Im Repertoire der jungen Sopranistin spiegelt sich eine bemerkenswerte Haltung zum Leben
Am 2. Februar erscheint Breathe bei Deutsche Grammophon
Mit Musik von Delibes, Humperdinck, Massenet, Orff, Rossini und Verdi sowie zeitgenössischen Werken von Luke Howard, Cecilia Livingston, Hyowon Woo und Bernat Vivancos
»Vom Anfang bis zum Ende eine optimistische und ermutigende Reise«
OperaWire über Hera Hyesang Parks Debüt in der Carnegie Hall im März 2023
Hera Hyesang Park veröffentlicht Breathe, ihr zweites Album für Deutsche Grammophon. Wie schon bei ihrem Debüt I am Hera spiegelt sich ein persönliches Anliegen in ihrer Auswahl der Musik. Klassiker sind zu hören, etwa von Rossini, Verdi, Massenet, aber auch die Werke der zeitgenössischen Komponisten Luke Howard, Cecilia Livingston, Hyowon Woo und Bernat Vivancos. Die Sopranistin hat das Album in Genua mit dem Orchestra und Coro del Teatro Carlo Felice unter der Leitung von Jochen Rieder aufgenommen. In einige Stücke stimmt die Mezzosopranistin Emily D’Angelo ein. Breathe erscheint am 2. Februar 2024 auf CD und digital. Kurz darauf, am 13. Februar, ist Hera Hyesang Park mit dem Repertoire auf der Bühne der Lotte Hall in Seoul zu erleben.
Eine existenzielle Frage begleitete die Entstehung von Breathe, aufgeworfen durch die Erfahrung der Pandemie, die Hera erschütterte. Doch das Blatt wendete sich für sie durch scheinbar beiläufige Erlebnisse. Die Sängerin stieß auf das Seikilos-Epitaph und den Satz »Solange du lebst, leuchte«. Dann, im Sommer 2022, pilgerte sie auf dem Jakobsweg und ging auf in der Naturerfahrung: »Jeden Morgen war der herrliche Sonnenaufgang wie eine kosmische Umarmung«, sagt sie. Schließlich, die Musik war da gerade eingespielt, hatte sie einen lebhaften Traum, der sie zum Freitauchen animierte: »Als ich unter Wasser den Atem anhielt, erfuhr ich den schönsten Atem, den ich je erlebt habe. Alle Gedanken wurden still, ich existierte einfach. Es war ein tiefes Gefühl des Friedens.«
Luke Howards Hymne eröffnet das Album. Das Werk des australischen Komponisten wurde an die Worte des Seikilos-Epitaphs angepasst. While You Live heißt es nun. Ein begleitendes Video, im Teatro Colón in Buenos Aires unter der Regie des argentinischen Filmemachers Mariano Nante gedreht, zeigt Hera auf einer traumgleichen Reise vom menschenleeren Opernhaus in die Weiten des Ozeans. Es erscheint zeitgleich mit dem Album am 2. Februar.
Und sie singt weitere zeitgenössische Werke: Vocal Ice des katalanischen Komponisten Bernat Vivancos, eine von Michelangelos Pietà inspirierte Vokalise, oder den mittleren Satz von Breath Alone, einem Stück, das die kanadische Komponistin Cecilia Livingston eigens für sie schrieb und das sie im März 2023 in der Carnegie Hall zur Uraufführung brachte, sowie einen Auszug aus Requiem aeternam ihrer Landsfrau Hyowon Woo, bei dem sie von der Ajaeng begleitet wird, einem traditionellen koreanischen Saiteninstrument.
Doch ebenso interessierten Hera Charaktere, die der Todesdrohung mit »unerschütterlicher Entschlossenheit und Widerstandskraft« begegnen. Zuvorderst ein Mensch aus der Wirklichkeit, die junge Helena Wanda Błażusiakówna, die 1944 von den Nazis verhaftet wurde und ihr Gebet in die Wände ihrer Gefängniszelle ritzte. Henryk Górecki hat es in seiner Symphonie Nr. 3 vertont.
Aus der Welt der Oper hat Hera das Bekenntnis der Heiligen Cäcilia ausgewählt, deren Martyrium der italienische Komponist Licinio Refice in seinem Werk von 1934 erzählt, sowie einen Auszug aus Rossinis L’assedio di Corinto, in dem Pamira, ihre Dienerin Ismene (Emily D’Angelo) und ihre griechischen Gefährten angesichts der Eroberung von Korinth durch die Türken den Tod wählen. Hera versetzt sich auch in das Schicksal der Desdemona, die Othellos Eifersucht zum Opfer fällt, in Musik von Rossini und Verdi.
Verdis »Ave Maria« für Shakespeares Heldin wird gespiegelt in einer Version desselben Gebets auf die »Méditation« aus Thaïs von Massenet (arr. Matthias Spindler), der ein Auszug aus dessen Le Cid vorausgeht. Außerdem sind der »Abendsegen« aus Humperdincks Hänsel und Gretel und das »Blumenduett« aus Delibes’ Lakmé zu hören, beides mit Emily D’Angelo gesungen, sowie eine wunderbar expressive Interpretation von »In trutina« aus Orffs Carmina burana.
»Ich hoffe, dass diese Musik die Menschen ermutigt, ihr Leben in Frieden und mit Kraft zu leben«, sagt Hera. »Jeder von uns hat etwas zu sagen, das irgendwo dort draußen gehört werden sollte. Einer von uns findet die richtigen Worte. Wir sollten nicht schweigen, sondern teilen, was wir zu sagen haben. Atme und sei mutig!«