Vertraute und Weggefährten bezeugen einmütig seinen Humor. Karajans Witz sei unwiderstehlich gewesen. Der Jahrhundertdirigent war beileibe nicht nur der gestrenge Meister, als den ihn die Nachwelt erinnert. Lässig gab er einmal zu Protokoll: “Ich glaube an Wiedergeburt, ich komme sicher wieder.” Was er hier mit einem Augenzwinkern kundtut, ist heute Wirklichkeit. Herbert von Karajan ist zurückgekehrt. Genauer gesagt, ist er im Gedächtnis der Klassikwelt nie wirklich gestorben.
Schon zu Lebzeiten brach er alle Verkaufsrekorde. Als er im Jahre 1989 starb, da hatte er bereits über 200 Millionen Tonträger an die Leute gebracht. Selbst Bestseller wie Luciano Pavarotti (100 Millionen) oder Sir Georg Solti (50 Millionen) konnten da nur ungläubig staunen. Die eigentliche Sensation ist jedoch, dass die Verkaufszahlen nach seinem Tod astronomische Ausmaße beibehielten. Noch heute ist Herbert von Karajan unter den vielen Megastars der Deutschen Grammophon der Jahr für Jahr meistverkaufte Künstler.
Die in jüngster Vergangenheit erschienenen Karajan-Editionen waren allesamt Bestseller. Dabei kam man angesichts der Fülle von Publikationen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Wie viel hat dieser unermüdliche Gigant aufgenommen? Wann wird die Kette der Veröffentlichungen abreißen? Sie schien ewig zu sein, und kein Mensch hätte von einer Edition zu träumen gewagt, die Karajans Gesamtschaffen bündelt. Dass sie jetzt da ist, überrascht selbst Kenner.
Dass sie alle Dimensionen sprengt, war bei einem Mann wie Karajan zu erwarten. Allerdings bricht die ab sofort zu erwerbende, durchnummerierte und streng limitierte Edition unabhängig vom Maestro noch einen weiteren Rekord: Sie ist die bislang größte Klassik-Edition der Aufnahmegeschichte. Im Detail heißt dies: “Herbert von Karajan – Complete Recordings on Deutsche Grammophon & Decca” umfasst 330 CDs, 24 DVDs und 2 Blu-ray Audio Discs.
In der Summe ergeben sich daraus 4000 Tracks, in anderen Zahlen 405 Stunden Musik. Wenn man bedenkt, dass hier nicht irgendeine Klangkunst präsentiert wird, sondern die des allseits bewunderten, bis heute unübertroffenen Stardirigenten Herbert von Karajan, dann kann man bei der Ausgabe ohne jede Übertreibung von einem Ewigkeitswert sprechen, der nicht nur für Sammlerherzen und eingefleischte Karajan-Liebhaber attraktiv sein dürfte.
Auch für Klassik-Einsteiger ist diese Edition eine wahre Schatztruhe, bietet sie doch einen in diesen Dimensionen bislang einzigartigen Gesamtüberblick über das Schaffen eines Mannes, der den überlieferten Fundus der klassischen Musik durchdrungen hat wie niemand sonst. Man braucht sich nur vor Augen zu führen, was man hier erhält: Vollständige Sinfonien-Zyklen von Beethoven, Brahms, Mendelssohn, Schumann und Tschaikowsky, geistliche Klassiker, zahllose Meisteropern sowie Highlights der Operette. Und alles in vollendeter Gestalt!
Besonders reizvoll sind die frühen, überaus lebhaften Aufnahmen der dreißiger und vierziger Jahre. Sie findet man in den zurückliegenden Großeditionen des Maestros nicht, was unter anderem auch für die Orchester-Aufnahmen bei Decca und die Sammlung mit sämtlichen DVDs gilt, die bei Unitel und Deutsche Grammophon erschienen sind. Das Spektrum der Ausgabe ist unermesslich. Es bildet Orchesterklänge aus einem Zeitraum von acht Jahrzehnten ab und Repertoire aus fünf Jahrhunderten, von Pachelbel und Boccherini bis Schönberg und Webern.
Dabei steht die äußere Gestaltung der Edition dem reichen musikalischen Inhalt in nichts nach. Das der Ausgabe beiliegende, 140-seitige Hardcoverbuch enthält einen brandneuen Essay von Richard Osborne, dem berühmten Biographen von Herbert von Karajan. Erinnerungen, Interviews und Essays von Weggefährten und Freunden vervollständigen das Bild des Maestros, das in den zahlreichen charismatischen Fotos des Buchs seinen krönenden Abschluss findet. Kurz: Die definitive Karajan-Edition! Ein musikalisch und persönlich vollendetes Portrait!