Im vergangenen Jahr war es ruhig geworden, um den polnischen Pianisten Rafał Blechacz, der sich eine Konzertauszeit verordnete, um seine Promotion im Fach Philosophie zu Ende zu führen. Seit diesem Jahr ist er wieder live auf vielen internationalen Bühnen zu erleben, so auch am vergangenen Freitagabend in der Philharmonie Berlin.
Dass Blechacz eine ganz besondere Beziehung zu seinem Instrument pflegt, das vermag man an diesem Abend vom ersten Ton an zu spüren, den er auf dem Steinway-Flügel erzeugt. Seine Finger gleiten mal sanft, mal kraftvoll über die Tasten, er nutzt die gesamte Palette an Klangfarben, die ihm am Klavier zur Verfügung stehen. So malt er farbenreiche Bilder, nimmt das Publikum mit auf seine abwechslungsreiche Reise durch das Werk Bachs, Chopins und Beethovens. Er erzeugt eine fast unheimliche Stille zwischen den Stücken – eine Pause, in der man kaum zu atmen wagt.
Rafał Blechacz spielt jedes Stück, als habe er es selbst erdacht oder als sei es ihm auf den Leib geschrieben worden. Vielmehr ist es wohl aber seine Gabe, sich ganz tief in ein Werk hineinzudenken, den Sinn jeder einzelnen Note zu erfassen und diesen zusammen mit der nötigen Portion Emotion dem Publikum zu vermitteln.
Beginnend mit den Vier Duetten (BWV 802–805) von Johann Sebastian Bach, die kürzlich auch auf seinem aktuellen Album für die Deutsche Grammophon erschienen sind, lässt er das Rondo in G-Dur (op. 51 Nr. 2) sowie die Klaviersonate in C-Dur (op. 2 Nr. 3) von Ludwig van Beethoven erklingen. Nach der Pause widmet er sich dem Werk von Frédéric Chopin, mit dessen Stücken er erstmals 2005 international Aufsehen erregte (er gewann damals den Chopin-Wettbewerb). Mit technischer Raffinesse und seinem feinen Gespür für Dynamik beweist er aufs Neue, dass er zu den begabtesten Chopin-Interpreten seiner Zeit zählt.
Die Bühne hat ihn zurück – den Philosophen an den Tasten…