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Ildar Abdrazakov
Ildar Abdrazakov

Biografie

Ildar Abdrazakov
© George Kadarvar

Ildar Abdrazakov erweckt die großen Bassarien der Opernwelt zum Leben; er verfügt über die stimmlichen Fähigkeiten, den künstlerischen Ausdruck und eine mitreißende Bühnenpräsenz, die es dazu braucht. Abdrazakov konnte sich bereits in einem Alter, in dem für die meisten Bassisten die Reifezeit gerade beginnt, einen Platz in der ersten Riege seines Fachs sichern. Der russische Sänger, den die New York Times einen “Bassisten mit Eleganz und unforcierter Stimmfülle” nannte, ist äußerst gefragt bei den führenden Opernhäusern und Konzertsälen. Sein Kernrepertoire reicht von Mozarts Figaro und den Buffopartien bei Rossini und Donizetti bis zu den außerordentlich komplexen Verdifiguren Attila, Oberto und Filippo II. “Mein Ausgangspunkt ist immer der Komponist”, erklärt er. “Ich will singen, was der Komponist geschrieben hat. Das steht an erster Stelle. Alles beginnt mit der Partitur.”

Am 10. Oktober 2017 wurde Abdrazakovs Unterzeichnung eines Exklusivvertrags mit Deutsche Grammophon bekanntgegeben – ein paar Wochen zuvor hatte das gelbe Label Duets veröffentlicht, ein Album mit französischen und italienischen Opernausschnitten, aufgenommen mit Rolando Villazón. In der Rezension von Duets rühmte MusicWeb International Abdrazakovs Stimme als “kräftigen, dunklen dramatischen Bass, hervorragend für Mefistofele und Fiesco”.

Ildar Abdrazakov hat jetzt sein erstes Soloalbum für Deutsche Grammophon eingespielt – eine breit gefächerte Auswahl von Verdi-Arien, aufgenommen mit dem Chœur Métropolitain und dem Orchestre Métropolitain de Montréal unter Leitung von Yannick Nézet-Séguin. Das Album erscheint am 16. August 2019.

Deutsche Grammophon hatte bereits bedeutende Meilensteine in Abdrazakovs Karriere dokumentiert: Zwei Produktionen von der Metropolitan Opera veröffentlichte das gelbe Label auf Blu-ray und DVD, Donizettis Lucia di Lammermoor, wo der Bass neben Anna Netrebko auftrat (2009), und Borodins Fürst Igor mit Abdrazakov in der Titelrolle (2014).

Ildar Abdrazakov wurde in Ufa, der damaligen Hauptstadt der Baschkirischen Autonomen Sowjetrepublik, der heutigen Republik Baschkortostan, geboren. Sein Vater, ein Film- und Fernsehregisseur, erkannte die musikalische Begabung des jungen Ildar und schickte ihn auf eine örtliche Musikschule. Der 14-jährige Schüler erhielt erste Gesangsstunden bei M. G. Murtazina, die bereits seinen älteren Bruder unterrichtete, und trat zwei Jahre später in ihre Klasse am Staatlichen Kunstinstitut Ufa ein. “Ich war mit einer großartigen Lehrerin gesegnet, und ich war ehrgeizig”, berichtet er. “Beides trug dazu bei, dass ich meine Karriere schon so jung begann.”

Abdrazakov studierte auch weiterhin bei Professor Murtazina, nachdem er Mitglied des Baschkirischen Staatlichen Theaters für Oper und Ballett geworden war. Mit 22 Jahren gab er sein Debüt am Mariinski-Theater in St. Petersburg und erwarb unschätzbare frühe Erfahrungen auf zahlreichen Tourneen mit dem Ensemble, während derer er 2000 bei seinem ersten Auftritt am Royal Opera House, Covent Garden internationale Aufmerksamkeit fand. Noch im selben Jahr erfolgte sein Durchbruch, als er den internationalen Wettbewerb Maria Callas – Nuove voci per Verdi gewann. Ein Sieg, der zu seinem Debüt an der Mailänder Scala im Jahr 2001 und zu weiteren Engagements an renommierten Häusern führte. Sein Debüt an der Metropolitan Opera gab Abdrazakov 2004 als Masetto in Don Giovanni. Seither gastiert er dort regelmäßig in Rollen von Figaro und Don Giovanni bis zu Escamillo, Attila und Méphistophélès. Er wirkte in der Galavorstellung zur Wiedereröffnung der Scala 2004 mit und 2010 gab er dort sein erstes Recital mit Liedern von Tschaikowsky, Rachmaninow, Liszt, Ravel und anderen.

Weitere Höhepunkte seiner Karriere: Don Basilio und Filippo II für das Royal Opera House, Covent Garden; Attila, Figaro, Don Giovanni und die vier Schurken aus Les Contes d’Hoffmann für das Mariinski-Theater; Don Basilio für die Pariser Opéra und die Bayerische Staatsoper; Méphistophélès (Gounods Faust) für die Pariser Opéra und die Salzburger Festspiele; Don Giovanni für die Wiener Staatsoper; Mustafà (L’italiana in Algeri) für die Wiener Staatsoper und die Salzburger Festspiele; Filippo II für das Bolschoi-Theater, in Lima und Turin sowie konzertant am Théâtre des Champs-Elysées; Moses (Rossinis Moïse et Pharaon) für die Salzburger Festspiele und das Opernhaus Marseille; Attila für die Opéra de Monte-Carlo; Silva (Verdis Ernani) für das Opernhaus in Rom; und die Titelrolle in Boitos Mefistofele für die San Francisco Opera.

Neben seiner Arbeit im Opernhaus ist Ildar Abdrazakov auch ein gefragter Konzertsänger, der unter anderem bereits in der Carnegie Hall, im Wiener Musikverein, beim Tokyo Spring Festival, den BBC Proms und den Salzburger Festspielen gastierte. Die Live-Aufnahme seiner Aufführung von Verdis Requiem mit dem Chicago Symphony Orchestra und Riccardo Muti, veröffentlicht auf dem eigenen Label des Orchesters, erhielt 2011 zwei Grammys als “Beste klassische Aufnahme” und “Beste Aufnahme eines Chorwerks”.

2015 wurde Ildar Abdrazakov Künstlerischer Direktor der Elena Obraztsova International Academy of Music in St. Petersburg. Er erklärte: “Zum ersten Mal schaffen wir in Russland nicht nur ein System klassischer, traditioneller Ausbildung, sondern hoffen darüber hinaus, eine dauerhafte Verbindung zwischen den Generationen zu etablieren, sodass die heute tätigen Berufsmusiker ihre Erfahrung an junge Talente weitergeben können. Ich fühle eine große Verantwortung und bin stolz darauf, andere Musiker und Sänger an meinen eigenen Erfahrungen teilhaben zu lassen.” Seither hat er zudem die Ildar Abdrazakov Foundation gegründet, die begabte junge Musiker unterstützt und fördert. Im März 2019 veranstaltete die Stiftung das zweite Ildar Abdrazakov International Music Festival, das in vier russischen Städten stattfand – darunter Moskau und Ufa, die Geburtsstadt des Sängers – und Konzerte und Meisterkurse bot.

Im August 2017 gab Ildar Abdrazakov bei den Salzburger Festspielen sein gefeiertes Rollendebüt als Don Alfonso in Donizettis Lucrezia Borgia. Zu Beginn der Saison 2017/18 sang er an der Opéra Bastille in Paris Philippe II in Verdis Don Carlos. Im November und Dezember 2017 präsentierte er auf einer sieben-Konzerte-Europatournee mit Rolando Villazón Musik aus Duets. Es folgten zwei Rollen an der Met: Figaro im Dezember 2017/Januar 2018 und Assur in Semiramide im Februar/März 2018. Er sang die Titelrolle in Verdis Attila in konzertanten Aufführungen am Gran Teatre del Liceu in Barcelona im April 2018, bevor er zwei Monate später an die Opéra Bastille zurückkehrte, um sein mit Spannung erwartetes Debüt in der Titelrolle von Mussorgskis Boris Godunow zu geben.

Höhepunkte seiner Saison 2018/19 waren Auftritte als Silva in Ernani an der Scala mit “einer sängerisch und darstellerisch herrlich nuancierten Darbietung” (Operawire); seine Rückkehr an die Mailänder Scala im Dezember zur Eröffnung der Spielzeit des Hauses als Attila in Davide Livermores Neuinszenierung der gleichnamigen Oper; Leporello in Don Giovanni an der Met, genau 15 Jahre nach seinem dortigen Debüt in demselben Werk (Januar/Februar 2019); und Aufführungen von Verdis Requiem mit den Berliner Philharmonikern und Riccardo Muti in Baden-Baden. In dieser Saison erhielt Abdrazakov zudem den Premio Abbiati als “Bester Sänger” und gab sein Regiedebüt in der ersten Produktion von Attila am Baschkirischen Staatlichen Theater für Oper und Ballett (April/Mai 2019).

Nach Auftritten in Verdis Requiem bei den Salzburger Festspielen in diesem Sommer beginnt er seine Saison 2019/20 als Banquo in Macbeth an der Met. Anschließend verkörpert er die Titelrolle in Don Giovanni an der Lyric Opera in Chicago.

7/2019

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