Lieben sie Brahms? Dann haben wir für Sie eine besondere Überraschung: Die Deutsche Grammophon präsentierte im 111. Jahr ihres Bestehens die Neuauflage einer editorischen Meisterleistung. Auf 46 CDs veröffentlichte sie die berühmte Brahms-Edition, eine umfassende und vollständige Werkschau des Oeuvres des romantischen Komponisten, die zum ersten Mal 1983 auf damals 62 LPs erschien und den begehrten Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt. Jetzt wurde sie neu aufegelegt und vereint Weltklassekünstler wie Herbert von Karajan und Maurizio Pollini, Anne-Sophie Mutter und Anatol Ugorski, Daniel Barenboim und Claudio Abbado in einer Box, die ihresgleichen sucht.
Natürlich ist es auch eine Frage der Verpackung. Als die “Brahms Complete Edition” anno 1996 anlässlich des 100.Todestages des Komponisten erstmals in CD-Form erschien, war sie ein mächtiges Monument im Regal, das stolze 35 Centimeter belegte. Es war eine edele, dezent um einige Highlights im Vergleich zur Schallplattenausgabe ergänzte Schmuckkassette, die für den Sammler kaum Wünsche offen ließ, allerdings auch ihren Preis hatte. Und damit blieb sie für so manchen Musikfan ein Wunschtraum. In der Neuauflage hat sich das geändert. Zwar hat sich an der musikalischen Qualität nichts verändert, die Erfahrungen der Verpackungsbranche jedoch ermöglichen es, die selbe Menge CDs auf weitaus weniger Raum unter zu bringen, ohne damit die Übersichtlichkeit und edle Wirkung zu zerstören.
Inhaltlich hat die Edition zahlreiche Höhepunkte zu bieten. Da ist zum Beispiel Herbert von Karajans dritte Gesamteinspielung der Brahms-Symphonien für DGG, die kurz vor seinem Tod in den Jahren 1987/88 entstand. Das “Violinkonzert” und “Doppelkonzert” wurde mit Anne-Sophie Mutter als Solistin in die Sammlung aufgenommen, dirigiert ebenfalls von Maestro Karajan. Die Klavierkonzerte erklingen mit Maurizio Pollini als Stargast, orchestral angeleitet von Karl Böhm (Nr. 1) und Claudio Abbado (Nr. 2). Berühmt wurde wiederum die Aufnahme des “Deutschen Requiems” unter Carlo Maria Giulini mit der Solistin Barbara Bonney. Das “Klarinettenquintett” ist in der klassischen Einspielung mit Karl Leister und dem Amadeus Quartett ein wichtiger Teil der Edition. Die “Violinsonaten” entstanden mit dem kongenialen Kammermusikduo Pinchas Zukerman und Daniel Barenboim und wurden schon 1975 archiviert, auf dem Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit. Ebenso ein Klassiker wurden die “Cellosonaten” mit Mstislaw Rostropowitsch und Rudolf Serkin, einer sensationellen künstlerischen Kombination. Daniel Barenboim fungierte wiederum als Pianist bei der Gesamteinspielung der Liedkompositonen von Johannes Brahms und begleitete großartige Zeitgenossen wie Jessye Norman und Dietrich Fischer-Dieskau.
Eine Rarität stellt die “Rinaldo-Kantate nach Goethe” dar, die durch Tenor René Kollo und Dirigent Giuseppe Sinopoli in beeindruckender Klanggestalt festgehalten wurde. Und natürlich darf man einige Aufnahmen nicht vergessen, die inzwischen laut Sammlermeinung zu den besten der Brahms-Geschichte gehören. Dabei handelt es sich beispielsweise um die drei Klaviersonaten mit Anatol Ugorski als Solist und die Aufnahme der “Streichquartette” mit dem Lasalle Quartett, die längst als Beispiel besonders gelungener Interpretationen die Messlatte der Ausdruckskraft weit oben gelegt hat. So wird schnell klar, dass des sich bei der “Johannes Brahms – Complete Edition” um ein rundum gelungenes und außergewöhnliches Projekt handelt, das vielen Menschen die Klangwelt der Romantik und eines ihrer wirkungsvollsten Künstlers in extenso nahe bringen kann.