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Leonard Bernstein
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Aus einem Guss - Die Deutsche Grammophon feiert Bernsteins legendäre New Yorker "Carmen"-Aufnahme

Carmen
© DG
03.07.2018

Rund um Leonard Bernsteins 100. Geburtstag erinnern zahlreiche Aufnahmen an die beeindruckende musikalische Schaffenskraft des amerikanischen Komponisten und Dirigenten, der das Publikum nicht nur mit eigenen Werken begeistern konnte, sondern auch viele große Werke der Musikgeschichte in Einspielungen für die Ewigkeit festgehalten hat, die vor Intensität und Leidenschaft für die Sache sprühen.

Der Live-Mitschnitt von George Bizets Oper “Carmen” ist in jeder Hinsicht ein vollkommener Ohrenschmaus, in dem die Musiker des Metropolitan Opera Orchestra unter der Leitung von Leonard Bernstein jeden Moment künstlerisch bis ins kleinste Detail auskosten. In der remasterten 96kHz/24-bit Audio Qualität kommt die strahlende Ausdruckskraft der legendären Originalaufnahme von 1973 auf drei CDs und einer Blu-ray perfekt zur Geltung.

George Bizets Oper “Carmen” von 1875 hat alles, was ein Bühnenwerk braucht, um das Publikum bis heute vor Begeisterung von den Sitzen zu reißen. Flammende Liebe, großes Drama und leidenschaftliches Sterben – gespickt mit umwerfend schönen Melodien. Bereits im Prélude stellt Leonard Bernstein innerhalb der ersten vier Minuten sein untrügerisches Händchen für Bizets intensives Farbenspiel unter Beweis. Die quicklebendigen Streicher und agilen Bläser des Metropolitan Opera Orchestra öffnen das Tor zur romantischen Klangwelt des französischen Komponisten und stimmen die Ohren genüsslich auf die schönsten Motive der Oper ein.

Der Manhattan Opera Chorus und die fantastischen Solisten rund um die amerikanische Mezzosopranistin Marilyn Horne, zünden daraufhin stimmlich ein musikalisches Feuerwerk nach dem anderen. Marilyn Hornes einzigartiges Timbre kommt in der berühmten “Habanera”, der Arie “L’amour est un oiseau rebelle” wunderschön zur Geltung, wenn sie als Carmen die Unzähmbarkeit der Liebe besingt. Bizet hat die Arie erst kurz vor der Uraufführung am 3. März 1875 in Paris auf Wunsch der französischen Mezzosopranistin Célestine Galli-Marié zur Oper hinzugefügt – glücklicherweise – denn schnell war sie, und das ist sie bis heute, nicht mehr aus der Opernliteratur wegzudenken. 

Zutiefst berührend ist auch die Arie der Micaëla, in der die italienische Sopranistin Adriana Maliponte klangschön und mit großer Natürlichkeit überzeugt und, wie auch im Anschluss daran im Duett mit James McCracken, viel Gefühl unter Beweis stellt. Der amerikanische Tenor James McCracken gehörte zu den unangefochtenen Stars der Metropolitan Opera und glänzt in Bernsteins “Carmen”-Einspielung als glühend verliebter, zwischen Treue und Leidenschaft hin- und hergerissener Don José, der unter anderem mit seiner Arie “La fleur que tu m’avais jetée” Gänsehaut verbreitet. Bei aller Virtuosität und perfekter Stimmfertigkeit berühren die Sänger vor allem auch mit großer Emotionalität und Menschlichkeit. Leonard Bernstein lässt den Solisten durch seine feinsinnige musikalische Gestaltung immer wieder viel Raum, die einzelnen Charaktere künstlerisch voll zu entfalten.

Der finnische Bassbariton Tom Krause ergänzt die Solisten-Riege um eine weitere fulminante Stimme. Sein voluminöser Bass verleiht dem Torero Escamillo viel Präsenz und Charisma und gipfelt in seiner Arie “Votre toast, je peux vous le rendre”, wunderbar eingebettet in die gemeinsamen Passagen des Solisten-Ensembles. Bernstein nimmt das Tempo hier zwischendurch zurück und lässt das Orchester dynamisch und agogisch innehalten, um die Stimmen der Sänger noch mehr hervor zu heben.

Die vielen köstlichen Feinabstimmungen bis ins letzte Detail machen den Reiz der Aufnahme aus, die nicht nur den besonderen atmosphärischen Zauber eines Live-Mitschnitts transportiert, sondern als rundherum stimmiges Gesamtkunstwerk Bizets Oper wie aus einem Guss zelebriert und Bernsteins intuitives Gefühl für den perfekten musikalischen Moment widerspiegelt.

Bizet: Carmen, WD 31
BIZET Carmen Bernstein
6. Juli 2018

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