»Der Cellobogen schien eins mit seinem Arm, seine Finger flogen über das Griffbrett, als sei es die natürlichste Sache der Welt … ein unvergessliches musikalisches Erlebnis«
Seen and Heard International über Soltanis Aufführung von Schumanns Cellokonzert mit dem Tonhalle-Orchester Zürich im September 2023
Individualität, Ausdruck und Präsenz zeichnen die künstlerischen Fähigkeiten des österreichischen Cellisten Kian Soltani aus. In bemerkenswert kurzer Zeit haben ihn begeisterte Kritiken, aber vor allem Einladungen in große internationale Konzertsäle vom jungen Star zu einem der aufregendsten Musiker seiner Generation gemacht. 2017 wurde Soltanis Rang noch einmal bestätigt, als er nicht nur den begehrten Leonard Bernstein Award des Schleswig-Holstein Musik Festivals (im Februar) und den Credit Suisse Young Artist Award (im Dezember) erhielt, sondern auch einen Exklusivvertrag bei Deutsche Grammophon unterzeichnete (im Juli).
Sein erstes DG-Album, Home, das Werke für Cello und Klavier von Schubert, Schumann und Reza Vali bietet, erschien unter großem Beifall der Kritik im Februar 2018. Es folgten drei Kammermusik-Alben mit Daniel und Michael Barenboim: die Klavierquartette von Mozart, die live im Pierre Boulez Saal mit Yulia Deyneka mitgeschnitten wurden (veröffentlicht im August 2018); sämtliche Klaviertrios von Mozart (2019); und sämtliche Klaviertrios von Beethoven (2020).
Ebenfalls 2020 brachte Soltani ein reines Dvořák-Album heraus. Neben dem Cellokonzert, bei dem er von der Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim begleitet wird, enthält es fünf weitere Stücke des Komponisten in Arrangements für Solocello und Celloensemble (mit Cellisten der Staatskapelle Berlin). Drei dieser Arrangements schuf Soltani selbst: Allegro moderato aus Romantische Stücke op. 75, »Lasst mich allein« aus Vier Lieder op. 82 und »Als die alte Mutter sang« aus Zigeunermelodien op. 55.
Das Album Cello Unlimited erschien im Oktober 2021, es ist eine Huldigung an sein Instrument und eine Reise durch die Filmmusik. Soltani ist hier nicht nur Interpret, sondern auch Arrangeur und Komponist. Er bearbeitete Filmmusiken von unter anderem Hans Zimmer und Howard Shore und spielte bei der Aufnahme jede Stimme selbst ein. Das Album gewann 2022 den OPUS Klassik in der Kategorie Innovatives Hörerlebnis.
Auf seinem jüngsten Album spielt Soltani Schumanns Cellokonzert sowie vier weitere neu orchestrierte Werke des Komponisten mit der Camerata Salzburg, er dirigiert vom Cello aus. Außerdem bringt er, begleitet vom französischen Pianisten Julien Quentin, eigene Transkriptionen für Cello und Klavier zu Gehör von Liedern von Robert und Clara Schumann. Kian Soltani – Schumann erschien im September 2024.
Zu Soltanis künftigen Höhepunkten gehören mehrere Auftritte bei der Cello Biennale in Amsterdam (2. bis 10. November), darunter ein Konzert mit dem Programm von Cello Unlimited, das er gemeinsam mit sieben Gewinnern des niederländischen Cellowettbewerbs spielt, die Uraufführung des Cellokonzerts der aserbaidschanischen Komponistin Franghiz Ali-Zadeh mit der Amsterdam Sinfonietta, ein Konzert mit traditioneller und moderner persischer Musik sowie Kabalewskis Zweites Cellokonzert mit dem Residentie Orkest. Er spielt Korngolds Cellokonzert mit dem Berner Symphonieorchester (14./15. November) und Prokofjews Sinfonia concertante mit dem hr-Sinfonieorchester in Frankfurt (21./22. November). Am 15. Januar ist er mit einer weiteren Uraufführung zu erleben, mit dem für ihn komponierten Cellokonzert des Österreichers Marcus Nigsch (alias Marque) mit den Wiener Symphonikern im Wiener Musikverein. Er führt das Werk danach auch in Graz, Salzburg und Bregenz auf.
Kian Soltani wurde 1992 als Sohn einer persischen Musikerfamilie in Bregenz geboren. Er begann mit vier Jahren Cello zu spielen und trat bereits als 12-Jähriger in die Klasse von Ivan Monighetti ein an der renommierten Musik-Akademie der Stadt Basel. Er blieb 11 Jahre in der Obhut Monighettis und verinnerlichte die Lehren dieses letzten Schülers von Mstislaw Rostropowitsch am Moskauer Konservatorium. Der internationale Durchbruch gelang ihm 2011 im Alter von 19 Jahren mit Debüts im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins und bei der Schubertiade in Hohenems. Weltweit Beachtung fand er im April 2013 als Gewinner des Internationalen Paulo-Cello-Wettbewerbs in Helsinki. 2014 erhielt er ein Stipendium der Anne-Sophie Mutter Stiftung und perfektionierte sein Können weiter als Mitglied des Programms für junge Solisten der Kronberg Academy sowie an der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein.
Zusätzlich zu seiner Arbeit als Konzertsolist und Kammermusiker war Soltani Erster Cellist des West-Eastern Divan Orchestra (WEDO), 2015 gehörte er neben Daniel Barenboim zu den Solisten in Beethovens »Tripelkonzert« bei Auftritten des Orchesters in Berlin, bei den Festspielen in Salzburg und Luzern, den BBC Proms in London und im Teatro Colón in Buenos Aires. Weitere frühe Höhepunkte seiner Karriere sind Tourneen mit Anne-Sophie Mutter und den Mutter’s Virtuosi; seine Mitwirkung bei der Eröffnungswoche des Pierre Boulez Saals in Berlin im März 2017; ein Auftritt mit dem Boston Symphony Orchestra beim Galakonzert in Tanglewood anlässlich Leonard Bernsteins 100. Geburtstag im August 2018; und Debüts unter anderem in der Berliner Staatsoper, der Elbphilharmonie in Hamburg, der Carnegie Hall in New York sowie der Royal Festival Hall und der Cadogan Hall in London. Seit Oktober 2023 hat er eine Professur an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.
Kian Soltani spielt dank einer großzügigen Leihgabe das »London ex Boccherini 1694« Stradivarius.
10/2024