Deutsche Grammophon veröffentlicht Maurizio Pollinis letzte Aufnahme.
Der Pianist starb im März 2024 im Alter von 82 Jahren
Pollini und sein Sohn Daniele widmen sich drei Formen der Schubert’schen Klaviermusik:
der Sonate, der Miniatur und dem Werk zu vier Händen
Das Album erscheint am 25. Oktober 2024
Hören Sie hier den ersten Satz der Fantasie in f-Moll für Klavier zu vier Händen, D 940
»Schubert war fraglos einer jener Komponisten, die mein Vater am meisten liebte.
Schon als Junge begriff ich die große Bedeutung seiner Musik, weil ich die schönen Interpretationen meines Vaters hörte von den Sonaten in B-Dur, D 960, und G-Dur, D 894.«
Daniele Pollini
Maurizio Pollini hat seine Liebe zu Schuberts Musik an seinen Sohn und Kollegen Daniele Pollini weitergegeben. Ihre Arbeit an einem gemeinsamen Schubert-Projekt begann vor einigen Jahren, und im Juni 2022 spielten sie im Münchner Herkulessaal ein durchdachtes Programm seiner Werke ein. Maurizio Pollini starb im März 2024. Er wurde 82 Jahre alt. Dies ist seine letzte Aufnahme und ein wunderschönes Andenken an den bemerkenswerten Musiker. Über fünf Jahrzehnte lang veröffentlichte er seine Musik exklusiv bei Deutsche Grammophon.
Auf dem Album spielt er die Klaviersonate in G-Dur, D 894, sein Sohn die Moments musicaux, D 780. Gemeinsam interpretieren sie die Fantasie in f-Moll zu vier Händen, D 940. Maurizio Pollini · Daniele Pollini – Schubert erscheint am 25. Oktober 2024 digital und auf CD mit einem Text über das Repertoire von Paolo Petazzi. Der erste Satz der Fantasie ist ab sofort als Stream und Download erhältlich. Am 4. Oktober folgt der dritte Satz der Sonate.
Die Einspielung war für beide Männer eine Herzensangelegenheit. »Das Interesse meines Vaters an Schubert ging weit über dessen einzigartige Partituren für Klavier solo hinaus«, sagt Daniele Pollini. »Nicht nur spielte er die Winterreise mit Dietrich Fischer-Dieskau, er setzte auch einige Vokal- und Chorwerke aufs Programm seiner Konzertreihen. Für mich ist Schubert einer der außergewöhnlichsten Komponisten, die je gelebt haben.«
Und er ergänzt: »Nachdem wir 2016 Debussys En blanc et noir [für zwei Klaviere] aufgenommen hatten, kam mir der Gedanke, gemeinsam ein Album mit vierhändigen Stücken von Schubert zu machen. Am Ende haben wir uns für die Sonate in G-Dur, die Moments musicaux und die Fantasie entschieden, um die Vielfalt von Schuberts Ausdruck durch drei Schlüsselbereiche seiner Klaviermusik aufzuzeigen: die Sonaten, die Reihen kurzer Stücke und die Werke zu vier Händen.«
Die Klaviersonate in G-Dur, D 894, ist ein Werk von starker poetischer Leuchtkraft, besonders unter den Händen von Maurizio Pollini. Im Herbst 1826 komponiert, nimmt sie die letzten drei Sonaten vorweg, die Schubert kurz vor seinem Tod 1828 schrieb, und ist ihnen in Umfang und Expressivität ebenbürtig. Schumann nannte sie Schuberts »vollendetste« Sonate »in Form und Geist«. Daniele erinnert sich an Gespräche über das Werk und sagt, dass sein Vater unter anderem »die beispiellosen Kontraste im Kopfsatz schätzte, der auf so viel Lyrik und Poesie aufbaut, gerade die hochdramatischen Momente in der Durchführung und die Verwendung extremer Dynamik wie fff und ppp«.
Die sechs Werke der Moments musicaux, D 780, wurden wahrscheinlich zwischen 1823 und 1828 geschrieben, sollen aber zusammen gespielt werden. »Das Faszinierendste an den Moments musicaux sind die Gefühlswelten, die sich entfalten, wenn man die sechs Werke als Zyklus hört«, sagt Daniele, »wobei das letzte Stück die Reihe in tiefer Melancholie ausklingen lässt.« Er spielt diese zugleich charaktervollen wie einfallsreichen »musikalischen Augenblicke« mit einer Sensibilität, die jede noch so subtile Veränderung in Stimmung, Dynamik und Tempo erspürt.
Paolo Petazzi bezeichnet die Anfang 1828 entstandene Fantasie in f-Moll als »die Krönung von Schuberts umfangreichem Werk für Klavier zu vier Händen«. Daniele Pollini stimmt zu und merkt an, dass die Komposition »komplexe und sehr ausgefeilte polyfone und klangliche Kombinationen schafft, die zwei Hände allein unmöglich bewältigen können, was zu einem quasi originell ›veredeltem‹ Klavier führt«. Dazu müssen die beiden Pianisten »in perfekter Symbiose« zusammenspielen, was seinem Vater und ihm gelang, obwohl sie zum ersten Mal ernsthaft gemeinsam ein vierhändiges Stück erarbeiteten.
Dieses Album blickt in Vergangenheit und Zukunft. Es erinnert an das unvergleichliche Erbe von Maurizio Pollini und gibt Einblick in das äußerst individuelle künstlerische Schaffen von Daniele. Und es hält einen einzigartigen Moment fest. »Was ein denkwürdiger Augenblick war, wurde zu etwas, das sich niemals wiederholen lässt«, sagt Daniele. »Ich bin sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit hatte, dieses Schubert-Album zu machen und an der Seite meines Vaters bei seiner letzten Aufnahme zu spielen.«