Das Funkhaus Nalepastraße im Südosten Berlins summt wie ein Bienenstock, glühende Zigarettenspitzen weisen wie Glühwürmchen den Weg über das verlassene Gelände in Treptow-Köpenick. Im denkmalgeschützten Gebäudekomplex mit 50er Jahre Charme versprüht der Mix aus Stimmengewirr, Flaschenbier, Vollbärten, Ponyfrisuren und rotem Lippenstift jede Menge Lässigkeit und einen Hauch entspannte Extravaganz. Das Publikum der Yellow Lounge ist quirlig und von lebhafter Freude auf die musikalischen Gäste des Abends erfüllt.
Doch sobald Víkingur Ólafsson die Bühne betritt und den Raum mit den Klängen von Philip Glass erfüllt, eint die summende Masse vor allem eines: gebanntes Lauschen. Die Magie der Stille, die das Publikum ausstrahlt, lässt die minimalistischen Gesten an den Tasten noch mehr Strahlkraft entfalten. Zwischen den Stücken erweist sich der junge isländische Pianist in charmanten Anekdoten über seine persönliche Beziehung zu Philip Glass und den Hintergrund seines neuen Albums als angenehme und authentische Künstlerpersönlichkeit und zeigt, dass er sowohl an den Tasten als auch mit Worten etwas zu sagen hat, mit dem er das Publikum ganz unmittelbar erreichen kann.
In einem zweiten mitreißenden Set reißen Tale Of Us als inspirierender Club Act die Grenzen von elektronischen Sounds und klassischen Einflüssen ein und lassen mit ihren musikalischen Visionen das Funkhaus vibrieren. Ein gelber Abend in allerbester Façon!