“Made for Opera” heißt das neue Album der Starsopranistin Nadine Sierra und es ist eine Liebeserklärung an die Oper ebenso wie an die Kraft der Frauen. Dafür hat die Musikerin drei große Opernheldinnen vereint und stellt mit Verdis Violetta, Donizettis Lucia und Gounods Juliette Frauen in den Mittelpunkt, deren Schicksal an den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit zerbrach. Gemeinsam mit dem Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai und der Capella Cracoviensis unter der Leitung von Riccardo Frizza gelingt Sierra gleich dreimal ein packendes musikalisches Psychogramm. Das Album erscheint am 4. März bei Deutsche Grammophon.
“Sängerinnen spielen in der Oper oft junge Mädchen, die nicht selbst über ihr Schicksal entscheiden dürfen – ein Schicksal, das regelmäßig in einer Tragödie endet. Figuren wie Violetta, Lucia und Juliette lehren uns etwas sehr Wichtiges über die Schönheit des Lebens, nämlich wie zerbrechlich sie ist, und dass ihr Lebensweg ganz anders hätte verlaufen können, wäre man nur ein wenig behutsamer, fairer und aufmerksamer mit ihnen umgegangen”, so blickt Nadine Sierra auf die Hauptfiguren ihres neuen Albums. Dabei stellten all drei Partien eine große Herausforderung für die Stimme dar, wie Sierra sagt, und sei es eine besondere Aufgabe, die Frauen durch die Musik wieder zum Leben zu erwecken.
Mit “È strano! È strano!” erklingt zu Beginn des Albums die Arie der Pariser Kurtisane Violetta Valéry, die darüber nachdenkt, ob sie sich der Liebe zu Alfredo Germont hingeben oder ungebunden bleiben soll. Im Lauf der Oper macht die Figur eine dramatische Entwicklung durch, die Verdi mit expressiver vokaler Virtuosität ausgestaltet hat und die auf dem Album mit dem herzzerreißenden “Addio, del passato bei sogni ridenti” der sterbenden Violetta endet. Ähnlich ergreifend verkörpert Sierra die Lucia, ausgehend von der Unschuld einer jungen verliebten Frau in “Ancor non giunse … Quando, rapito in estasi” bis hin zur emotionalen Wucht der berühmten “Wahnsinnsarie” “Oh, giusto cielo! … Il dolce suono” aus dem letzten Akt von Donizettis Oper. Die dritte Heldin des Albums, Juliette, wird Opfer von Familienfehden. Gounods fünfaktige Oper, basierend auf Shakespeares Romeo und Julia, enthält den Walzer “Je veux vivre” ebenso wie das emotional komplexe “Amour, ranime mon courage”.
Nadine Sierra spürte nach eigenen Worten schon als Kind, dass sie zum Opernsingen geboren sei. Auf ihrem neuen Album legt die Sopranistin ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Kunstfertigkeit ab und zieht mit bravourösem Belcanto ebenso in den Bann wie mit ihrer dramatischen Ausleuchtung des komplexen Seelenlebens der drei Hauptfiguren. Dabei fasziniert Sierra mit ihrer ungemeinen Wandlungsfähigkeit bei der Interpretation der verschiedenen Arien, mit ihrer fulminanten Höhe und ihrer cremigen Mittellage. Nicht ohne Grund wird ihr Timbre mit Mirella Freni oder Renata Scotto verglichen. Und durch ihre enorme Musikalität und Mut zur eigenen Interpretation beschwört Nadine Sierra Momente tänzerischer Lebenslust ebenso herauf wie Augenblicke tiefer Tragik und Verzweiflung. “Alles, was man braucht für diesen Weg sind Hingabe, Leidensfähigkeit, Opferbereitschaft, Durchhaltevermögen, Geduld und Leidenschaft für die Sache”, sagt Nadine Sierra über ihren eigenen Weg hin zur Oper. Mit dem nötigen Rüstzeug ausgestattet, würdigt sie auf ihrem neuen Album “Made for Opera” nun drei tragische Heldinnen, deren Geschichten “die Hörer von heute genau wie die Hörer von damals vor 150 Jahren berühren, als die Werke auf die Bühne gebracht wurden”, wie Sierra sagt. Dies liegt nicht zuletzt an derart packenden Interpretationen wie der ihren.