Berlin, Montag, den 7. Oktober 2024. Deutsche Grammophon würdigt die Wiederentdeckung eines frühen Werks von Wolfgang Amadeus Mozart mit der digitalen Veröffentlichung von drei Weltersteinspielungen. Sie stellen jeweils unterschiedliche Fassungen der zwölfminütigen Komposition vor.
Die Serenade in C KV 648 für zwei Violinen und Bass ist ein bisher unbekanntes Musikstück des Komponisten. Es wurde von Forschern der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg in der Sammlung Carl Ferdinand Becker der Musikbibliothek der Leipziger Städtischen Bibliotheken entdeckt, als sie an der Neuausgabe des Köchel-Verzeichnisses arbeiteten, dem Referenzwerk über das musikalische Schaffen Mozarts. Mozart schrieb die Musik, die aus sieben Miniatursätzen für Streichtrio besteht, in seinen frühen Jugendjahren, vermutlich Mitte bis Ende der 1760er-Jahre. Am 19. September 2024 stellte die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg, die unter Leitung von Dr. Ulrich Leisinger das kulturelle Erbe Mozarts erforscht und bewahrt, das Stück der Öffentlichkeit vor.
Deutsche Grammophon präsentiert nun drei professionelle Aufnahmen dieses Stücks. Da die Rezeption von Mozarts Serenade in C KV 648 durch Musikwelt und Publikum noch in den Anfängen steckt, lädt das Traditionslabel zu Vergleich und Dialog ein. Mit seinen Einspielungen möchte es zu vielen weiteren Interpretationen auf Konzertbühne und im Aufnahmestudio inspirieren. Zwei Kammermusikfassungen erscheinen am 11. Oktober 2024 weltweit digital. Es folgt am 18. Oktober 2024 eine Orchesterfassung.
Die wohl authentischste Darbietung der Musik gaben Leonhard Baumgartner, Margarita Pochebut (Violinen), Svenja Dose (Kontrabass) und Oscar Jockel (Cembalo) im Wiener Saal der Internationalen Stiftung Mozarteum. Die beiden jungen, gleichwohl renommierten Geiger:innen sind noch im Teenageralter, wie auch Mozart es war, als er das Werk für seine Schwester komponierte und aufführte. Das Ensemble entschied sich für ein Zusammenspiel von Kontrabass und Cembalo in der Continuo-Sektion. Dieses Projekt wurde mit freundlicher Unterstützung der Stretton Society realisiert. Parallel zum High-End-Audiomitschnitt produzierte Deutsche Grammophon ein Performance-Video, das am 12. Oktober 2024 kostenlos auf STAGE+ uraufgeführt wird vor der Übertragung des Mozart-Recitals des großen Pianisten Grigory Sokolov.
Eine ebenso bemerkenswerte Kammermusikeinspielung produzierte Unitel mit jenem Ensemble, das bei der Vorstellung der neu erarbeiteten Auflage des Köchel-Verzeichnisses am 19. September 2024 in Salzburg das Stück uraufführte. Es spielten Haruna Shinoyama, Neža Klinar (Violinen), Philipp Comploi (Cello) und Florian Birsak (Cembalo). Ihre Interpretation wurde vorab am 4. Oktober 2024 auf Apple Music und Apple Music Classical veröffentlicht.
Wie schnell die Rezeption des Stücks voranschreitet, zeigt eine Aufnahme aus Leipzig, wo die Abschrift von eine »Ganz kleine Nachtmusik« entdeckt wurde. Nach dem beispiellosen internationalen Interesse daran entschloss sich das berühmte Gewandhausorchester Leipzig kurzfristig, einen Teil seiner bereits eingeplanten Aufnahmezeiten mit seinem ehemaligen Musikdirektor und Ehrendirigenten Herbert Blomstedt der Einspielung der Serenade in C zu widmen. In der Orchesterfassung spiegelt sich die Entwicklung von Mozarts berühmter »Kleiner Nachtmusik« wider, der Serenade in G. Einst wurde auch sie für ein Kammermusikensemble geschrieben, heute ist sie bekannter in der Orchesterfassung für Streicher.
Rainer Heneis, CEO Internationale Stiftung Mozarteum: »Die große Aufmerksamkeit, die die Veröffentlichung des neuen Mozart-Stückes weltweit ausgelöst hat, zeigt die ungebrochene Faszination des größten Komponisten aller Zeiten. Dank der großartigen Arbeit unseres wissenschaftlichen Kompetenzzentrums konnte die Neuentdeckung des Stücks im Rahmen der Arbeiten zum neuen Köchel-Verzeichnis verifiziert werden. Die jetzige Premiere unterschiedlicher Interpretationen der Serenade in C KV 648 durch die Deutsche Grammophon ist ein toller Schritt, die ›Ganz kleine Nachtmusik‹ schnell und nachhaltig im Standardrepertoire der Musikbranche zu etablieren.«
Dirigent Herbert Blomstedt: »Es ist ein unverhofftes Geschenk, dass ich in meinem 98. Lebensjahr die Ersteinspielung eines Frühwerks von Wolfgang Amadeus Mozart übernehmen durfte. Dass das Gewandhausorchester Leipzig dabei mein musikalischer Partner war, ist doppelt schlüssig, weil mich mit dem Klangkörper bekanntermaßen eine lange und enge Historie verbindet und weil das Mozart-Manuskript in Leipzig entdeckt wurde. Es orchestral mit chorischer Streicherbesetzung aufzuführen statt als reine Kammermusik mit einzelnen Geigen und Bass, bedurfte einiger Überlegungen, ist aber am Ende sehr überzeugend gelungen. Letztlich stehen wir damit in der Tradition der Schwester-Serenade ›Eine kleine Nachtmusik‹, die sich auch als symphonisches Werk etabliert hat. Wir freuen uns, einen kleinen ersten Impuls für die sicherlich noch lange Rezeptionsgeschichte von Mozarts Serenade in C KV 648 gegeben zu haben.«
Prof. Andreas Schulz, Gewandhausdirektor: »Der Fund der Mozart-Serenade in der Sammlung Carl Ferdinand Becker zeigt erneut, welche Bedeutung die Musikstadt Leipzig seit jeher hatte und hat. Nur auf Basis dieser so entstandenen enormen Strahlkraft der Musikstadt Leipzig konnte es dem Musiker, Herausgeber und Gelehrten C. F. Becker gelingen, die wertvolle Abschrift in seine Bibliothek zu integrieren. Wir sind sehr stolz, dass das Gewandhausorchester unter der Leitung unseres Ehrendirigenten Herbert Blomstedt eine Kammerorchesterfassung dieses neu entdeckten Werks zur Uraufführung gebracht hat.«
Dr. Clemens Trautmann, President Deutsche Grammophon: »Immer schon haben die Einspielungen von Deutsche Grammophon Maßstäbe gesetzt und dazu beigetragen, die Rezeption neu komponierter oder wiederentdeckter Musik zu fördern. Wir empfinden es als Privileg, nun eine Reihe von Weltersteinspielungen von Mozarts ›Ganz kleiner Nachtmusik‹ zu veröffentlichen, in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern, der Internationalen Stiftung Mozarteum, der Stretton Society, dem Gewandhausorchester Leipzig und Unitel, denen ich allen herzlich danken möchte. Die Leidenschaft der mitwirkenden Musiker und Partner war bemerkenswert – von jungen Talenten wie Leonhard Baumgartner und Margarita Pochebut bis hin zu musikalischen Ikonen wie dem 97-jährigen Herbert Blomstedt. Entstanden ist eine gebührende Hommage an Mozarts Genie, das bereits in diesem frühen Werk spürbar ist.«
Stiftung Mozarteum Salzburg
Die Stiftung Mozarteum Salzburg setzt sich als Non-Profit-Organisation mit der Person und dem Werk Wolfgang Amadé Mozarts auseinander.
Mit Initiativen in den drei Kernbereichen Konzertveranstaltung, Mozart-Museen und Wissenschaft schlägt sie die Brücke zwischen Bewahrung der Tradition und zeitgenössischer Kultur. Ihr Ziel ist es, wechselnde Perspektiven und neue Denkanstöße in der Auseinandersetzung mit dem Komponisten zu eröffnen.
Der Verein Stiftung Mozarteum Salzburg wurde 1880 von Bürgern der Stadt Salzburg als »Internationale Stiftung Mozarteum« gegründet und hat seine Wurzeln im »Dom-Musik-Verein und Mozarteum« von 1841. Mozarts Witwe Constanze, die seit 1824 in Salzburg lebte, sowie die beiden Söhne Carl Thomas und Franz Xaver Wolfgang stifteten dem Verein den Großteil seiner persönlichen Erinnerungsstücke.
Die Stiftung Mozarteum Salzburg verfügt damit über die weltweit größte Sammlung an originalen Briefen, Porträts und Instrumenten der Mozart-Familie. Die Stiftung Mozarteum Salzburg ist die weltweit führende Institution zur Bewahrung und Verbreitung dieses unschätzbaren kulturellen Erbes und trägt die vielfältigen Facetten Mozarts in die Welt.
Die Stretton Society e.V.
»Die Stretton Society entwickelt sich zum wertvollsten Ökosystem in der Welt der klassischen Musik.« – Yamen Saadi, 1. Konzertmeister der Wiener Philharmoniker
Seit ihrer Gründung im Jahr 2021 hat sich die Stretton Society zu einem internationalen Kreis von Philanthropen aus Wirtschaft und Kultur entwickelt, der sich der Förderung von außergewöhnlich talentierten Musikerinnen und Musikern der klassischen Musik verschrieben hat.
Initiiert von der Stretton Violins GmbH hat die Stretton Society das Ziel, Ausnahmekünstlerinnen und -künstlern den Zugang zu seltenen und erstklassigen Streichinstrumenten von Antonio Stradivari, Guarneri ‘del Gesù’ und anderen bedeutenden Geigenbauern zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, bringt die Stretton Society Mäzene und Künstler in Verbindung: Die Förderer erwerben die Instrumente und stellen diese den Musikerinnen und Musikern als kostenlose Leihgabe zur Verfügung. Auf diese Weise übernehmen die Mäzene eine wichtige Rolle bei der Förderung der vielversprechenden Karrieren.
Darüber hinaus unterstützt die Stretton Society die jungen Musikerinnen und Musiker durch Stipendien und individuelle Mentorship-Programme. Auch erhalten die Talente finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an Meisterkursen mit weltbekannten Musikerinnen und Musikern.
Die Stretton Society bildet damit für Musikerinnen und Musiker der Weltklasse, herausragende Nachwuchstalente sowie ihre eigenen Mitglieder eine gemeinsame Plattform, auf der sich künstlerische Exzellenz und inspiriertes Fördern begegnen und einander beleben. Den Mitgliedern der Stretton Society eröffnet sich die Möglichkeit, sich tiefgreifend und unmittelbar mit klassischer Musik und ihren Künstlerinnen und Künstlern zu befassen.
Leonhard Baumgartner (Geige)
»Leonhard Baumgartner ist ein junger Geiger mit seltenem und außergewöhnlichem Talent und einer Reife weit über sein Alter hinaus.« – Prof. Dora Schwarzberg, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Leonhard Baumgartner, geboren 2007 in Wien, ist Preisträger renommierter Wettbewerbe, darunter der 1. Preis sowie der Sonderpreis der Ilona Fehér International Violin Competition, der 1. Preis der Zhuhai International Mozart Competition 2022 und der Discovery Award der International Classical Music Awards 2023. Im August 2024 gewann Leonhard die Eurovision Young Musicians Competition und debütierte mit dem Norwegischen Rundfunkorchester unter der Leitung von Eivind Aadland. Im Alter von 15 Jahren gab er sein Debüt bei den Wiener Symphonikern im Wiener Konzerthaus.
Leonhard studiert bei Dora Schwarzberg an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und bei Ingolf Turban an der Hochschule für Musik und Theater München. Er spielte als Solist u.a. mit den Wiener Symphonikern, der NFM-Philharmonie Wrocław und der Philharmonie Baden-Baden. Leo ist Stipendiat der Musikakademie Liechtenstein und war Gast des Festivals »Chamber Music Connects the World« in Kronberg, wo er mit Gidon Kremer auftrat. Er nahm an inspirierenden Meisterkursen mit großen Musikern wie Leonidas Kavakos, Ana Chumachenco und David Frühwirth teil.
Leonhards Studium wird durch das Nina Gscheider & Florian Schwarz Stipendium der Stretton Society unterstützt.
Leonhard spielt eine Geige von Antonio Stradivari, »ex Petherick« (Cremona, 1683). Die Leihgabe wurde von einem Mitglied der Stretton Society ermöglicht.
Margarita Pochebut (Geige)
Margarita ist eine junge ukrainische Ausnahmegeigerin. Internationale Aufmerksamkeit erregte sie, als sie 2017 mit gerade einmal sieben Jahren den Yelman Grand Prix beim Internationalen Violinwettbewerb und der Musik-Olympiade »Stimme des Landes« gewann. 2018 war sie mit 1. Preisen beim 6. Internationalen Violinwettbewerb in Prag, beim 22. Internationalen Wettbewerb Bohdan Warchal »Talents for Europe« und 2019 beim 25. Internationalen Wettbewerb für junge Virtuosen in Zagreb erfolgreich. Im Jahr 2022 gewann Margarita den 2. Preis beim 10. Internationalen Louis Spohr Wettbewerb für junge Geiger.
Seit ihrem sechsten Lebensjahr tourt Margarita mit angesehenen Orchestern und spielt, parallel zur Fortführung ihrer musikalischen Ausbildung, in renommierten Konzertsälen in der Ukraine, Italien, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei. Im September 2024 begann Margarita das Studium an der Universität Mozarteum Salzburg bei Prof. Benjamin Schmid.
Margaritas Studium wird von Dream Finance OÜ gefördert und durch das Karsten Kretzschmar und Jan C. Maier Stipendium der Stretton Society unterstützt.
Margarita spielt eine außergewöhnliche Violine von Lorenzo Storioni, Cremona 1784, eine Leihgabe eines Mitglieds der Stretton Society.
Svenja Dose (Kontrabass)
Svenja Dose wurde im schleswig-holsteinischen Kaltenkirchen geboren und begann dort im Alter von 12 Jahren mit dem Kontrabassunterricht. Später wurde sie Vorstudentin an der Musikhochschule Lübeck und studiert derzeit an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Dort wird sie von Michael Karg unterrichtet. Schon früh sammelte sie umfangreiche Orchestererfahrung in mehreren renommierten Jugendorchestern und in der Orchesterakademie des Theaters Lübeck. Verschiedene Projekte führten sie durch Deutschland, Europa, China und die USA. Außerdem nahm sie an Meisterkursen bei Dorin Marc und Janne Saksala teil und trat als Solistin mit der Baden-Badener Philharmonie auf. Kammermusikalische Erfahrungen sammelte sie u.a. beim Schleswig-Holstein Musikfestival und bei Musethica Deutschland. Nachdem sie zwei Jahre lang Akademistin im Orchester der Deutschen Oper Berlin war, ist sie nun Stipendiatin der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, wo sie von Prof. Esko Laine unterrichtet wird.
Oscar Jockel (Cembalo)
Oscar Jockel erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen unter Domkapellmeister Roland Büchner und studierte an der Universität Mozarteum in Salzburg (1. Diplom, Bachelor und Master) Komposition und Cembalo bei Achim Bornhöft und Dirigieren und Cembalo bei Reinhard Goebel (Alte Musik), Bruno Weil (Romantik und Oper), Johannes Kalitzke (Neue Musik), Herbert Böck und Karl Kamper (Chordirigieren) und Musiktheorie (Bachelor) sowie Komposition bei Klaus Lang an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.
Oscar Jockel war für zwei Jahre von 2022–24 Dirigierassistent bei den Berliner Philharmonikern für Kirill Petrenko und Dirigierstipendiat der Karajan-Akademie, nachdem er im Dirigierwettbewerb in der Philharmonie Berlin im Oktober 2021 um das »Siemens Conductors Scholarship« als ein Gewinner hervorging. Neben der Assistenz des Chefdirigenten in Konzert und Oper umfasste das Aufgabenfeld auch die Leitung eigener Konzertprojekte zusammen mit den Akademisten der Berliner Philharmoniker.
Ebenfalls 2021 errang Oscar Jockel in der Philharmonie de Paris eine Stelle als Dirigierassistent für zwei Jahre beim Ensemble intercontemporain und dessen Leiter Matthias Pintscher.
Oscar Jockel erhielt für sein bisheriges Schaffen als Komponist und Dirigent den Herbert von Karajan Preis, der ihm im Rahmen der Salzburger Osterfestspiele 2023 überreicht worden ist. Die bisherigen Preisträger waren die Sächsische Staatskapelle Dresden (2022), Hilary Hahn (2021), Janine Jansen (2020), Mariss Jansons (2019), Sol Gabetta (2018) und Daniil Trifonov (2017).