Das erste gemeinsame Album, und schon wird ein Koloss gemeistert: Die historische Einspielung aus den 1970er Jahren von Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmonikern im Nacken, wagt sich Gustavo Dudamel – ebenfalls mit den Berlinern – an den Giganten “Also sprach Zarathustra” op. 30 heran und legt eine Live-Aufnahme vor, die schon mit den ersten Takten überzeugt und sich durch Eigenständigkeit auszeichnet. Ganz im Sinne Zarathustras – geht es ihm doch vor allem darum, Individualismus einzugestehen.
Die Herausforderung
Der vom Tagesspiegel als “musikalischster Maestro der jüngeren Generation” gefeierte Gustavo Dudamel stellt sich gern den hohen Erwartungen: “Zarathustra mit den Berliner Philharmonikern aufzuführen, war vor allem eine Ehre für mich, und zugleich auch eine wundervolle, unvergleichliche Herausforderung. Ich glaube, uns ist etwas ganz Besonderes mit unserer Live-Aufnahme gelungen, die ich als ein Schlüsselerlebnis meines Lebens sehe.”
Zarathustra
Ähnlich stark prägend muss es auch für Richard Strauss gewesen sein, als ihm Friedrich Nietzsches Buch “Also sprach Zarathustra” in die Hände fiel. Das dichterisch-philosophische Hauptwerk Nietzsches über den Einsiedler Zarathustra erzählt von der Unfähigkeit des Lehrens, da jeder Mensch ein andersdenkendes Individuum sei. Strauss, der sich wie Nietzsche kritisch über das Christentum und den Kulturbetrieb äußerte, war nicht nur vom Inhalt, sondern auch vom Sprachduktus des Buches inspiriert und fragte sich selbst: “Unter welche Rubrik gehört eigentlich dieser ‚Zarathustra‘? Ich glaube beinahe, unter die ‚Symphonien‘.” Die Musik fügte er freilich selbst hinzu und schuf die sinfonische Dichtung “Also sprach Zarathustra”, die er unter seinem Dirigat am 27. November 1896 in Frankfurt am Main uraufführte.
Das Dreigespann: Gustavo Dudamel, die Berliner Philharmoniker und Richard Strauss
Strauss und die Berliner Philharmoniker verbindet eine über 50-jährige Zusammenarbeit, das Weltspitzen-Orchester förderte bereits den 23 Jahre jungen Strauss, indem sie unter Karl Klindworth seine “Symphonie f-Moll” spielten, und feierten ihn als “Ausnahmekünstler”. Gustavo Dudamel dirigierte mit “Don Juan” im Alter von 22 Jahren das erste Mal ein Werk von Strauss und setzte seither immer wieder Tondichtungen und Konzerte Strauss´ auf seine Programme. Unter anderem führte er gemeinsam mit dem Solo-Oboisten der Berliner Philharmoniker Albrecht Mayer das “Oboenkonzert” und mit dem Simón Bolívar Sinfonieorchester “Don Juan”, “Till Eulenspiegels lustige Streiche” und die “Alpensinfonie” auf.
Mit der Live-Aufnahme aus der Berliner Philharmonie der sinfonischen Dichtung “Also sprach Zarathustra” und der Tondichtungen “Don Juan” und “Till Eulenspiegels lustige Streiche” setzt sich Gustavo Dudamel gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern einen klanggewaltigen Meilenstein, der es würdig ist, die einhundertjährige Zusammenarbeit der Deutschen Grammophon mit den Berliner Philharmonikern zu zelebrieren.