Im Alter von 86 Jahren ist Hans Werner Henze am 27. Oktober in Dresden gestorben. Das teilte der Verlag Schott Music mit. Henze zählte zu den bedeutendsten und vielseitigsten Komponisten der Gegenwart. Während seiner langjährigen künstlerischen Laufbahn schrieb er über vierzig Bühnenwerke, zehn Symphonien, Konzerte, Kammermusik, Oratorien, Liederzyklen und ein aus neun Konzerten bestehendes Requiem.
Geprägt durch seine Kindheit im Dritten Reich und Kriegsgefangenschaft nahm Hans Werner Henzes politisches Engagement ab den 1960er Jahren starken Einfluss auf seine Arbeit als Komponist. So reflektierte er in seinen Werken etwa das Nazi-Regime, die Ereignisse von 1968 und die kubanische Revolution. Henze gab seinen reichen Erfahrungsschatz als Lehrer weiter und beeinflusste mehrere Generation von jungen Musikern und Komponisten.
Besonders tragisch ist der Tod Henzes aus Sicht der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die den Komponisten in ihrer aktuellen Spielzeit als “Capell-Compositeur” ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. So brachte das Orchester unter der Leitung von Marek Jurowski Ende September “L’heure bleue“ zur Aufführung. Und in Anwesenheit des Komponisten dirigierte Christian Thielemann das 2004 entstandene Orchesterwerk “Sebastian im Traum”. Weitere Aufführungen von Henze-Werken mit Jurowski, Thielemann und Myung-Whun Chung sind für November und das Frühjahr 2013 angesetzt (zum Spielplan).
Christian Thielemann weilte beim Eintreffen der Nachricht vom Tod des Komponisten mit der Staatskapelle in Taipeh. “Er war für mich ein Komponist, der wie kaum ein anderer mit den klanglichen Möglichkeiten des Orchesters umzugehen wusste; seine außergewöhnliche Instrumentationskunst erinnerte mich immer an Richard Strauss”, erklärte er tief betroffen.