Wie könnte man Mozarts Geburtstag besser begehen als mit einer Uraufführung einer seiner Kompositionen? Und so tritt der südkoreanische Pianist Seong-Jin Cho am 27. Januar 2021 auf die Bühne des Großen Saals des Salzburger Mozarteums und eröffnet die erste digitale Mozartwoche der Stiftung mit einer Weltpremiere des kürzlich wiederentdeckten Allegro in D-Dur KV 626b/16. Das Recital, auf dessen Programm weitere Werke Mozarts und Vorträge über den Komponisten stehen, wird auf DG Stage am selben Tag gestreamt. Die Ersteinspielung des Stücks in Salzburg ist in einer Kurzfassung auf dem YouTube-Kanal von DG sowie auf den sozialen Kanälen der Stiftung Mozarteum zu sehen. Am 29. Januar erscheint bei Deutsche Grammophon Ninety-Four Seconds of New Mozart, Chos Einspielung dieses kleinen außergewöhnlichen Stücks.
»Wie jede kulturelle Institution der Welt stehen auch wir zurzeit vor enormen Herausforderungen. Dank des Programms der digitalen Mozartwoche kann die Welt dennoch in zehn wunderbaren Konzerten mit den weltbesten Mozart-Interpreten das Genie des Komponisten erleben und feiern«, sagt Rolando Villazón, Intendant der Mozartwoche. »Die Weltpremiere des Allegro D-Dur ist das Sahnehäubchen auf der Geburtstagstorte unseres geliebten Mozarts. Ich freue mich sehr, dass es von dem herausragenden Pianisten Seong-Jin Cho vorgestellt wird, denn er hat eine besondere Einfühlungsgabe in die zarte Menschlichkeit von Mozarts Melodien. Mozarts Musik bringt uns Trost in schwierigen Zeiten und ist ein hell leuchtendes Licht, das uns auf eine Zeit schauen lässt, in der sich Publikum und Interpreten wieder begegnen können. Nun aber haben wir die Gelegenheit, diese kleine Sensation der Mozartwoche virtuell zu teilen und Zeuge eines seltenen Moments der Musikgeschichte zu werden.«
Die Mozartwoche in ihrer ursprünglich geplanten Form musste abgesagt werden, nachdem die österreichische Regierung im Dezember einen dritten nationalen Lockdown verordnet hat. Das jährliche Festival wird seit 1956 von der Stiftung Mozarteum Salzburg veranstaltet. Sie disponierte um und stellte zum 265. Geburtstag des Komponisten ein gekürztes Programm zusammen, das aufs Streaming zugeschnitten ist. Das Allegro wird als Teil eines 30-minütigen Konzerts von Seong-Jin Cho uraufgeführt und von Rolando Villazón und Dr. Ulrich Leisinger, Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung der Stiftung, vorgestellt.
»Es ehrt mich, dass ich ein bisher unbekanntes Werk von Mozart in jener Stadt uraufführen darf, in der der Komponist geboren wurde und die Partitur womöglich schrieb«, sagt Seong-Jin Cho. »Und natürlich freut es mich außerordentlich, dass Menschen, ganz gleich wo sie sind, unter anderem durch DG Stage nun dieses wunderbare Stück auf der Mozartwoche erleben können oder es vielleicht als eSingle von Deutsche Grammophon hören werden.«
Dr. Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum Salzburg ergänzt: »Nicht nur für die Stiftung Mozarteum, auch für die Freunde der Mozartwoche in der ganzen Welt ist die Wiederentdeckung des neuen Mozart-Stücks ein wirkliches Geschenk! Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Seong-Jin Cho und der Deutschen Grammophon unseren Stiftungsauftrag so wunderbar erfüllen zu können, denn wir möchten allen Menschen jeder Generation den Zugang zu Mozarts Musik, seinem Leben und seiner Persönlichkeit eröffnen.«
Dr. Clemens Trautmann, President Deutsche Grammophon, bedankt sich bei der Stiftung für das Engagement aller Beteiligten, denen es gelang, die Mozartwoche 2021 so kurzfristig online zu ermöglichen. »Durch die bemerkenswerte Arbeit unserer Partner und Freunde können wir eine höchst seltene Mozart-Uraufführung miterleben«, sagt er. »Rolando Villazón und der Stiftung Mozarteum gebührt unsere besondere Anerkennung. Wir möchten außerdem Seong-Jin Cho zu dieser einmaligen Aufführung gratulieren. In enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Mozarteum, mit Unitel sowie vielen weiteren Medienpartnern und unseren Audio-Streaming-Partnern kann Deutsche Grammophon Klassikliebhaber in aller Welt erreichen und Mozarts Genius in einem tatsächlich historischen Moment mit ihnen feiern.«
Das Allegro in D-Dur KV 626b/16, von Mozart eigenhändig niedergeschrieben auf den zwei Seiten eines Papiers, entstand wahrscheinlich Anfang 1773 gegen Ende der dritten Italienreise des 17-jährigen Komponisten oder schon bald nach seiner Rückkehr nach Salzburg. Vermutlich gelangte die Partitur aus dem Nachlass seines jüngsten Sohns in die Sammlung des österreichischen Beamten und Amateurmusikers Aloys Fuchs und wurde kurz darauf verschenkt, was ein Versehen gewesen sein mag. Nach dem Tod seines späteren Besitzers, eines antiquarischen Buch- und Kunsthändlers in Wien, wurde es 1899 versteigert. Das Klavierstück, im Köchelverzeichnis ab der dritten Auflage als Notiz vermerkt, wurde nie wissenschaftlich untersucht, obgleich es sich zwischen 1900 und 1928 mehrfach auf Auktionen fand.
2018 wurde das »unbekannte« Allegro der Stiftung Mozarteum zum Kauf angeboten aus dem Privatbesitz der Familie eines französisch-holländischen Ingenieurs, der das Blatt Ende der 1920er-Jahre von einem Händler in Paris erworben hatte. Sowohl wissenschaftliche Mitarbeiter der Stiftung als auch anerkannte Mozart-Experten aus den USA und Deutschland konnten bestätigen, dass das Stück unzweifelhaft von Mozart stammt. Eine Faksimileausgabe des Allegro in D-Dur erscheint mit Einleitung und Bibliografie ebenfalls am 27. Januar.