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Joana Mallwitz
Joana Mallwitz

Biografie

»… zwei deutlich abgegrenzte Welten, geschaffen durch die eindringliche Leitung der deutschen Dirigentin Joana Mallwitz … Ihre lebendige Interpretation entlockte dem Orchester jedes Quäntchen Feenzauber …«
Bachtrack, Rezension zu Mallwitz’ Debüt an der niederländischen De Nationale Opera 2023 mit Rusalka

»Weise, meisterhaft, liebevoll« – so beschrieb die FAZ Joana Mallwitz’ Interpretation von Mozarts Così fan tutte in ihrem einhellig gefeierten Debüt bei den Salzburger Festspielen 2020. Sie war damit die erste Frau, die in der 100-jährigen Geschichte der renommierten Festspiele eine Oper dirigierte – eine der vielen Premieren in ihrer außergewöhnlichen Karriere.

Die von der FAZ gewählten Attribute könnten ebenso für Mallwitz’ Vorstellung von der Zukunft der klassischen Musik stehen. Überzeugt davon, dass Oper und symphonische Musik das Potenzial haben, Menschen jeglicher Herkunft zu bewegen und zu inspirieren, ist ihr die Musikerziehung außerordentlich wichtig. Zu Beginn der Saison 2023/24 wurde Joana Mallwitz Chefdirigentin und Künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin. Der Spiegel begrüßte ihre Verpflichtung an eine der wichtigsten kulturellen Institutionen Berlins und freute sich über den »Kontrapunkt zum antiquierten Bild des Maestros«. Ein Bild, das durch ihre Vitalität und nicht zuletzt durch ihre Fähigkeit bekräftigt wird, etwas über die Musikwerke ihres Repertoires in verständlicher Sprache und mit persönlicher Wärme und Bescheidenheit mitzuteilen.

In dieser neuen Position – sie ist damit die erste Frau an der Spitze eines der großen Berliner Orchester – hat Mallwitz ihre Kunst auf höchstem Niveau perfektioniert und es geschafft, eine neue Zuhörerschaft anzusprechen. Als eines ihrer Markenzeichen hat sie das »Expeditionskonzert« eingeführt, ein Konzept, das sie in ihren Jahren am Theater Erfurt entwickelte und bei dem sie und ihre Musiker eine anschauliche Einführung in die Musik bieten, die das Publikum später hören wird.

Mit einem Repertoire, das alle Epochen und Gattungen umfasst, arbeitet Mallwitz regelmäßig als Gastdirigentin mit den großen internationalen Orchestern: Wiener Philharmoniker, Orchestre national de France, Orchestre de Paris, Concertgebouw-Orchester, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Münchner Philharmoniker, NDR Elbphilharmonie Orchester und Boston Symphony Orchestra, um nur einige zu nennen. Auf dem Opernpodium dirigierte sie in den letzten Jahren von den Kritikern gepriesene Produktionen am Royal Opera House, Covent Garden, an der Bayerischen Staatsoper, der Semperoper in Dresden, der Oper Frankfurt, der niederländischen Nationale Opera und der Königlichen Oper in Kopenhagen.

Im Juni 2023 unterzeichnete Joana Mallwitz einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon. Ihr Debüt beim Label macht sie mit dem Konzerthausorchester Berlin. The Kurt Weill Album erscheint im August 2024, eingespielt wurden Weills Symphonie Nr. 1 »Berliner Symphonie«, die Symphonie Nr. 2 »Fantaisie symphonique« sowie Die sieben Todsünden. Gänzlich anderes folgt mit der zweiten Aufnahme, Haydns Schöpfung. Künftige Projekte werden die lange und bedeutende Geschichte ihrer neuen Wirkstätte aufgreifen und Stücke zu Gehör bringen, in denen die Welten des Theaters und der Musik aufeinandertreffen, sowie Kompositionen, die eng mit Berlin und ihrem neuen Haus verbunden sind.

Zu Mallwitz’ Verpflichtungen mit ihrem Orchester in der Saison 2024/25 zählen eine Aufführung von Nonos Come una ola de fuerza y luz und Mahlers Symphonie Nr. 4 beim Musikfest Berlin sowie Konzerte mit Werken von unter anderem J. S. Bach, Bartók, Beethoven, Lili Boulanger, Cage, Ligeti und Schubert. Als »Expeditionskonzerte« sind Bartóks Konzert für Orchester, Beethovens Symphonie Nr. 5 und Schuberts Symphonie Nr. 9 zu erleben.

Zusätzlich zu ihren Aufgaben am Konzerthaus wird Mallwitz im März 2025 erstmals Konzerte mit den Berliner Philharmonikern und dem Los Angeles Philharmonic dirigieren. Im selben Monat gibt sie ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera in der Wiederaufnahme von Sir Richard Eyres Inszenierung von Le nozze di Figaro.

Joana Mallwitz wurde 1986 in Hildesheim geboren und erhielt im Alter von drei Jahren ihren ersten Geigen- und zwei Jahre später ihren ersten Klavierunterricht. Mit 13 Jahren hörte sie erstmals Schuberts »Unvollendete« und begriff, dass sie Dirigentin werden wollte. Noch im selben Jahr nahm sie ihr Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover in den Fächern Klavier (bei Karl-Heinz Kämmerling) und Dirigieren (bei Eiji Oue) auf.

2006 begann sie ihre Arbeit als Repetitorin am Theater Heidelberg und gab schon bald ihr professionelles Debüt, als sie in letzter Minute einsprang, um Madama Butterfly zu dirigieren. Von 2007 bis 2011 war sie an diesem Haus zweite Kapellmeisterin und Assistentin des Generalmusikdirektors Cornelius Meister, 2014 trat sie am Theater Erfurt als jüngste Generalmusikdirektorin Europas ihr erstes Leitungsamt an. 2018 wurde sie zur Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg ernannt, wo sie während der folgenden fünf Jahre das künstlerische Niveau steigerte und eine treue Anhängerschaft erwarb, sodass die Staatsphilharmonie Nürnberg sie im April 2024 zur Ehrendirigentin ernannte, einen Titel, den das Orchester seit seiner Gründung 1922 erstmals vergab.

Die Zeitschrift Opernwelt kürte Joana Mallwitz 2019 zur »Dirigentin des Jahres«, 2022 erhielt sie den Bayerischen Verfassungsorden, 2023 folgte das Bundesverdienstkreuz. In der Laudatio für Letzteres wurde die Dirigentin »für ihre so präzise wie inspirierte Arbeit auf den Konzertpodien der Welt gefeiert«, weil sie »für die Zukunft der klassischen Musik« steht. Joana Mallwitz steht auch im Mittelpunkt einer abendfüllenden Dokumentation des Regisseurs Günter Atteln für Accentus Music. Die Kamera folgte der Dirigentin über zwei Jahre, in denen Mallwitz erstmals in München, Paris, Salzburg und Amsterdam auftrat und sie und ihr Ehemann das erste Kind bekamen. Joana Mallwitz – Momentum, eine faszinierende, offene Darstellung aller Aspekte ihres Lebens, wurde im Mai 2024 beim DOK.fest in München uraufgeführt.

7/2024

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