Überall, wo sie gemeinsam auftreten, sorgen Yuja Wang (Klavier), Andreas Ottensamer (Klarinette) und Gautier Capuçon (Cello) für Begeisterung. Jetzt haben sie ihr erstes gemeinsames Album veröffentlicht. Im Zentrum der Aufnahme steht Brahms’ visionäres Klarinettentrio in a-Moll (op. 114), das die drei glänzenden Solisten mit virtuoser Klasse und viel Gefühl darbieten. Daneben erklingen Rachmaninoffs Cellosonate in g-Moll (op. 19) und Brahms’ Cellosonate Nr. 1 in e-Moll (op. 38), zwei kammermusikalische Kostbarkeiten, die Yuja Wang und Gautier Capuçon im Duo zu einem überwältigenden Erlebnis werden lassen.
Die chinesische Pianistin und der französische Cellist kennen einander seit vielen Jahren. Sie traten im Jahr 2013 beim 20. Geburtstag des Verbier Festivals zum ersten Mal gemeinsam auf. Seither hat sich ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen ihnen gebildet. “In den letzten Jahren unserer Zusammenarbeit haben Gautier und ich eine Art und Weise entwickelt, die musikalischen Sätze des jeweils anderen zu beenden”, charakterisiert Yuja Wang den künstlerischen Gewinn ihrer Freundschaft.
Mit Andreas Ottensamer, Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker, vollendet ein ebenfalls langjähriger Freund und Kammermusikpartner das Trio. Bereits für Ottensamers Album “Blue Hour” mit Arrangements von Weber und Mendelssohn arbeitete er mit Yuja Wang zusammen. Jetzt glänzen sie musikalisch auch ein weiteres Mal zusammen, nun als Trio mit dem Cellisten Gautier Capuçon.
Dieses blinde Verständnis spürt man auf dem Album “Works by Sergei Rachmaninoff & Johannes Brahms” in jeder ihrer Interpretationen. In der Cellosonate von Brahms, die der Komponist 1865 vollendete, beeindruckt ihr organisches Spiel. Wang und Capuçon lassen die harmonischen Ideen von Brahms sanft ineinandergreifen. Dabei zeigt sich, dass die beiden eine ähnliche Auffassung von dem deutschen Romantiker haben, dessen melancholische Träumereien sie nicht allzu schwernehmen. Auch Ottensamer lobt das Zusammenspiel mit den beiden: “Mit ihnen auf der Bühne zu stehen fühlt sich völlig selbstverständlich an!”
Stattdessen kultivieren sie einen Ton eleganter Leichtigkeit, der kongenial zu dem passt, was Yuja Wang an Brahms so sehr liebt: dessen Noblesse und Wärme. Bei Rachmaninoff sind andere Tugenden gefragt. Dessen Cellosonate in g-Moll von 1901 verlangt höchste Anspannung, glühende Leidenschaft und die unbedingte Bereitschaft, Gegensätze auszuhalten. Wang und Capuçon besitzen diese Flexibilität, die große Künstler auszeichnet. An Rachmaninoff demonstrieren sie eindringlich, was es heißt, in einen lebhaften Dialog zu treten.
Als Highlight des Albums kann das Klarinettentrio in a-Moll gelten. Brahms schuf es im Jahr 1891 nach einer Schaffenskrise, die ihn so pessimistisch stimmte, dass er sich mit seiner schöpferischen Arbeit bereits aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollte. Das glänzende Klarinettenspiel von Richard Mühlfeld war seine Inspiration noch einmal zur Feder zu greifen. Sein Klarinettentrio wird oft wie sein Bühnenabtritt behandelt, als sei es der Schwanengesang des Komponisten, eine Art Aushauchen seines Künstlerlebens.
Wang, Ottensamer und Capuçon unterbreiten eine andere Lesart. Bei ihnen erscheint das Werk wie eine kräftige Lebensbilanz, so als hätte der Komponist unter Ausnutzung seines gewaltigen Erfahrungsschatzes noch einmal alle Kräfte in sich mobilisiert. Die drei Solisten demonstrieren den Reichtum der eigenwilligen Harmonien von Brahms mit deutlich spürbarer Euphorie, allen voran Andreas Ottensamer, der mit seinem reinen, klaren Ton und seiner frappierenden Coolness sich lustvoll den bezaubernd schönen Läufen der Klarinettenstimme hingibt.