Roger und Brian Eno sind Brüderpaar und Künstlerduo, musikalische Vertraute und gegenseitige Wegbegleiter. Umso bemerkenswerter ist es, dass die beiden erst jetzt ein gemeinsames Album veröffentlicht haben, das eindrucksvoll die Begabung der beiden Musiker aufzeigt und unter dem Titel “Mixing Colours” eine farbenreiche Klanglandschaft eröffnet. Das Album ist am 20. März bei Deutsche Grammophon erschienen und digital sowie physisch auch als LP erhältlich.
Die Brüder Roger und Brian Eno verbinden nicht nur ihre familiären Wurzeln, sondern auch eine bereits über 30-jährige musikalische Zusammenarbeit. So haben sich die beiden in der Vergangenheit für verschiedene Projekte zusammen getan und unter anderem die Soundtracks zu Al Reinerts Dokumentarfilm “For All Mankind” und dem brasilianischen Film "O Nome da Morte" komponiert. Für ihr erstes gemeinsames Album haben sich die beiden Künstler gleichwohl viel Zeit gelassen. Der Entstehungsprozess selbst war außergewöhnlich und zeugt von der blinden Vertrautheit und künstlerischen Größe der beiden Brüder. So nahm Roger Eno jeweils eine musikalische Idee auf einem MIDI-Keyboard auf und schickte diese als digitale Datei an seinen Bruder Brian Roger, der die Miniaturen in Folge modifizierte und manipulierte, bis sich ein ganz neuer Klangkosmos auftat. “Wir arbeiteten nicht auf ein Endresultat hin – es war wie das Hin und Her eines Gesprächs, das wir 15 Jahre lang führten”, beschreibt Roger Eno die Entwicklung des Albums. “Nach dem Aufwachen morgens ging ich sofort nach oben, schaltete meine Geräte ein und improvisierte, dann schickte ich Sachen an Brian, die ihn vielleicht interessieren könnten. Die Idee zu einem Album entstand, als die Anzahl der Stücke wuchs und die Ergebnisse interessant blieben. Keiner von uns beiden hätte das allein erreichen können.”
Durch die inspirierende Zusammenarbeit der Musiker fanden in den verschiedenen Stücken ganz unterschiedlichen Welten zueinander. Während die melodischen Schöpfungen von Roger in ihrer Melancholie und Wärme an die Klangsprache des späten Schubert erinnern, erkundete Brian die Möglichkeiten elektronischer Musik und schaffte dadurch eine spannende neue Dimension. Jedes einzelne der derart entstandenen 18 Stücke auf dem Album gleicht einem musikalischen Farbenspiel, das vor dem inneren Auge eine Landschaft von berührender Schönheit und Weite entstehen lässt. Mit wenigen Ausnahmen tragen die Stücke Titel von Farben oder Gemälden, die als assoziative Anregungen gedacht sind, wie Roger Eno sagt: “Mir gefällt die Idee, Namen von Farben zu haben, mit denen man nicht unbedingt einen Ausdruck wie ‘die alte Straße’ oder so etwas verbinden muss. Denn sonst konzentriert man sich auf diesen Ausdruck und hat dann eine klare geistige Vision. Wenn man nur den Namen einer Farbe hat, hat man eine Art von Atmosphäre, aber es ist eine unspezifische Atmosphäre”. In der Tat entwickelt sich durch die Verschmelzung von Piano-Sound und elektronischen Klangfarben eine ganz besondere Aura auf dem Album, die Vergangenheit und Zukunft verbindet und kontemplative Kraft verströmt. Die symbiotische Verbindung zwischen den beiden Künstlern ist dabei durchwegs spürbar und so fasziniert “Mixing Colours” als intensive Klangreise eines Brüderpaars.