Am 26. Januar 2020 fanden in Los Angeles die 62. Grammy Award Verleihung statt, aus der Hildur Guðnadóttir als Gewinnerin hervorging. Die Künstlerin erhielt die Auszeichnung in der Kategorie “Best Score Soundtrack for Visual Media” für ihre Musik zur Mini-Serie “Chernobyl”.
Die Kunst der isländischen Komponistin, Cellistin und Sängerin Hildur Guðnadóttir reicht weit über die virtuose Beherrschung des musikalischen Handwerks hinaus. So setzt sich die vielfach preisgekrönte Musikerin in ihren Werken immer wieder mutig mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinander und vermag es, diese mit ihren ganz eigenen Mitteln eindrucksvoll zu kommentieren. Von diesem tiefgreifenden künstlerischen Anspruch zeugt auch die neue Single “Fólk fær andlit” der Komponistin, die nun bei Deutsche Grammophon erscheint.
Der Hintergrund der neuen Single von Hildur Guðnadóttir ist erschütternd. So komponierte die Musikerin das Stück “Fólk fær andlit” als künstlerische Reaktion auf die Misshandlung und Abschiebung von albanischen Kinder mit unheilbaren Krankheiten. Im Dezember 2015 wurden sie gezwungen zusammen mit ihren Familien, denen die Aufenthaltsgenehmigung verweigert worden war, Island zu verlassen. Guðnadóttir schockierten damals nicht nur die Abschiebung, sondern auch die Entmenschlichung der Opfer und die Spaltung der Gesellschaft in Folge der Ereignisse. “Wo liegt die Grenze unseres Mitgefühls? Wann werden uns die Gesichter der Menschen unbehaglich?” – diesen Fragen hat die Komponistin in ihrem Stück mit beklemmender Tonsprache nachgespürt und die zwischenmenschlichen Abgründe der Geschehnisse verstörend greifbar gemacht.