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11 Fakten über Dirigenten: Pierre Boulez

Pierre Boulez
© Harald Hoffmann / DG
10.08.2017

Unsere Serie “11 Fakten über Dirigenten” hat sich bislang mit folgenden schillernden Persönlichkeiten befasst: Leonard Bernstein, Carlos Kleiber, Claudio Abbado und Wilhelm Furtwängler. Im Fokus unserer heutigen Folge steht das Schaffen eines Dirigenten, der als avantgardistischer Komponist zu den Giganten des 20. Jahrhunderts zählt: Pierre Boulez.

1. Pierre Boulez wurde 1925 in Montbrison, einer kleinen Stadt an der Loire, als Sohn eines Stahlindustriellen geboren. Der junge Franzose hatte großes Interesse an Zahlen und Formeln und bereitete sich 1941 in Lyon auf die Aufnahmeprüfung für Mathematik an der Elitehochschule École polytechnique vor. Im Jahre 1942 entschied er sich dann jedoch für die Musikerlaufbahn und siedelte nach Paris über.  

2. Am Pariser Konservatorium lässt sich Pierre Boulez von Olivier Messiaen an Harmonielehre heranführen. Die damals hoch im Kurs stehende Zwölftontechnik bringt ihm René Leibowitz bei, ein umtriebiger Dirigent, Komponist und Schriftsteller, der enge Kontakte zur surrealistischen Szene (Masson, Queneau) hält. Bei Andrée Vaurabourg, der Frau des Schweizer Komponisten Arthur Honegger, lernt er Kontrapunkt. Vaurabourg wird sich später an einen jungen, disziplinierten Franzosen erinnern, der “nie eine Stunde versäumte und nie zu spät kam”.

3. In seiner Musik strebt Pierre Boulez, der in den 1970er Jahren das am Centre Pompidou angesiedelte Forschungsinstitut für Akusik/Musik IRCAM gründen und damit die Erkundung elektronischer Klangressourcen maßgeblich vorantreiben wird, ein hohes Maß an Logik und Rationalität an. Aber auch impressionistische Momente fließen in seine Kompositionskunst ein. Mit Le Marteau sans maître gelingt ihm in den 1950er Jahren der internationale Durchbruch als Komponist. Dem für Altstimme und sechs Instrumente komponierten Werk liegen Texte des surrealistischen Dichters René Char zugrunde.    

4. Im Jahre 1958 startet Pierre Boulez beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden seine professionelle Dirigentenlaufbahn. Dirigent wird der französische Komponist nach eigenem Bekunden durch Zufall. Weil die avantgardistische Musik in den Konzertsälen der damaligen Zeit so selten gespielt wird, sieht er sich genötigt, die Initiative zu ergreifen und seine eigenen Werke sowie Tonschöpfungen befreundeter Komponisten eigenständig aufzuführen.

5. Pierre Boulez gilt als großer Wagner-Interpret. Er dirigierte von 1976 bis 1980 in Bayreuth den “Ring des Nibelungen”. Die bahnbrechende Inszenierung von Patrice Chéreau, die als Jahrhundertring in die Geschichte eingehen sollte, provozierte auf dem Grünen Hügel zunächst Abwehr, setzte sich aber im Laufe der Jahre zusehends als entscheidende Modernisierung der Bayreuther Festspiele durch. Boulez kommt das Verdienst zu, den getragenen, bisweilen schwülstigen Ton aus Bayreuth verbannt zu haben.

6. Pierre Boulez war Autodidakt am Pult. Er hat sich das Dirigieren selbst beigebracht.

7. Pierre Boulez benutzte keinen Taktstock. “Mit den Händen kann man mehr ausdrücken als mit einem Holzstäbchen”, so der Maestro selbst.

8. Für den britischen Stardirigenten Simon Rattle ist Pierre Boulez ein großes Vorbild. “Wir sind eine Generation, die völlig von Boulez geprägt wurde”, so Simon Rattle.

9. In einem skandalumwitterten Spiegel-Interview von 1967 kokettierte Pierre Boulez damit, die Opernhäuser in die Luft zu sprengen. Sie stünden jeglicher Modernität im Wege. Im Wortlaut: “In einem Theater, in dem vorwiegend Repertoire gespielt wird, kann man doch nur mit größten Schwierigkeiten moderne Opern bringen – das ist unglaubwürdig. Die teuerste Lösung wäre, die Opernhäuser in die Luft zu sprengen. Aber glauben Sie nicht auch, dass dies die eleganteste wäre?”

10. Pierre Boulez war mit dem Komponisten Igor Strawinsky und dem Maler Joan Miró befreundet.

11. Pierre Boulez, der in seinem Leben insgesamt 26 Grammys erhielt, starb am 5. Januar 2016 im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Baden-Baden. Er liegt auf dem dortigen Hauptfriedhof begraben.  

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