“Das Singen lässt mich zu dem werden, der ich bin”, sagt Jonathan Tetelman selbst über die Bedeutung seines Gesangs. So ist seine Stimmkunst untrennbar verbunden mit seiner persönlichen Entwicklung und steht der Sänger heute am vielversprechenden Beginn seiner Karriere. Seit vergangenem Jahr ist der Tenor beim gelben Label unter Vertrag, nun präsentiert er sein Debutalbum “Arias”. Darauf ist der Sänger mit ausgewählten italienischen und französischen Arien zu erleben, begleitet vom Orquesta Filarmonica de Gran Canaria unter Leitung von Karel Mark Chichon.
Jonathan Tetelman ist erst 34 Jahre jung, doch er hat bereits einen intensiven Wandlungsprozess hinter sich. Schon als Kind liebte er die Musik, bald entdeckte er das Singen für sich. Später war er Schüler an der American Boychoir School und Mitglied des dortigen Chores, dann wechselte er an die Manhattan School of Music und studierte dort als lyrischer Bariton Operngesang. Doch als er mit 24 seinen Abschluss gemacht hatte, sah er hierin keine Perspektive. Zwar ahnte er bereits, dass er als Tenor Erfolg haben könnte, aber ihm fehlte ein genauer Plan. Während einer Auszeit arbeitete der Sänger schließlich für drei Jahre als DJ und Promoter in einem Nacht Club in New York – und merkte dort, wie sehr er die klassische Musik vermisste. “Ich fühlte mich völlig verloren – es war, als ob ein Stück von mir fehlt”, so Tetelman. Der Sänger zog die Konsequenzen. Er beendet den Job, begann erneut, intensiv an seiner Stimme zu arbeiten und wandelte sich mit beeindruckender Disziplin innerhalb weniger Monate vom Bariton zum Tenor. "Seither weiß ich: Wenn ich etwas erreichen möchte, dann schaffe ich das auch“, so Tetelman.
Seine heutige Stimme beschreibt der Sänger selbst als “lyrische Stimme mit viel Power” und “romantische Stimme im klassischen Sinne”. Diese wollte er auf seinem Debutalbum in ihrer ganzen Vielfalt offenbaren. So hat er für “Arias” Werke ausgewählt, “die ebenso sanft und delikat wie auch heroisch und dramatisch zu Herzen gehen”, wie Tetelman sagt, und die den Sänger in ganz unterschiedlichen Rollen zeigen. Ein Schlüsselstück hierbei ist die Arie “Addio fiorito asil” aus Giaccomo Puccinis Oper “Madame Butterfly”. Es war die erste Arie, die Tetelman in seiner neuen Rolle als Tenor gesungen hat und bei der er sich erstmals ganz zuhause fühlte. "Sie ist aufregend und wunderschön, sie ist einfach magisch“, so der Sänger. Mit Auszügen aus “Francesca da Rimini” von Riccardo Zandonai findet sich ein weiterer markanter Meilenstein aus Tetelmans bisheriger Karriere auf dem Album. Als Paolo feierte Tetelman seinen ersten großen Erfolg an der Deutschen Oper in Berlin und begab sich ganz hinein in die Rolle des sehnsuchtsvollen jungen Mannes. Mit Werther aus Massenets gleichnamiger Oper und Don Jose aus George Bizets Oper “Carmen” erweckt der Sänger zudem zwei Charaktere zum Leben, deren romantische Natur sich laut Tetelman durchaus ähnelt.
Das Erspüren und Durchdringen fremder Rollen und Charaktere sind Jonathan Tetelmans Leidenschaft – dies beweist auch sein faszinierendes Debutalbum. “Ich liebe es, die psychologischen Aspekte der Charaktere herauszuarbeiten”, sagt der Sänger, und es sei jedes Mals aufs Neue faszinierend zu erkunden, wer die Person wirklich sei und wie sie sich entwickle während des Stücks. Dabei beweist der Sänger bei der Interpretation der unterschiedlichen Arien auf “Arias” eine ausgefeilte Technik und innige Musikalität gleichermaßen und lotet die verschiedenen Figuren in all ihren Emotionen sensibel aus. Durch seinen eigenen Wandlungsprozess hat Tetelman gelernt, “zwischen den Stimmen zu singen”, wie er es ausdrückt, und mit der gesamten Palette an Farben und dynamischen Nuancen die Musik zum Leben zu erwecken. Sein Debutalbum gibt davon ein beeindruckendes Zeugnis.