Clara Schumann und Johannes Brahms sind das geheimnisumwobene Künstlerpaar, dessen Werken sich Lisa Batiashvili auf ihrem neuen Album widmet. Aus der Faszination für die wohl für immer rätselhaft bleibende Beziehung der beiden Komponisten bezog die georgische Geigerin die Anregung für ihr thematisch und musikalisch rundum stimmiges Album, dessen Bezugsrahmen das ur-romantische Motiv unerfüllter Liebe und großartige romantische Musik bilden. Clara Schumann und dem 14 Jahre jüngeren Johannes Brahms wird eine heimliche und letztlich gescheiterte Liebesbeziehung nachgesagt, die sich während der zwei Jahre vor dem Tod Robert Schumanns abgespielt haben soll. Über Details ihres Verhältnisses kann jedoch nur spekuliert werden, da sie den Großteil ihrer Korrespondenz vernichteten. „Vielleicht liegt genau darin der Reiz, dass wir alles nur erahnen können, und dass wir die Musik nutzen müssen, um ihre Gefühlswelten zu entdecken“, erklärt Lisa Batiashvili.
Der Musik und den Menschen näher
Um den Komponisten und ihrer Musik so nahe wie möglich zu kommen, hat Batiashvili für die Aufnahmen eine besondere Geige zur Hand genommen: eine Stradivari „Ex-Joachim“. Ihr einstiger Besitzer, der Geigenvirtuose Joseph Joachim, war es, der Brahms bei den befreundeten Schumanns einführte. Und gemeinsam mit dem Komponisten blieb Joachim Clara nach dem Tod Robert Schumanns zeitlebens ein treuer Gefährte. Ihm widmete Clara Schumann ihre Drei Romanzen für Violine und Klavier op. 22 aus dem Jahr 1853. Auch Brahms schrieb sein Konzert für Violine und Orchester D-dur op. 77 im Jahr 1878 für Joachim und holte sich bei dem Geiger Rat für die Komposition der Solostimme ein. Über ihr Instrument sagt Lisa Batiashvili: „Der Gedanke, dass diese Geige schon in Joachims Händen lag, während er Brahm’s Konzert und Clara Schumanns Romanzen spielte, ist aufregend. Ich hatte das Gefühl, über das historische Instrument auch Hinweise auf Brahms' Klangvorstellungen zu bekommen, der Musik und den Menschen näher zu sein.“
Gelungener Einstand der „Capell-Virtuosin“
Doch der überzeugende Eindruck, den Lisa Batashvilis neues Album hinterlässt, fußt nicht allein auf schlüssigen und hoch spannenden schaffenspsychologischen Erwägungen. Für die Ausnahmegeigerin steht ganz klar der Notentext an erster Stelle. „Erst, wenn man die Musik als Kunst an sich annimmt, ist es möglich, Verbindungen zwischen den Komponisten und unserer Gegenwart zu ziehen – erst dann lässt sich die eigene Arbeit mit Gedanken, Ideen und Assoziationen füllen.“ Die vorliegende Aufnahme von Brahms’ Violinkonzert mit der Staatskapelle Dresden unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Christian Thielemann steht am Beginn von Batiashvilis Engagement als „Capell-Virtuosin“ des Orchesters in der Konzertsaison 2012/2013. Clara Schumanns Romanzen spielte Lisa Batiashvili mit der jungen Pianistin Alice Sara Ott ein. “Bestleistung!”, urteilt WDR 3 Kultur über das Album. „Schade, dass diese CD nur knapp 48 Minuten lang ist. Man möchte Lisa Batiashvili allzu gern noch viel länger zuhören und ihr in die sinnliche Welt von Clara Schumann und Johannes Brahms folgen“, befindet NDR Kultur.