Der Perfektionismus von Krystian Zimerman scheint keine Grenzen zu kennen: Von 100 Prozent seines Repertoires, so heißt es, spielt er nur zehn Prozent in öffentlichen Konzerten. Und von diesen zehn Prozent werden wiederum nur zehn Prozent auf CD eingespielt – vorausgesetzt, man rechnet großzügig. “Ich habe mir 1980 eine Liste gemacht”, sagte er vor Jahren in einem Interview, "darauf stehen die Stücke, die ich können möchte. Glauben Sie mir, ich bin mit dieser Liste immer noch nicht durch, und ich weiß schon heute, dass die Zeit mir nicht mehr reichen wird. "
Zum perfekten Spiel gehört natürlich auch eine perfekte Konzertplanung, bei der Zimerman nicht nur die Entfernung der Spielorte voneinander berücksichtigt, sondern auch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Saalakustiken: “Ich könnte nie Wien vor Nürnberg einplanen. Das würde nicht funktionieren. Der Wechsel in der Akustik ist anschlagtechnisch nicht zu bewältigen. Eine Tournee zu planen, ist für mich jedes Mal wie ein Kampf mit Windmühlen.”
In Berlin wird sich der polnische Pianist, der am Anfang seiner Karriere als bisher jüngster Preisträger den 1. Preis beim Warschauer Chopin-Klavierwettbewerb gewann, in seinem Konzert am 03. Oktober in der Philharmonie zunächst der Musik Claude Debussys widmen, der zur Gattung der Charakterstücke wahrlich bedeutende Beiträge geliefert hat. In ihnen ist die »göttliche Arabeske« von größter Bedeutung, welche Debussy in der Musik Johann Sebastian Bachs in idealtypischer Weise verwirklicht sah. So diente beispielsweise Bachs Wohltemperiertes Klavier als Vorbild für seine Präludien, in Estampes dagegen beschreibt der Franzose eine imaginäre Reise nach Spanien und in den Fernen Osten.
Außerdem hat Krystian Zimerman noch Werke zweier Landsleute auf sein Programm gesetzt: Frédéric Chopins op. 58 ist die letzte von drei Kompositionen, die der polnische Komponist zur Gattung der Klaviersonate beigetragen hat und besticht durch einen lyrisch-innigen, aber gleichzeitig brillanten Charakter. Die als Opus 1 veröffentlichen Präludien von Karol Szymanowski wiederum orientieren sich noch am romantischen Vorbild Chopins, weisen aber bereits auf eine modernere Klangsprache voraus.