Lorenzo I. de’ Medici führte auch den Beinamen „Der Prächtige“. Er steht für die Blütezeit der Florentiner Familie und war nicht nur ein erfolgreicher Politiker, sondern einer der großen Mäzene der Renaissance. Ohne ihn hätten sowohl Botticelli als auch Michelangelo geringe Chancen gehabt, ihre Kunst in derartiger Pracht zu entfalten und auch Florenz als Ganzes wäre weit schwächer als Kunststadt in Erinnerung geblieben. Lorenzo I. war aber auch Zielscheibe zahlreicher Ränkespiele, die wiederum Jahrhunderte später den neapolitanischen Komponisten Ruggero Leoncavallo inspirierten, sich mit einer historischen Oper der turbulenten Epoche anzunehmen. Es wurde ein opulentes Bühnenspektakel, das die zentralen Topoi des Genres in die Handlung aufnahm, von der Liebe und dem Schicksal der lungenkranken Simonetta über die Ränke und den Mordanschlag auf Giuliano de’ Medici bis hin zur Festigung der Macht von Lorenzo I. in den 1470er Jahren.
Für Ruggero Leoncavallo war es ein wichtiges Werk, denn es wurde nur ein Jahr nach seinem fulminanten Einstieg in die italienische Opernwelt mit „I pagliacci“ („Der Bajazzo“) in Mailand 1893 auf die Bühne gebracht und festigte den Ruf des Komponisten als führendem Kopf des Verismo. Leoncavallo war als junger Mann viel durch die Welt gezogen, nach Frankreich und England, sogar nach Ägypten, wo er zwischenzeitlich als Orchesterchef Militärkapellen leitete. Dementsprechend erfahren, schrieb er zahlreiche Libretti und versuchte sich auch immer wieder als Komponist, wenig beachtet zunächst, im Anschluss an den „Bajazzo“ wie im Fall von „I Medici“ aber durchaus gefeiert. Allerdings hielt sich die Begeisterung nicht allzu lange und so verschwanden die meisten seiner Kompositionen in den Archiven und die Epoche nach dem Tod des Komponisten 1919 brachte daraufhin eine komplette Umbewertung der Musikszene.
Der Oper „I Medici“ ging es da ähnlich wie den meisten von Leoncavallos Werken. Und so ist die Einspielung mit Plácido Domingo in der Rolle des glücklosen Fürstenbruders Giuliano die erste vollständige Fassung, die bislang auf CD verwirklicht wurde. Der Startenor hatte mit dem Bariton Carlos Álvarez in der Rolle des Lorenzo und der Sopranistin Daniela Dessi als Simonetta hochkarätige musikalische Partner, die die von Graziano Mandozzi kritisch editierte Fassung von „I Medici“ zusammen mit ihm zum Erklingen brachten. Für die orchestrale Umsetzung sorgten das Orchester und der Chor des Maggio Musicale Fiorentino unter der Leitung des Verismo-Spezialisten Alberto Veronesi, so dass es möglich wurde, den klanggewaltigen Vierakter mehr als hundert Jahre nach seiner Uraufführung in einer ebenso sorgfältigen wie musikalisch-interpretatorisch intensiven Fassung auf einem Doppelalbum festzuhalten,. Eine Aufnahme, welcher dem Ruf Ruggero Leoncavallos als einem der einflußreichsten Komponisten seiner Ära vollauf gerecht wird.
Weitere Informationen zu Plácido Domingo finden SIe auf seiner Künstlerseite.