Die Ersteinspielung eines Stückes zu liefern, ist schon an sich eine große Sache. Wenn es sich dabei aber auch noch um ein solch gigantisches Werk handelt, wie Leonard Bernsteins “Mass”, ist die Aufregung doppelt groß. Der kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin hat der Deutschen Grammophon am Pult des Philadelphia Orchestra eine fulminante Live-Aufnahme beschert, die alle Facetten von Bernsteins Musik mit großer Spielfreude zelebriert. Anders als der Titel es vermuten lässt, handelt es sich bei Leonard Bernsteins “Mass” nicht um eine Messe im römisch-katholischen Sinne, sondern um eine originelle politisch aufgeladene Persiflage, die sich von den liturgischen Abläufen lediglich inspirieren lässt. Bernstein hat sein Gesamtkunstwerk aus Musik, Gesang und Tanz 1971 im Auftrag von Jackie Kennedy anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten des Kennedy Centre in New York geschrieben.
Bernsteins großformatiges Stück verlangt nach zwei vollständigen Orchesterbesetzungen, einer Rock Band, einer Marschband sowie verschiedenen Chören und Gesangssolisten. Seit 2012 ist Yannick Nézet-Séguin musikalischer Leiter des renommierten Philadelphia Orchestra, das zu den “Big Five”, den fünf größten Sinfonieorchestern der USA, gehört. Im Mai 2015 hat der kanadische Dirigent Bernsteins “Mass” unter Mitwirkung des Westminster Symphonic Choir, des Temple University Concert Choir, des American Boychoir, der Temple University Diamond Marching Band und grandioser Gesangssolisten in Philadelphia auf die Bühne gebracht. Die Aufnahme transportiert die ganze emotionale Wucht des außergewöhnlichen Konzertspektakels. Das Philadelphia Orchestra präsentiert sich als energiegeladener Klangkörper mit einem feinen Gespür für die unterschiedlichen musikalischen Stimmungen. Bernstein hat mit “Mass” einen faszinierenden Mix aus Jazz, Blues, Rock, Broadway und Zwölftonmusik geschaffen, in dem man eine unerschöpflichen Fülle von Rhythmen und Farben entdecken kann. Yannick Nézet-Séguin gelingt es, jedem dieser Stile authentisch Ausdruck zu verleihen. Auch der amerikanische Tenor Kevin Vortmann begeistert durch seine enorme stimmliche Wandlungsfähigkeit, wenn er mühelos zwischen klassischem Operngesang und einer künstlerischen Performance mit Popstarqualitäten hin und her wechselt.
Aufgrund der enormen Besetzungsstärke wird “Mass” heutzutage eher selten aufgeführt. Yannick Nézet-Séguin hat gerade diese Tatsache zum Anlass genommen, das großformatige Werk im Mai 2015 in Philadelphia gemeinsam mit seiner fantastischen musikalischen Mannschaft aufzuführen und hat mit der daraus entstandenen Live-Einspielung für das gelbe Label eine Referenzaufnahme von Format vorgelegt.
Ab der nächsten Saison in diesem September tritt Yannick Nézet-Séguin seinen Posten als neuer Chefdirigent der Metropolitan Opera.