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Klassikfestivals 2017: die Höhepunkte des Festspielsommers im Überblick

Klassik Festivals
© DG
06.07.2017

Nun steht sie wieder vor der Tür, die Zeit der sommerlichen Musikfestivals zwischen Nordsee und Alpen und es machen sich wieder Heerscharen von Musik-Enthusiasten auf den Weg nach Schleswig-Holstein, Bayreuth, München oder Salzburg, um den monstres sacrées der klassischen Musik ihre Aufwartung zu machen oder musikalisches und musik-interpretatorisches Neuland zu betreten. Und sich dabei – um ein berühmtes Zitat zu bemühen – the same procedure as every year zu unterwerfen.

Beginnen wir im Norden, mit jenem Festival, das seine Einzigartigkeit und Beliebtheit nicht zuletzt der Dezentralisierung seiner unzähligen Spielstätten verdankt – hier wird auf Fehmarn ebenso musiziert wie in Sonderburg, auf Föhr genauso wie in Wotersen, oder eben in Hamburg, Lübeck oder Lüneburg. Der Reiz liegt hierbei in Verbindung von musikalischem und dem Erleben von norddeutscher Kultur und Gastlichkeit. Schon am 5. Juli starten Avi Avital und Hélène Grimaud in das Festivalgeschehen, der eine mit seinem aktuellen Albumprogramm “Avital meets Avital” in Hasselburg, die andere im Kieler Schloß mit ihren musikalischen Variationen über “Water”. Zwei Tage später dann das Unerhörte in halle400 des Kieler Schlosses: Hauschka, ein Programm mit dem visionären Pianisten und dem vitalen Meister der Mandoline Avi Avital. In der Hamburger Elbphilharmonie gibt sich Daniel Hope die Ehre und erweist diese dem amerikanischen Meister der Minimal Music, Philipp Glass. Ebenfalls in der Elbphilharmonie der jungen kanadische Pianist Jan Lisiecki mit der litauischen Dirigentin Mirga Grazynte-Tyla in einem Programm mit Debussy, Chopin und Strawinsky. In Lübeck und Rendsburg steht der 90jährige Herbert Blomstedt am Pult des NDR Elbphilharmonie Orchesters und Bruckners 5. Sinfonie. In der Maria-Magdalenen-Kirche zu Marne wiederum gastiert Nemanja Radulovic mit “Tzigane”, einer der aktuell spannendsten jungen Geiger und am selben Tag präsentiert Christoph Eschenbach in Lübeck den Preisträger des diesjährigen Leonard-Bernstein-Preises, den persischen-österreichischen Cellisten Kian Soltani. Die Aufzählung von spannenden und mitunter überraschenden Konzertprogrammen würde hier kein Ende nehmen, deshalb hier nur so viel, dass sich auch Akkordeonistin Ksenija Sidorova, Pianistenlegende Grigory Sokolov, der Meister der klassischen Gitarre, Pepe Romero, Chilly Gonzales, Yuja Wang, der iranische Cembalospieler Mahan Esfahani und zum Abschluss des diesjährigen Festspielkarussels Stargeigerin Anne-Sophie Mutter und der Oboist Albrecht Mayer beim liebevoll SHMF abgekürzten Musikfestival die symbolische Klinke in die Hand geben werden. Alle Programme, Daten und Orte finden Sie unter www.shmf.de .

Das fränkische Bayreuth, traditionell die Pilgerstätte von alteingesessenen und neu-berufenen Wagnerianern, wartet mit einer Neuinszenierung von Die Meistersinger von Nürnberg in der Regie von Komische Oper-Intendant Barrie Kosky auf, in welcher der österreichische Bassbariton Günther Groissböck die Partie des Veit Pogner singen wird. In Katharina Wagners vieldiskutierter Tristan und Isolde-Inszenierung steht Generalmusikdirektor der Festspiele, Christian Thielemann am Pult des Orchesters der Bayreuther Festspiele. Groissböck ist darüber hinaus auch als Fasolt im Rheingold zu erleben. 

Gut 200 Kilometer südlich, in der bayerischen Hauptstadt München, rüstet sich die Stadt zu den alljährlichen Opernfestspielen mit illustrem Programm und nicht minder illustren Gästen: der derzeit weltweit gefragteste Bassbariton Ildar Abdrazakov singt die vier Bösewichter in Offenbachs Les Contes d’Hoffmann und Mezzosopranistin Elina Garanca kehrt für drei Vorstellungen ihrer umjubelten Favorita von Donizetti nach München zurück. 

Von München nach dem beschaulichen Salzburg ist es nicht weit, doch der Unterschied in der Programmatik und den schieren Ausmaßen könnte kaum größer sein. Und ohne Übertreibung darf man sagen, dass Salzburg  d e r  sommerliche Tummelplatz  für Künstlerinnen und Künstler aus Oper, Konzert und Schauspiel ist. Ob es die unvergleichliche Martha Argerich ist, welche mit Daniel Barenboim im Duo und mit seinem West Eastern Divan Orchestra musiziert, ob es die Festspielintendantin der Pfingsfestspiele, die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli und Tenor Rolando Villazón in der umjubelten und von Publikum und Presse gefeierten aktuellen Pfingst-Festspielproduktion von Händels “Ariodante” sind; ob Maltas Vorzeigetenor Joseph Calleja in Verdis früher Oper I due Foscari oder die wunderbare Elina Garanca mit ihrem Brahms und Rachmaninoff gewidmeten Liederabend; die Dirigentenlegenden Bernard Haitink, Riccardo Muti und Herbert Blomstedt sowie Andris Nelsons mit den Wiener Philharmoniker neben Evgenij Kissin, Anne-Sophie Mutter, Maurizio Pollini, Grigory Sokolov, Mitsuko Uchida in spannenden Solokonzerten. Auch hier hilft wieder ein Zitat, diesmal von Friedrich Schiller: “Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen?”

Und doch werden es vermutlich die Auftritte zweier Künstler sein, die getreu dem Motto primus inter pares die Aufmerksamkeit und die Begehrlichkeit des Festspielpublikums auf sich ziehen: Anna Netrebko debütiert in einem weiteren ihrer vielen erfolgreichen Salzburger Festspielsommer als Verdis Aida und dürfte damit die ungekrönte Herrscherin dieser Festspiele sein. Und der junge russische Pianist Daniil Trifonov, den viele heute bereits für das größte Tastentalent unserer Zeit halten, wird gemeinsam mit Andris Nelsons und den Wiener Philharmonikern Prokofieffs  2. Klavierkonzert spielen und, auch das eine Premiere der besonderen Art, den Bariton Matthias Goerne in seinem Liederabend mit Werken von Alban Berg, Robert Schumann, Hugo Wolf, Dmitri Schostakowitsch und Johannes Brahms am Klavier begleiten. 

Dieser Festspielsommer wird heiß, und das meint vor allem in programmatischer und personeller Hinsicht. Selbstredend ist es ausgeschlossen, jedes spannende Konzert zu besuchen, jedem interessanten und möglicherweise selten live zu hörenden Künstler seine persönliche Aufwartung zu machen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Aber glücklcherweise wird es auch in diesem Jahr wieder den Internationalen Festspielsommer in den ARD-Hörfunksendern geben und werden natürlich auch Festspiel-Höhepunkte im Fernsehen mitzuerleben sein. Dazu zählen zweifellos die Live-Übertragung der Bayreuther Festspiel-Premiere von “Die Meistersinger von Nürnberg” im Kino sowie als Livestream im ARD Hörfunk, der “Salzburg-Tag” am 18. August auf 3sat mit der Übertragung des Konzertes der Wiener Philharmoniker mit Daniil Trifonov unter Andris Nelsons und natürlich die Liveübertragung von Verdis Aida mit Anna Netrebko auf arte am 12. August! Der Festspielsommer wird spannend und wie jedes Jahr laden wir Sie ganz herzlich dazu ein!

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