Mercedes Sosa war die Grande Dame der argentinischen Musik. Ihre emotionsstarke, dunkle Stimme, aber auch das Talent, die richtigen Worte zum passenden Zeitpunkt zu wählen, ließen sie schon in den Sechzigern Jahren auf der Bühne wie im Radio zur gefragten Persönlichkeit werden. Am 9.Juli 1935 in San Miguel De Tucumán geboren, wuchs Sosa in einfachen Verhältnissen auf. Die kleine Mercedes tanzte gerne und sang inspiriert, ohne allerdings ihr Talent als solches wahrzunehmen. Zu ihrem ersten Wettbewerb bei einem lokalen Rundfunksender im Oktober 1950 wurde sie von begeisterten Freunden überredet.
Sie gewann, durfte daraufhin über zwei Monate hinweg regelmäßig auf Sendung bleiben und erkannte, dass ihre Stimme für viele Menschen mehr als nur Unterhaltung war. Mercedes Sosa beschloss, ihr Leben der Musik zu widmen. Über ihren damaligen Ehemann Manuel Oscar Matus bekam die junge Frau Kontakt mit dem “Nueva Canción”, der von Chile und Argentinien aus den Künstlern und Intellektuellen Südamerikas neue Impulse gab. Die im Kern konservative Bewegung, die vor allem vom Aussterben bedrohte musikalische Formen wie Chacarera, Zamba oder Chamame zu bewahren versuchte, entwickelte sich bald vom harmlosen Nachdenken über die Vergangenheit zur für die Interpreten gefährlichen Reflexion über die Gegenwart.
Mit der Machtübernahme der Militärs wurden die Spielräume kritischen Denkens schlagartig klein. Die Diktatur machte nicht einmal bei populären Gestalten wie Mercedes Sosa halt. Sie wurde 1978 in einer spektakulären Aktion bei einem Konzert einschließlich ihres Publikums verhaftet und daraufhin aus Argentinien ausgewiesen. Die zwangsexilierte Sängerin entwickelte sich daraufhin zu einer der prägenden Stimmen argentinischer Kultur im internationalen Ausland. Nachdem die Militärjunta im Juni 1982 den Falkland-Krieg verloren hatte und das Land daraufhin langsam zur Demokratie zurückfand, kehrte auch die große Sängerin in ihre Heimat zurück.
Die früheren Hörer bedankten sich, indem sie ihrer damaligen aktuellen Platten zu Hitparaden-Notierungen verhalfen. Sosa revanchierte sich mit Konzerten, Tourneen, neuen Alben, die fast ausnahmslos zu Kassenschlagern wurden. Auch nach Jahren trafen ihre Worte noch die Stimmungen der Menschen und so fanden auch die kommenden Generationen zu den ernsten, ehrlichen Liedern der Frau aus dem Volke. Nach schwerer Krankheit schaffte sie Ende der neunziger Jahre noch einmal den Neuanfang auf der Bühne. Am vergangenen Sonntagmorgen jedoch starb Mercedes Sosa im Alter von 74 Jahren in Buenos Aires. Noch am selben Tag wurde ihr Leichnam im Kongressgebäude aufgebahrt. Zehntausende verabschiedeten sich dort und am Montag bei einem Autokorso auf dem Weg zum Friedhof von einer der größten Künstlerinnen, die Argentinien und die Welt während der vergangenen Jahrzehnte erleben durfte.