Sie sind ein Höhepunkt barocker Kompositionskunst und eines der Schlüsselwerke Johann Sebastian Bachs: seine „Aria mit verschiedenen Veränderungen“, bekannt als die “Goldberg-Variationen”. Bis heute stellt dieses Werk Interpreten vor große Herausforderungen und verlangt sowohl spieltechnisch als auch musikalisch geschliffene Perfektion. Nun hat sich mit dem iranischen Cembalisten Mahan Esfahani einer der derzeit spannendsten jungen Künstler mit diesem barocken Schatz auseinandergesetzt und präsentiert in seiner Einspielung der “Goldberg-Variationen” eine äußerst bemerkenswerte und überaus spannende und vitale Interpretation des legendären Stücks. Am 26. August erscheint das Album bei Deutsche Grammophon.
Die “Goldberg-Variationen” nehmen im umfangreichen Werk von Johann Sebastian Bach eine Schlüsselrolle ein und entstanden im letzten Lebensjahrzehnt des barocken Großmeisters. Schenkt man einer posthum verbreiteten Anekdote Glauben, so wurden sie im Jahr 1741 als Auftragswerk komponiert für den russischen Gesandten am Dresdner Hof, den Grafen Hermann Carl von Keyserlingk, der mit der Familie Bach befreundet war. Der von diesem angestellte Cembalist Johann Gottlieb Goldberg, der selbst wiederum ein Schüler Wilhelm Friedemann Bachs und Johann Sebastian Bachs war, sollte dem Grafen aus dem Variationswerk vorspielen, um eine geruhsame Nacht zu garantieren. Dies gelang, so wie es scheint, und die Variationen erhielten den Namen ihres sensiblen Spielers. Musikalisch gesehen zeigt sich in den Variationen die Bach‘sche Meisterschaft in ihrer ganzen blühenden Vielfalt. Es ist, als hätte Johann Sebastian Bach die vielen verschiedenen Facetten seiner Kompositionskunst in einem intimen und zutiefst persönlichen Werk zusammenführen wollen. So finden sich tänzerische, artistische und virtuos auftrumpfende Passagen ebenso wie dicht und verinnerlicht ausgedeutete Meditationen, die den Hörer tief bewegt zurücklassen. „Diese Variationen aus dem letzten Lebensjahrzehnt des Komponisten bieten uns seine Rückschau auf einen jahrzehntelangen ästhetischen Wandlungsprozess, sie zeigen aber auch, wie er als innovativer, einfühlsamer Musiker auf neue Trends und Techniken um sich herum reagierte“, sagt Mahan Esfahani. Die insgesamt 30 Stücke, eingerahmt von der Aria, eröffnen somit einen lichten Kosmos, der bis heute in den Bann zieht und tief beglückt.
Für Mahan Esfahani ist das Werk von Bach nichts weniger als ein Lebensprojekt. „Bach ist ein Komponist, den man sein ganzes Leben lang versucht zu verstehen und doch nie ganz begreifen wird. Aber es ist ein Leben, das sehr gut verbracht ist“, so der Musiker. Auf seinem neuen Album geht Esfahani an die “Goldberg-Variationen” mit der Spielfreude eines Kindes und dem Entdeckergeist eines gereiften Interpreten heran. Unverkrampft, frei und lebendig ist sein Spiel, brillant und federnd erklingen die virtuosen Passagen, innig und warm die ruhigeren Variationen. Dabei fasziniert Mahan Esfahani mit packender Präsenz und Ausdruckskraft, die den ganze Klangreichtum des Cembalos auslotet und farbenreich zum Blühen bringt.
Esfahanis Demut vor der Leistung Johann Sebastian Bachs ist hierbei ebenso spürbar wie sein tiefer Anspruch, dem musikalischen Geschenk der “Goldberg-Variationen” würdevoll gerecht zu werden. Auf seinem neuen Album ist ihm das meisterhaft gelungen.