Als Mirella Freni zum ersten Mal am Abend als Fürstin Fedora die Bühne der Met betritt, brandet der Beifall so stürmisch los, dass die Musik unterbrochen werden muss. Und über die Kombination Freni und Domingo schrieb ein Kritiker gar, sie seien ein “königliches Opernpaar”. Die gesamte Aufführung von Umberto Giordanos Oper wurde derart gelobt, dass während der zweiten Spielzeit im April 1997 die Kameras anrückten und das Ereignis auch für die Nachwelt festhielten.
Graf Vladimir ist ein Schwerenöter. Selbst inzwischen verarmt, schafft er es doch immer wieder, schöne Frauen um den Finger zu wickeln. Bei der reichen und verwitweten Fürstin Fedora ist er sogar auf derart offene Ohren gestoßen, dass sie ihn heiraten will. Doch dazu kommt es nicht. Bei einem Stelldichein wird Vladimir von Loris Ipanoff, mit dessen Frau er gerade techtelte und mechtelte, überrascht und im Duell tödlich verwundet. Fedora allerdings kennt diesen Hintergrund nicht und beschließt, sich an Loris zu rächen. Sie begegnen sich bei einem Exilantenball der Gräfin Olga in Paris. Loris gesteht Fedora, dass er sie liebe, die wiederum schreibt hinter dessen Rrücken einen denunzierenden Brief, bei dem sie ihn und seinen Bruder anschwärzt. Dann aber kommt alles anders. Loris erzählt Fedora von der Untreue Vladimirs, kann sie auch beweisen, woraufhin die Fürstin ins andere Extrem verfällt und sich mit einem Mal in Loris verliebt. Alles scheint einem fröhlichen Ende zuzugehen, die beiden heiraten, leben in der Schweiz und sind glücklich. Bis die Nachricht vom Tod des Bruders und der daraufhin in ihrem Gram ebenfalls verstorbenen Mutter von Loris eintrifft, alles Folgen der Denunziation durch Fedora. Der Graf schwört Rache, bekommt heraus, dass seine Frau dahinter steckt und ist nicht bereit zu vergeben. Fedora vergiftet sich daraufhin in einer Kurzschlusshandlung und die Oper ist aus.
Umberto Giordanos (1867–1948) Libretto hatte Arturo Colautti in Anlehnung an eine Vorlage von Victorien Sardou geschrieben. Der wiederum hatte die Schauspielerin Sarah Bernard im Sinn, die prompt mit der Rolle der Fürstin von der Uraufführung 1882 im Pariser Théatre de Vaudeville an umjubelte Erfolge feierte. Für die Singspielversion wurde allerdings sowohl das Figureninventar als auch der politische Hintergrund des Zarismus sehr gekürzt. Was blieb, war eine Oper, die klar auf die Hauptdarstellerin zugeschnitten ist. Mirella Freni sang sie 1993 zum ersten Mal in Mailand, damals bereits mit Placido Domingo als Partner. Die vom Gran Teatre del Liceu in Barcelona übernommene Inszenierung von Beppe de Tomasi wiederum hatte im Herbst 1996 in New York Premiere und war so erfolgreich, dass sie vielfach wiederholt werden musste.
Die Aufnahme auf DVD entstand im April 1997, auch da anlässlich eines besonderen Ereignisses. Denn während des Pausenvorhangs kam der Bürgermeister Rudolph Giuliani auf die Bühne und überreichte Mirella Freni für ihre großen Verdienste während 32 Jahren an der Met symbolisch den goldenen Stadtschlüssel. So gab es an diesem Abend viel zu feiern, für die Hauptdarsteller, und auch für das Publikum, das eine ausgezeichnete Aufführung mit Freni, Domingo und dem Hausorchester unter der Leitung von Roberto Abbado erleben durfte.