wiener Staatsoper in der Rolle des Figaros in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ brillierte. Damals gehörte Prey bereits zum Ensemble der Hamburger Oper, bald darauf sollte er seine Kunst in der Rolle des Papagenos in Mozarts „Zauberflöte“ präsentieren. Sie wurde zu einer seiner Glanzpartien, von Publikum und Kritik gefeiert.
Preys Repertoire umfasste in den damaligen Jahren außerdem zahlreiche Strauss und Wagner-Partien. Darüber hinaus fühlte er sich im Operetten- und im Besonderen im Liedfach zu hause. Er sang viel Schubert, ohne sich darauf zu beschränken. Und so nahm er in den Siebzigern auch eines der bis dahin ehrgeizigsten Aufnahmeprojekte der Schallplattengeschichte in Angriff. Die „Herrmann Prey Liededition“ führte den Hörer auf 27 LPs von Walter von der Vogelweide bis in die Gegenwart mit immerhin 450 Liedern als Wegmarken der Sangeskunst in Deutschland. Wenn nun die „Schubert Trilogie“ mit den Zyklen „Die schöne Müllerin“, „Winterreise“ und „Schwanengesang“ drei der Kernstücke der Sammlung (mit Wolfgang Sawallisch am Klavier) herausgreift und in einer edlen Edition präsentiert, dann hat das nicht nur seinen Grund in der Berühmtheit der Werke (und übrigens auch der Aufnahme), Denn Schubert war einer der wichtigsten Komponisten in Prey Künstlerleben überhaupt, der ihn immer wieder bewegt hat. „In meiner musikalischen Gedankenwelt nehmen diese Lieder einen besonderen Platz ein“, meinte Hermann Prey in seiner Autobiografie „Premierenfieber“, „Die lange Bekanntschaft hat mich nicht ermüdet. Im Gegenteil. Von Zeit zu Zeit empfinde ich ein tiefes Bedürfnis, die ‘Winterreise’ wieder zu singen, freue mich lange im voraus darauf, gespannt, was ich auf der Reise Neues erleben werde“.
Teil zwei der Geburtstagseditionen stellt hingegen einen ganz anderen Hermann Prey vor. So intensiv er in die klassischen Sphären eintauchen konnte, so wichtig war es ihm auch, gelegentlich Kontrapunkte zu setzen und beispielsweise Volkslieder zu singen. „Kein schöner Land“ fasst nun in einer ebenfalls opulent gestalteten Edition die Aufnahmen zusammen, die Herrmann Prey von den vielen Weisen und populären Melodien gemacht hatte, die er in der kollektiven deutschsprachigen Singtradition von Garmisch bis Flensburg gefunden und schätzen gelernt hatte. Auf acht CDs jeweils mit den Original-Covers der ursprünglichen Alben der Siebziger sind nun die Wander- und Studenten-, Kinder- und Trink-, Heimat- und Rheinlieder in einer Box vereint, eine Schatztruhe wunderbarer Melodien, die einen Sänger feiert, der die Welt mit seiner Stimme und seiner Ausstrahlung nachhaltig beglücken konnte.
Unter www.hermann-prey.de können Sie ausgewählte Lieder der CD-Box anhören und erhalten weitere Informationen rund um Hermann Prey